Los monstruos del terror (1970) & Taste the Blood of Dracula (1970) & House of Dracula (1945)
"Dracula jagt Frankenstein!" Eine Dialogzeile, die zugleich den deutschen Titel des im Februar 1970 uraufgeführten Monster-Crossovers "Los monstruos del terror" abgibt – und die im fertigen Film derart sinnwidrig platziert wurde, dass man den Eindruck hat, hier hätten die Verantwortlichen der Synchronisation humorvoll gegen dümmliche Marketing-Strategien revoltiert: Denn Dracula und das Frankenstein-Monstrum kommen zwar beide im Film vor (tragen allerdings die Namen Graf Janos und Farancksalan-Monstrum), doch die Feststellung, dass Dracula Frankenstein jagen würde, wird von einer Figur ausgerechnet dann vorgetragen, als sich die Mumie und der Wolfsmensch balgen. Vier klassische Halbwesen tummeln sich also (neben Außerirdischen und Bondgirl Karin Dor) in dieser spanisch-italienisch-deutschen Koproduktion, in der freilich neben gleich drei Regisseuren (Hugo Fregonese, Eberhard Meichsner und Tulio Demicheli) Darsteller Paul Naschy seine Finger im Spiel hatte. Unter dem Einfluss des klassischen Universal-Horrorfilms belebte Naschy im spanischen Horrorfilm die klassischen Halbwesen neu, insbesondere in seiner Paraderolle als Werwolf Waldemar Daninsky: 1968, als sich der moderne Horrorfilm gerade Bahn brach, hatte er den altmodischen gothic horror wiederbelebt und mit modischen Grausamkeiten verquickt. Mit dieser Masche hatte er etwa bis 1973 wiederholt Erfolg: in gewisser Weise surfte er somit auf der Welle der 1957 ersonnenen gothic horror-Streifen aus der Hammer-Schmiede, die zwischen 1966 und 1972 ihre Hochphase erreichte, in der sich aber schon zu Beginn der der 70er Jahre abzeichnete, dass die gothic horror-Sparte trotz aller Modernisierungsbemühungen als altmodisches Subgenre zum Niedergang verurteilt war. Dass Dracula in den Hammer-Filmen "Dracula A.D. 1972" (1972) und "The Satanic Rites of Dracula" (1973) in der Gegenwart wütete und sein Widersacher Van Helsing in "The Legend of the 7 Golden Vampires" (1974) durch ein Eastern-Setting flanierte, war das Ende einen Schwanengesangs, der sich im Grunde schon im am 7. Mai 1970 uraufgeführten "Taste the Blood of Dracula" sichtbar anbahnte... In Naschys Filmen war solch ein Niedergang schon von Anfang an abzusehen: Im Waldermar-Daninsky-Erstling "La marca del Hombre-lobo" (1968) plagte sich der Wolfsmensch mit Vampiren herum, ebenso in "La noche de Walpurgis" (1971); in "El retorno de Walpurgis" (1973) ist er Opfer des Fluchs der vom Ahnen als Hexe verbrannten Gräfin Bathory und in "Doctor Jekyll y el Hombre Lobo" (1972) geisterte er durch den populären Jekyll-&-Hyde-Stoff; in "La maldición de la bestia" (1975) trifft er auf der Yeti, der schon in "La furia del Hombre Lobo" (1972) für sein Unheil verantwortlich gewesen zu sein schien... Crossover-Höhepunkt war aber für lange Zeit fraglos das Vampir-Mumien-Wolfsmensch-Kunstmensch-Spektakel "Los monstruos del terror" (1970) (ehe Naschy Jahre später in "El aullido del diablo" (1987) nochmals einen draufzulegen versuchte). Ausführlicher aufgedröselt wird der obige Teil im Review von PierrotLeFou...
In Hammers "Taste the Blood of Dracula" sind die ersten Anzeichen der Verramschung deshalb offensichtlich, weil der bereits fünfte Teil der Reihe die Auferstehungsstory des Vampirgrafen doch etwas überstrapaziert: agierte im ersten Sequel "The Brides of Dracula" (1960) ohnehin bloß der von Peter Cushing verkörperte Widersacher Van Helsing, so erweckte die Zuführung frischen Blutes in "Dracula: Prince of Darkness" (1968) und "Dracula Has Risen from the Grave" (1969) den zu Asche zerfallenen bzw. traditionell in fließendem Wasser verschiedenen Vampir zu neuen Leben; in "Taste the Blood of Dracula" jedoch sind es vier sündhafte Männer, die den Grafen auferstehen lassen wollen, indem sie sein pulverisiertes Blut trinken. Drei Männern überlegen es sich anders, erschlagen den Leiter der Zeremonie, dessen Leichnam später auf wundersame Weise in den Körper Draculas (Christopher Lee) transformiert, der somit erst nach einer knappen Dreiviertelstunde die Bildfläche betritt, um die Erschlagung seines Dieners zu rächen. Ein recht beliebiges Konzept, wie auch Vince in seinem Review attestiert, das auch auf die Abwesenheit Draculas in einer früheren Drehbuchidee verweist. Mit gehäuften erotischen Einsprengseln und Anklängen einer fin de siécle-Dekadenz vermengte Regisseur Peter Sasdy aber auch ausreichend gothic horror-Schauwerte, um das geneigte Publikum bei Stange halten zu können...
Dieses ständige Wiedererwecken des toten Grafen aus Hammers Dracula-Reihe hat seine Wurzeln freilich in Universals früheren Dracula-Filmen: ließ man zunächst "Dracula's Daughter" (1936) und den "Son of Dracula" (1943) wüten, um an Tod Brownings legendären "Dracula" (1931) mit Bela Lugosi anzunüpfen, so setzte man 1944 schließlich auf die Wiederbelebung des Toten: Ein mad scientist plant in "House of Frankenstein" die Erweckung des verstorbenen Wolfsmenschen Lyle Talbot sowie des Frankenstein-Geschöpfes und des Grafen Dracula, der hier belebt wird, indem man den Pfahl aus seinem Gerippe zieht. Eine Technik, die man bei Hammer in "Vampire Circus" (1972) wiederholen sollte... In Erle C. Kentons am 7. Dezember 1945 uraufgeführten "House of Dracula" ist der Vampir (John Carradine) dagegen gleich zu Beginn quicklebendig, nachdem er in "House of Frankenstein" zu Asche zerfallen war, derweil der Wolfsmensch mit einer Silberkugel erschossen worden ist und Frankensteins Monster mit dem mad scientist in einem Sumpf versinken musste. Aber auch der Wolfsmensch (Lon Chaney jr.) weilt in "House of Dracula" wie selbstverständlich unter den Lebenden: Unabhängig voneinander suchen Vampir und Werwolf im Hause Dr. Edelmanns Hilfe, um ihren jeweiligen Fluch loszuwerden. Im Verlauf der Handlung wird der Doktor vom Vampir gebissen, um sich flugs in eine Mixtur aus Vampir und Mr. Hyde zu verwandeln und an der Wiedererweckung des versunkenen Frankenstein-Monsters (Glenn Strange) zu arbeiten. Diese läppische Geschichte voller Logiklöcher hat nun den inneren Zusammenhang des gothic horror-Franchise vollends über Bord geworfen, um ein Monster-Crossover der Oberflächenreize zu zelebrieren, das später bei Paul Naschy nachhallen sollte... Mehr zum Film verrät Realjackass in seinem Review.
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Den einen einen besinnlichen Reformationstag, den anderen ein erholsames Wochenende. Und natürlich allen ein Happy Halloween – wenn auch ohne größere Feiern in diesem Jahr… Was einem immerhin noch mehr Zeit verschafft, wieder einmal ein paar alte Horrorschinken einzulegen… 😉