Glissements progressifs du plaisir (1974)
Als Duo hatten Alain Resnais als Regisseur und Alain Robbe-Grillet als Autor einst "L'année dernière à Marienbad" (1961), einen der einschneidendsten Marksteine in der Geschichte des Films, vorgelegt und waren dann beide jeweils dem Thema des Films verbunden geblieben: dem Aufspalten aktueller Situationen in virtuelle Situationen, dem Nebeneinander von Alternativen anstelle eines Nacheinanders klarer Gegebenheiten. Beide waren Autorenfilmer eines modernen Kinos im besten Sinne; die mindgame oder mindfuck movies der Jahrtausendwende sollten erheblich von ihrem Wirken profitieren. Alain Robbe-Grillet war zugleich aber auch ein Vertreter des erotischen Kinos: in "L'immortelle" (1963), seiner ersten Regiearbeit, hatte sich das ebenso zaghaft angedeutet wie auch schon in "L'année dernière à Marienbad"; in "Trans-Europ-Express" (1966) machte sich dann eine sado-erotische Komponente sehr deutlich bemerkbar. In "L'homme qui ment" (1968) bleibt die Erotik eine treibende Komponente, in dem filmischen Duo "L'Éden et après" (1970) und "N. a pris les dés..." (1971) nehmen auch die populären Motive des erotischen Films sado-masochistischer Natur wieder größeren Platz ein. Als dann "Glissements progressifs du plaisir" nach relativ langer Pause am 7. März 1974 herauskam, hatte der erotische Film längt einen enormen Boom erlebt, mit dem eine Verschiebung des Zeigbaren einhergegangen war. Robbe-Grillet, dessen stark am Sadomasochismus interessierte Gefährtin Catherine Robbe-Grillet gerade erst ihre dominante Seite entdeckt hatte, konnte auf den 1972 entstandenen porno chic und seine Auswirkungen auch auf den populären Spielfilm zurückblicken: "Glissements progressifs du plaisir" reagierte darauf mit einer angezogenen Deutlichkeit – in gewisser Weise gleicht Robbe-Grillets Entwicklung darin ein wenig der Entwicklung eines Comic-Künstlers wie Guido Crepax –, die mancherorts gehörig skandalisiert wurde; vor allem auch weil antiklerikale Spitzen der Geschichte(nsammlung) um Sexualität, Erotik, Sadismus und Mord im Milieu von Nonnen die entscheidene Würze verleihen, derweil die Klärung von Todesumständen immer neue Möglichkeiten und Alternativen aufzeigt. Heute ist das Skandalon kaum mehr vorhanden; es reizt dafür die Vielzahl bekannter Gesichter, darunter Michael Lonsdale, Jean Martin, Jean-Louis Trintignant oder Isabelle Huppert neben Alain und Catherine Robbe-Grillet selbst.
Vince fasst in seinem "kurz angerissen"-Review die Vorzüge des Films in wenige Worte ...
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