The Seventh Victim (1943)
Man kannte Teufelsanbeter bereits aus dem semidokumentarischen, essayistischen Pseudo-Horrorfilm "Häxan" (1922) sowie aus Ulmers filmischem Alptraum "The Black Cat" (1934), der klassische Musik ähnlich effektiv und unheilsschanger einsetzt wie "The Seventh Victim": aber erst dieser am 1. August 1943 uraufgeführte Film machte aus ihnen eine realistischere Bedrohung, die nicht in der Vergangenheit, nicht in der exotischen Fremde, sondern mitten in der Großstadt wütet. Allerdings erreicht er dabei noch nicht die Alltäglichkeit des Bösen, die Polanski später mit "Rosemary's Baby" (1968) inszenierte, sondern verleiht ihr wie seine Vorgänger eine sonderbare Aura, die hier durch Schattenspiele in der Tradition des deutschen Expressionismus, des US-Horror-Tonfilms der 30er Jahre und des film noir fast durchgängig intensiviert wird.
Mark Robson, der zuvor bei "Citizen Kane" (1941), "The Magnificent Ambersons" (1942), "Cat People" (1943) und "I Walked with a Zombie" (1943) am Schnitt mitwirkte, liefert mit "The Seventh Victim" seine erste, inszenatorisch herausragende Regie-Arbeit ab, die zwischen Horrorfilm und film noir-Thriller oszilliert und sich viele Stärken von Jacques Tourneur abschaut: Ist es in "Cat People" der zischende Bus, der Hauptfigur und Publikum ängstigt, so sind es hier ein streunender Hund und eine kippende Mülltonne. Und die Bedrohung liegt meist im Schatten verborgen und eine diffuse Beklemmung ersetzt die konkrete Gefahr. Der erste Mord, der sich nach 20 Minuten ereignet, findet in gespenstischer Lautlosigkeit im Off statt: Eine Szene, die fast schon an Argentos Mord während des Stromausfalls in "Inferno" (1980) erinnert – so wie auch die Grundidee des Films in mancherlei Hinsicht mit "Suspiria" (1977) vergleichbar ist. Noch ein anderer Klassiker wird hier bereits vorweg genommen: Der bedrohliche Schatten hinter dem Duschvorhang aus "Psycho" (1960) ist bereits in einer spannungsreichen Szene gegenwärtig (anfangs quasi als Variation der Schwimmbad-Szene aus "Cat People"). Erwähnenswert ist der Film darüber hinaus auch noch für Kim Hunters Leinwand-Debüt: Man kennt sie vor allem als Dr. Zira aus der Reihe um den "Planet of the Apes" (1968-1973) sowie als Stella Kowalski aus "A Streetcar Named Desire" (1951).
Robsons kleines Genre-Juwel, das sicherlich zu seinen besten Filmen gezählt werden kann, basiert auf einem mehrfach umgeschriebenen Drehbuch und enthielt nach der Montage letztlich nicht alle angedachten Szenen: So wies der Film in den Augen mancher Kritiker eine unbefriedigende Dramaturgie auf, wobei man Auslassungen und eine freiere Form gerade auch als Stärke dieses Horrorthrillers über Beklemmung und unbekannte Bedrohung auffassen kann – und in den sich andeutungsweise und unscheinbar philosophische Assoziationen und (positiv konnotierte) homoerotische Untertöne mischen. Andere Kritiker wie Jonathan Rosenbaum sehen in dem Werk daher sogar den besten Horrorfilm aller Zeiten. Über seinen Status als einer der wichtigsten Horrorfilme der 40er Jahre sind sich die etablierten Kritiker heutzutage aber weitestgehend einig.
Worum es überhaupt geht, verrät Moonshade in seiner ausführlichen Inhaltsangabe.
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