Pulp Fiction (1994)
Mit dem ab dem 21. Mai 1994 aufgeführten „Pulp Fiction" schuf Quentin Tarantino einen der Kultfilme der 90er-Jahre. Oder ist es sogar der Kultfilm schlechthin? Wenn man der Onlinefilmdatenbank Glauben schenken darf, wo er sich regelmäßig mit anderen Publikumslieblingen wie „Die Verurteilten" oder „Zwei glorreiche Halunken" um Platz 1 prügelt, ist der Gedanke nicht von der Hand zu weisen. Das wirft die Frage auf: Wie konnte Tarantino ein Film gelingen, der noch heute, 25 Jahre später, in aller Munde ist und unzählige Nachahmer nach sich zog?
Den größten Anteil daran hat sicherlich das oscarprämierte Drehbuch. Das liegt wohl weniger an der nicht-chronologisch erzählten Episodenstruktur, in der Anfangs- und Schlussszene im Restaurant zwar die Klammer bilden, aber nicht Beginn und Ende darstellen, sondern in der Geschichte zeitlich eher mittig anzuordnen sind, während das eigentliche Ende der Geschichte bereits in der Mitte stattfindet. Durch das Durcheinanderwirbeln der Zeit ist es möglich, eine der Hauptfiguren später wieder auftauchen zu lassen, obwohl sie eine Szene zuvor getötet wurde. Das ist wahrlich nichts Neues; schon Stanley Kubrick in „Die Rechnung ging nicht auf" und Tarantino selbst zwei Jahre zuvor in „Reservoir Dogs" hatten mit Zeitsprüngen gearbeitet, aber es erschien 1994 innovativ.
Einer der Hauptgründe sind vielmehr die absurden, endlos zitierfähigen Dialoge, bei denen sich Auftragskiller lieber über Cheeseburger, Fußmassagen und gescheiterte Fernsehserien unterhalten als darüber, dass sie in wenigen Minuten Menschen über den Haufen schießen müssen – ein Fakt, der die beiden Hauptdarsteller John Travolta und Samuel L. Jackson zur personifizierten Coolness vor allem für all diejenigen machte, die in den Neunzigern groß wurden und auf Schulhöfen das nächste große Gesprächsthema suchten. Hinzu kommt, dass nahezu jede Episode in grotesken Gewaltausbrüchen oder zumindest äußerst schrägen Situationen mündet – von schlecht ausgeführten Restaurantüberfällen über Wiederbelebungsversuche mit gigantischen Spritzen und Autofahrten mit blutverschmierter Heckscheibe bis hin zu Mordversuchen, die unfreiwillig in einem Folterkeller mitsamt Sexsklaven enden.
Auf der Habenseite stehen ferner eine bis in die kleinsten Nebenrollen hinein gut aufgelegte Starbesetzung und als Krönung eine bunte Songmischung mit Klassikern aus verschiedenen Dekaden („Son of a Preacher Man", „Girl, You'll Be a Woman Soon" oder in der unvergesslichen Tanzszene mit Travolta und Uma Thurman, „You Never Can Tell"), die auch den Soundtrack dieses immer noch frisch wie eh und je wirkenden Films absolut hörenswert machen, ohne dass auch nur eine Note originär für „Pulp Fiction" entstanden wäre. So pointiert wie hier sollte Tarantino in der Folge nur noch selten sein.
Als Beispiel für eine kritische Besprechung des Films sei an dieser Stelle auf das Review von Bretzelburger verwiesen...
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