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von Stefan M

Vor 25 Jahren: Die Renaissance des eigentlich toten Slasher-Subgenres

Stichwörter: 1990er Barrymore Campbell Craven Horror Jubiläum Klassiker Metafilm Parodie Slasher Spielfilm Thriller USA

Scream (1996)

Serienmörder, die mit spitzen Werkzeugen auf unschuldige Menschen losgehen, hatte es auch vor "Halloween" schon gegeben, aber man kann festhalten, dass erst John Carpenters Klassiker dem Slasher-Film einen gewaltigen Schub gab, der dafür sorgte, dass ab 1978 unzählige Nachahmer auf den Markt geworfen wurden, die freilich dem Original nie das Wasser reichen konnten. Wes Craven war mit "Nightmare on Elm Street" verdammt nah dran und konnte auf jeden Fall mit Originalität punkten, denn ein Killer, der Teenagern im Schlaf auflauerte, um sie in der Realität umzubringen, war etwas Neues. Dennoch war 1984, als der Film herauskam, eigentlich schon die Welle abgeebbt, und obwohl die populären Reihen um Michael Myers, Freddy Krueger und Jason Vorhees stetig fortgeführt wurden, starben die Slasher wegen ausbleibender Zuschauer bis Mitte der 90er einen siechenden Tod.

Craven hatte das frühzeitig erkannt, weshalb sein siebter Teil der "Nightmare on Elm Street"-Serie "Freddy's New Nightmare" sich auch gar nicht erst mit den Gepflogenheiten des Slasher-Genres beschäftigte, sondern Schauspieler wie Heather Langenkamp und Robert Englund als sie selbst auftreten ließ, die sich plötzlich mit einem echten Freddy Krueger konfrontiert sehen. Diese Film-im-Film-Verschachtelung brüskierte viele Freddy-Fans, andere erfreuten sich an dem neuen Ansatz. Reichte der Film noch nicht aus, um neues Leben ins Subgenre zu pumpen (und war er auch gar nicht als solcher gedacht), so gelang Craven mit dem am 18. Dezember 1996 uruafgeführten "Scream" die fulminante Rückkehr des Slashers, und eine neue Generation von Filmemachern wurde zu neuen Taten inspiriert.

Was aber machte "Scream" anders als andere Slasher? Zum einen ist da ein ähnlicher Ansatz wie in "Freddy's New Nightmare" zu erkennen: Die einzelnen Charaktere begreifen sich selbst als Figuren inmitten eines Horrorfilms, in dem ein maskierter Killer junge Leute dezimiert. Besonders in Gestalt des Videonerds Randy (Jamie Kennedy) wird hier ständig verbal an Genre-Klischees erinnert, scheinbar ungeschriebene Regeln wie die Tatsache, dass Jungfrauen höchste Überlebenschancen haben und sich der Killer immer noch einmal aufrafft, selbst wenn er tot zu sein scheint. Darüber hinaus werden typische Slasher-Szenarien parodiert, in denen dickbrüstige Frauen allein in den Keller gehen, um dort den erwartbaren Tod zu sterben – und natürlich darf auch die Szene nicht fehlen, in der einer der Protagonisten im Film Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) dabei zusieht, wie sich ihr Michael Myers nähert, während sich im Hintergrund hinter ihm der Killer anschleicht, und das alles zu Carpenters berühmtem ,,Halloween"-Score.

Diese selbstironische Herangehensweise hat ,,Scream" selbstverständlich nicht exklusiv. Schon früh kamen Parodien wie "Was macht der Tote auf der Wäscheleine?" auf, die die Mechanismen des Genres rekapitulierten und persiflierten. Allerdings muss man sagen, dass Cravens Film auch davon abgesehen bis heute hervorragend als Horrorfilm funktioniert: Die Eröffnungssequenz mit Drew Barrymore ist Terror höchster Güteklasse, wie überhaupt die Spannungsmomente äußerst effektiv inszeniert sind bis hin zum genüsslich in die Länge gezogenen Finale, in dem die Hauptfigur Sidney Prescott (Neve Campbell) endgültig ins Visier des Killers gerät und ihrem Final-Girl-Status gerecht werden muss. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die Täterfrage wirklich überrascht, obwohl ja stets damit kokettiert wird, erfahrene Genre-Kenner wüssten, was da auf sie zukommt. Und zu guter Letzt hat Craven auch noch einen kompetenten und sympathischen Cast zusammengesetzt, der qualitativ deutlich über dem genreüblich eher dürftigen Niveau angesiedelt ist.

Der Film war derart erfolgreich, dass Fortsetzungen die unumgängliche Folge waren. 1997 kam "Scream 2", 2000 "Scream 3" in die Kinos. Letzterer sollte eigentlich der Abschluss werden, aber elf Jahre später setzte Craven sich dann doch noch einmal auf den Regiestuhl und brachte dafür auch noch einmal alle überlebenden Figuren zusammen. Im Januar 2022 wird dann ein neuer "Scream" in den deutschen Kinos laufen – erstmals ohne den verstorbenen Craven.

Mehr? Review von McClane


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