In Cold Blood (1967)
Zwei Männer schließen im Gefängnis Freundschaft. Einer von ihnen sitzt der Mär eines vermeintlich reichen Farmers auf. Bald darauf dringen sie in dessen Haus ein, nehmen ihn, seine Gattin und seine Kinder gefangen, erbeuten eine lächerlich geringe Summe und töten nacheinander jedes der vier Familienmitglieder. Truman Capote macht daraus einen Tatsachenroman und freundet sich dabei mit einem der Täter an - Bennett Millers "Capote" (2005) nimmt sich dieser Geschichte an; Douglas McGraths "Infamous" (2006) ebenso. Fast 40 Jahre zuvor verfilmt der insbesondere für seine Melodramen berühmte Richard Brooks ("Cat on a Hot Tin Roof" (1958)) Capotes 1965/66 erschienenen Tatsachenroman "In Cold Blood".
Der am 14. Dezember 1967 uraufgeführte Film gleichen Namens wird der Literaturvorlage und dem wahren Fall durchaus gerecht: Es ist vielleicht einer der grausigsten, verstörendsten und traurigsten Filme der 60er Jahre, der semidokumentarische Momente mit fantasievollen Imaginationsbildern verbindet, der trotz seines Beharrens auf fließende Grenzen feste Konturen hervorhebt und dabei eine schockierende Tat über eine Struktur annäherungsweise zu erklären versteht, ohne das noch wesentlich komplexere Ineinanderspielen aller Umstände zu leugnen. Es ist ein Film, der liebevolle Momente des Glücks und des Mitleids mit galligen, kalten Momenten kruder Gewalt verbindet; ein Film, der zum Teil Verständnis für Täter schafft, ohne das Schicksal der Opfer zu verharmlosen. Brooks Inszenierung, die mit bedeutungsvollen Bildkompositionen, mit der Montage und insbesondere mit langsamen Überblendungen ganz gezielt arbeitet, bewirkt dank Kameramann Conrad L. Hall ("Road to Perdition" (2002), "American Beauty" (1999), "Butch Cassidy und Sundance Kid" (1969), "Cool Hand Luke" (1967)) und Cutter Peter Zinner ("The Godfather" (1972), "The Godfather 2" (1974), "The Deer Hunter" (1978)) wahre Wunder. Scott Wilson als mitleidloser, aufbegehrender und einfältiger Dick und vor allem Robert Blake, den viele als Mystery Man aus Lynchs "Lost Highway" (1997) kennen dürften, als unglücklicher Träumer Perry tragen erheblich zur großen Wirkkraft des Films bei, an welcher auch der Soundtrack von Quincy Jones ("In the Heat of the Night" (1967), "The Color Purple" (1985)) seinen Anteil hat.
Die alte Columbia TriStar-DVD (Fassungseintrag von jtip) ist derzeit leider ebenso vergriffen wie Sonys Collector's Edition (Fassungseintrag von Karm), welche "In Cold Blood" und Millers "Capote" enthält. Dennoch sind beide Ausgaben – letztere auch als BluRay! – teilweise für annehmbare Preise zu bekommen.
Registrieren/Einloggen im User-Center
So, an “In Cold Blood” soll nun pünktlich zum Winteranfang erinnert werden, nachdem ich am ursprünglichen Termin die ersten zwei “Malombra”-Verfilmungen reinquetschen musste, die ich erst in diesem Jahr kennengelernt hatte…
Morgen macht dann ratz weiter, am Heiligabend Stefan M… 😉