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von PierrotLeFou

Vor 100 & vor 75 Jahren: Lubitsch in Hollywood… erstmals – letztmals

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Rosita (1923) & That Lady in Ermine (1948)

Am 3. September 1923 kommt mit "Rosita" der erste Hollywood-Film von Ernst Lubitsch heraus. Ein Vierteljahrhundert später wird mit "That Lady in Ermine" Lubitschs letzte Hollywood-Arbeit veröffentlicht. Lubitsch ist zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, im November 1947. Fertiggestellt wurde "That Lady in Ermine" dann auch – wie schon bei "A Royal Scandal" (1945) – von Otto Preminger. Im Grunde handelt es sich auch eher um einen Preminger-Film, weniger um einen Lubitsch-Film, waren Lubitsch doch bloß acht Drehtage vor seinem frühen Tod vergönnt. Aber Preminger fühlte sich dem Stoff, der auf einer Operette von Jean Gilbert basiert, bloß wenig verbunden, wenngleich er das Projekt  in Lubitschs Sinne fertigstellen wollte. Betty Grable spielt darin eine Doppelrolle: als Regentin Angelina und als deren Ahnin Francesca, die einst eine Eroberung durch die Ungarn zu vereiteln wusste, welche nun auch der frisch verheirateten Angelina wieder droht. Doch auf Weisung der Ahnin soll Angelina mit List und einem Dolch die drohende Eroberung noch abwenden… doch der Eroberer (Douglas Fairbanks jr.) erscheint einfach zu liebenswert… und hat seinerseits Gefallen an der – zu seiner Verzückung wie die Ahnin auf einem Gemälde barfüßig im Hermelin auftretenden – Regentin gefunden. Charmant und zahm kommt "That Lady in Ermine" heute daher – altbacken ohnehin. Als letzter Film Lubitschs darf er sich allerdings der Aufmerksamkeit eines geneigten Publikums noch immer sicher sein – auch wenn weder Preminger noch die Filmkritik allzu viel vom fertigen Produkt hielten. Und immerhin: Dieser Widerstreit von Verliebtheit und (Geschlechter-)kampf hat ja an Aktualität keinesfalls verloren.
25 Jahre zuvor soll auch "Rosita" ein gemeinschaftliches Regie-Projekt gewesen sein: Raoul Walsh, Bruder des Don-Diego-Darstellers George Walsh, soll an der Regie-Arbeit beteiligt gewesen sein. Als Regisseur ins Auge gefasst worden war Lubitsch jedenfalls von Mary Pickford, für die er Deutschland schon Ende 1922 verlassen hatte. Und Pickford hatte sich zuvor vorgenommen, von ihren Mädchen- und Kindfrauen-Rollen abzuweichen: eine Entscheidung, welche die 31-Jährige sicher mit Blick auf die Zukunft ihrer Karriere getroffen hatte. Und so agiert sie hier nach einer Oper von Jules Massenet im Sevilla des 19. Jahrhunderts als einfache Sängerin und Titelfigur, deren Reizen selbst der König verfällt, der sich aber ihren Spott nicht bieten lassen kann und will. Als er Rosita jedoch verhaften lassen will, steht ihr der neue heimliche Verehrer Don Diego zur Seite – der daraufhin selbst mit einem Todesurteil im Nacken hinter Gittern sitzt. Beste Voraussetzungen also für den König, um die eigenen Ziele zu erreichen. Denn um sich Rosita als taugliche Konkubine halten zu können, muss diese erst über eine Ehe mit Don Diego erst in einen höheren Stand gehoben und in einem zweiten Schritt dann zur Witwe gemacht werden. Doch das hat der König die Interessen der Königin nicht eingeplant, die eigene Initiativen ergreift… Wie "That Lady in Ermine" ist auch „Rosita“ ein Ausstattungsfilm (mit Bauten von William Cameron Menzies und Svend Gade) nach musikalischem Bühnenstück, der zudem ähnliche Themen bearbeitet. Zwar kommt der Stummfilm mit singender Titelfigur ohne größere Musikeinlagen aus (auch wenn Louis F. Gottschalk eine eigene Filmmusik geschrieben hat); mitunter aber wurde "Rosita" eine musikalische, mit viel Rhythmusgefühl in stilvolle, opulente Bilder gegossene Handlung attestiert, welche mit ihren zahlreichen Wendungen die Interessenkonflikte der Figuren verhandelt, die hier aus unterschiedlichen Machtpositionen heraus und mit unterschiedlichen Motivationen und Perspektiven ihre Begierden händeln. Kritik und Publikum waren hier – anders als später bei "That Lady in Ermine" – äußerst angetan von dem beschwingten, gewitzten Stoff, der so üppig wie elegant umgesetzt worden ist; indes fand Mary Pickford wenig Gefallen an diesem Film; wohl auch aus gekränkter Eitelkeit. So verwahrloste der Klassiker bald zwischen Vergessenheit und Unauffindbarkeit; eine restaurierte Fassung wurde 2017 veröffentlicht – eine Veröffentlichung für das Heimkino steht allerdings noch aus, wohingegen "That Lady in Ermine" zumindest als alte Universum-DVD (alleine oder als Edition mit "Cluny Brown" (1946)) regelmäßig günstig gebraucht zu bekommen ist: Fassungseintrag von Karm


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