It's a Wonderful Life (1946)
Schon die zugrundeliegende Kurzgeschichte von Philip Van Doren Stern war ein Weihnachtsstoff: vom Autor, der keinen Verlag dafür finden konnte, in Weihnachtskartenform an allerlei Bekannte geschickt. Geschrieben hatte er die Geschichte, als der Zweite Weltkrieg frisch ausgebrochen war; verschickt hatte er sie 1943, als auch die USA seit zwei Jahren am Krieg partizipierte: 100 Jahre nach Charles Dickens' "A Christmas Carol" (1843), dem die Geschichte sicher einiges verdankt. Frank Capras Verfilmung des reichlich unbekannten Stoffes kam dann in der Nachkriegszeit, am 20. Dezember 1946, in die Kinos – und enwickelte sich über die Jahre, insbesondere über zahlreiche TV-Austrahlungen in den 80er Jahren, zum großen Weihnachts-Klassiker: vielfach zitiert, von Filmen à la "Butterfly Effect" (2004) (eher läppisch) variiert, teils in anderen Medien frei adaptiert, etwa von Don Rosa als Donald Duck-Comicvariante...
Doch zunächst war "It's a Wonderful Life" erst einmal trotz gar nicht einmal schlechter Zuschauerzahlen ein kommerzieller Flop, der gemischte Kritiken erhielt; und noch dazu als antikapitalistisch wahrgenommen und im unmittelbaren Vorfeld der McCarthy-Ära entsprechend skeptisch beäugt wurde. Die Vorwürfe, die weniger wohlwollende Kritiker dem Film machten, trifft man noch heute an: sentimental und naiv sei der Film. Andere sahen gerade darin die liebenswürdigen Vorzüge. Die Geschichte eines mit Selbstmord liebäugelnden Mannes (James Stewart), der von einem Schutzengel in eine alternative Welt geführt wird, in der er nie geboren worden ist, was ihm im Anschluss zu neuem Selbstwertgefühl und Lebensmut verhilft, ist freilich reichlich verkitscht: Diese Variation der Reise, die Dickens' Mr. Scrooge mit dem Geist der zukünftigen Weihnacht in eine alternative Zukunft unternimmt, die durch diese Erfahrung noch abgewendet werden kann, arbeitet mit Klischees zuhauf. (An Mr. Scrooge gemahnt auch der von Lionel Barrymore gespielte Mr. Potter: Barrymore war wegen seiner Scrooge-Rolle in der 1944er Radioadaption überhaupt erst ausgewählt worden.) Aber gerade diese Klischees spitzen – simpel, aber bei aller Durchschaubarkeit dennoch effektiv – sowohl das soziale Anliegen als auch die Emotionalität des Films zu, was gerade auch angesichts des märchenhaft-fantastischen Anstrichs und des Weihnachtszeit-Kontextes adäquat erscheint: Immerhin war schon "A Christmas Carol", der auch bereits Süßlichkeit und Düsternis einander gegenüberstellt, kein Gipfel der Subtilität. Und insbesondere in der Nachkriegszeit mag der Gedanke, dass das Leben trotz elender Umstände unbezahlbaren Wert hat, reizvoll gewesen sein.
Mehr zum Film und seinen Qualitäten verrät Sam Ace Rothstein in seinem Review...
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