The House of the Spirits (1993)
1993 wurde aus einem der größten lateinamerikanischen Romanerfolge einer der größten Erfolge des skandinavischen Kinos, wobei Bille Augusts Film wieder als internationale Koproduktion daherkommt. Schon seine Ingmar-Bergman-Verfilmung "Den goda viljan" (1992) zählte neben Dänemark, Schweden und Norwegen zig weitere Länder zu seinen Produktionsländern, darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien. August, der mit "Pelle erobreren" (1987) bereits eine Romanvorlage aufgegriffen hatte und mit "Den goda viljan" das Drehbuch eines populäreren Kollegen verfilmt hatte, suchte sich nun den großen Bestseller von Isabel Allende aus, welchen Bernd Eichinger – ebenfalls auf Bestseller-Verfilmungen spezialisiert – angesichts der (auch in Deutschland) herausragenden Verkaufszahlen des Romans produzieren wollte: "La casa de los espíritus" (1982). Den Weltliteratur-/Bestsellerverfilmungen blieb August nach Erfolg dieses Films in den 90er Jahren weiterhin treu: "Jerusalem" (1996) nach Selma Lagerlöf, "Smilla's Sense of Snow" (1997) nach Peter Høeg und "Les Misérables" (1998) nach Victor Hugo sollten folgen.
"La casa de los espíritus", eine vier Generationen umfassende Familiensaga, stellt einen autobiografisch geprägten Abriss chilenischer Geschichte dar, den die Salvador-Allende-Nichte mit den Mitteln des magischen Realismus aufbereitete, welche den Namen des Films begründen. August bewahrt ebendiesen magischen Realismus in seiner Verfilmung durchaus, dampft dafür aber die ausfernde Komplexität der Vorlage etwas ein, um sie in ein etwa 140minütiges Korsett zu zwängen. Dabei hilft (neben Hans Zimmers Soundtrack und zahlreichen Landschaftsaufnahmen) ein hochkarätiger Cast – darunter Meryl Streep, Jeremy Irons, Winona Ryder, Glenn Close, Antonio Banderas, Vanessa Redgrave, Armin Mueller-Stahl und Vincent Gallo –, die Geschichte fesselnd aufzubereiten: Dem Aufstieg des ehrgeizigen Esteban Trueba, der als Familienmensch an Frau und Schwester so schuldig wird wie als Grundbesitzer an den Arbeitern, folgt die Rache eines rebellischen Arbeiters, der in jeglicher Hinsicht ein Produkt des Gutsherren, seines unehelichen Vaters, ist – ehe dann die Militärdiktatur über alle herfällt. Dabei steht – wie in Allendes Roman – männliches Machtstreben einer weiblichen Duldsamkeit gegenüber, welche am Ende optimistisch Einsicht verheißt, gleichwohl der Film inmitten der Diktatur endet. Dieser Aspekt wird von der oftmals sexualisierten Gewalt, die im Film mehrfach ausgeübt wird, noch betont. Zugleich gewährt Bille August wie Isabel Allende den Schuldigen der Geschichte duldsam Verzeihung. So ist "The House of the Spirits" kein unproblematischer, manchmal auch recht naiver Film, der aber dank Cast & Crew zumindest großes Kino bietet.
Günstig greifbar ist das Werk bei Constantin Film auf DVD: Fassungseintrag von PatsyStone
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