Bedlam (1946)
Der Begriff bedlam bezeichnet wahlweise eine Situation, die von Chaos, Tumult, Durcheinander oder Verwirrtheit gekennzeichnet ist, oder aber (weniger gebräuchlich) einen Wahnsinnigen bzw. ein Irrenhaus, was vielleicht adäquate deutsche Entsprechungen wären, die hierzulande freilich ihrerseits nicht mehr so ganz gebräuchlich sind. Abgeleitet ist bedlam vom Namen Bedlam, der eine saloppe Kurzform des Bethlem Royal Hospitals darstellte, welches im kommenden Jahr auf eine 775-jährige Geschichte zurückblicken kann. 1247 gegründet und im späten 14. Jahrhundert zunehmend auf Geisteskrankheiten spezialisiert, zog die bald populär Bedlam getaufte Anstalt alsbald das Interesse des jakobinischen Theaters auf sich. Über 300 Jahre später wurde das Bedlam auch auf der Kinoleinwand recht populär thematisiert: Mark Robsons "Bedlam" kam am 19. April 1946 als letzter von Val Lewton produzierter Horrorfilm der RKO in die Kinos. Dieser neun Horrorfilme umfassende Zyklus wird meist als psychologisch ausgerichteter Horrorfilm begriffen, zugleich aber auch dem klassischen Horrorfilm zugeordnet. Und in der Tat sind Einflüsse der gothic fiction hier unübersehbar, aber anders als in den Universal-Horrorfilmen wurde hier kein Monstrum, sondern das Diffuse, der bedrohliche Schatten, die Einbildungskraft und teilweise auch das Motiv der Täuschung, des Irrtums, des Wahns betont. "Bedlam" rückte nun als letzter Film des Zyklus – während dessen Produktion der Misserfolg des Vorgängers "Isle of the Dead" (1945) bereits offensichtlich wurde – den Wahnsinn ins Zentrum und in den Titel; und ist damit im Grunde einigermaßen up-to-date, denn infolge der Kriegsheimkehrer-Traumata nach Ende des Zweiten Weltkriegs rückten Trauma, Psychoanalye und Psychatrie vielleicht nicht an die vorderste Hollywood-Front, aber doch etwas weiter nach vorn: Hitchcocks "Spellbound" (1945) zeugt davon, Alfred L. Werkers "Shock" (1946) ebenso, auch John Hustons "Let There Be Light” (1946/1980), Anatole Litvaks "The Snake Pit" (1948) oder eben ein "Bedlam" (1946) mit seinem konsequenten Titel.
Boris Karloff stand hier wie schon in "Isle of the Dead" für Robson vor der Kamera, derweil Robson seinen vierten Beitrag zum Lewton-Zyklus vorlegte: einmal mehr auf die kontrastreiche Licht-und-Schatten-Ästhetik zurückgreifend, die den film noir und den klassischen US-amerikanischen Horrorfilm gleichermaßen mit dem expressionistischen deutschen Stummfilm verband, in welchem die Schatten bereits als Ausdruck einer diffusen Beklemmung dienten. In "Bedlam" sind die Schatten vielfach die Schatten von Gitterstäben, die Wände, Böden oder ganze Räume ausfüllen und oft genug auch über die Gesichter der Figuren wandern. Beklemmung pur, aber es ist nicht allein ein Symbol des Wahns, der etliche Figuren in seinem Griff hat, sondern auch ein Symbol der unrühmlichen Methoden in Bedlam, hinter denen Horror-Star Boris Karloff als Schurkengestalt des Films steht. Ihm steht eine fromme Gegenspielerin (Anna Lee) gegenüber, die sich gegen die menschenverachtenden Zustände ausspricht und somit bald selbst die Bedrohlichkeit ihres Gegenspielers zu spüren bekommt...
Mehr ist im lesenswerten Review von Frankie zu erfahren...
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