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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Lon Chaney auf der Höhe seines Schaffens

Stichwörter: 1920er Chaney-sr. Drama Hillyer Historienfilm Horror Hugo Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Laemmle Liebesfilm Literaturverfilmung Mayo Spielfilm Stummfilm Thalberg USA Valli Worsley

The Shock (1923) & The Hunchback of Notre Dame (1923)

1919 hatte Lon Chaneys Entwicklung zum gefragten Hauptdarsteller stattgefunden; im selben Jahr stand er erstmals vor Tod Browning vor der Kamera, mit dem ihn eine langwierige Zusammenarbeit verbinden sollte. Als Fagin in Frank Lloyds "Oliver Twist" (1922) brillierte er bereits in einem großen Prestigeprojekt, aber das erste große Meisterwerk, das über Jahrzehnte nichts von seiner Faszination eingebüßt hat, kam 1923 heraus, wobei sich die Angaben widersprechen: Weiß die deutschsprachige Wikipedia zu berichten, dass die Uraufführung am 30. August 1923 in der Carnegie Hall stattgefunden habe, so gibt die englischsprachige Wikipedia den 2. September 1923 im New Yorker Astor Theatre an – eine Angabe, die gebräuchlicher zu sein scheint. Seitdem jedoch ist das Werk mit seinen Kulissen und mehr noch mit dem schmerzhaften Prozedere, das Chaney für seine Maskerade über sich ergehen ließ, berühmt-berüchtigt. Wallace Worsley inszenierte Victor Hugos Romanklassiker mit einem seinerzeit nicht selbstverständlichen Aufwand – auch auf Geheiß des Produzenten Irving Thalberg, dem neben Chaney auch noch Carl Laemmle zur Seite stand. Rückblickend war "The Hunchback of Notre Dame" dank dieser Namen eine erste Andeutung des Horrorfilm-Zyklus von Universal, wobei die Geschichte des buckligen Glöckners, der eine junge Roma vor dem Priester  Jehan schützt und dabei leitztlich sein Leben lässt, trotz aller Entstellungen und vollzogenen oder angedrohten Torturen freilich im Kern ein Drama bleibt. Die Entwicklung zum Horrorstar war hier – gerade auch nach Filmen wie Worsleys " A Blind Bargain" (1922) und dem schon 1920 gedrehten "While Paris Sleeps" (1923) – absehbar; ab 1925 begann sich der Anteil der Horrorfilms in Chaneys Filmografie zumindest merklich zu erhöhen.
Einer der Regisseure von Universals Horror-Zyklus war Mitte der 30er Jahre Lambert Hillyer: Wenige Monate vor "The Hunchback of Notre Dame" hatte er einen Chaney-Film fertiggestellt, in dem Chaney ebenfalls als körperlich beeinträchtigte Hauptfigur eine schöne Frau (Virginia Valli) begehrt, ohne sich Chancen ausmalen zu können. Das am 10. Juni 1923 uraufgeführte Kriminaldrama "The Shock" ist aber beinahe schon ein Gegenentwurf zu "The Hunchback of Notre Dame": Am Ende hat sich der Gangster moralisch gewandelt, ist er nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen und verliebt sich die begehrte Frau in ihn. Die schlechte Frau indes, Queen Ann (Christine Mayo), der Chaneys kleiner Gangster als Handlanger unterstellt war, hat ihre vermeintlich gerechte Strafe erhalten und ihr Leben lassen müssen.
Image Entertainment hatte "The Shock" eine empfehlenswerte DVD spendiert (Fassungseintrag von forkboy); "The Hunchback of Notre Dame" ist erst im letzten Jahr bei Eureka als Blu-ray herausgekommen (Fassungseintrag von Chainsaw-Hunter) ...


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