Carne per Frankenstein (1973)
Mit der kommerziellen Underground-Trilogie "Flesh" (1968), "Trash" (1970) und "Heat" (1972) hatte Paul Morrissey seinem Produzenten Andy Warhol gewissermaßen dabei geholfen, die Warhol Factory nicht bloß auf die Leinwände, sondern auch in die kommerziellen Kinos und Vertriebe zu überführen. Auf der Höhe des frühen Splatterfilms und des Sex- und Erotikfilms sowie zum Ende des ausklingenden gothic horror à la Hammer lag es nahe, sich nun auch Motiven des Horrorfilms zu nähern. Mary Shelley nahm man sich in dem am 30. November 1973 uraufgeführten "Carne per Frankenstein" an, Bram Stoker sollte man sich im Anschluss annehmen. Geriet der Vampirfilm zur Politparabel über Blutsauger und Aristokraten, der überraschend hart auch gegen den kommunistischen Vampirjäger austeilt, so arbeitete sich die "Frankenstein"-Variation an Dekadenz, Blutlinien und Körperkult ab und parodierte damit sowohl deutsche Herrenmenschenideologie, die auch Ken Russell in "Lisztomania" (1975) über "Frankenstein"-Motive der Lächerlichkeit preisgeben sollte, als auch die sexuelle Revolution und die Gegenkultur. Wie der Nachfolger präsentiert sich bereits "Carne per Frankenstein" als zweischneidiges Schwert, zumindest als hochgradig ambivaltenter Film, der in erster Linie aber als bizarrer Exzess in Erinnerung bleibt: herausragende 3D-Effekte, reichlich Splatter, viel vulgären Witz, nacktes Fleisch und reichlich absurde Ideen sowie Joe Dallesandro und Udo Kier, die Stars auch des folgenden Morrissey-Films, bilden hier einen sonderbaren Reigen, den man so schnell nicht vergisst.
Eine liebevolle Dual Format-Edition ist im letzten Jahr erschienen: Fassungseintrag von Guilala
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