Eddie Murphy als Verhandlungsexperten der Polizei zu besetzen, wirkt im ersten Moment logisch, denn etwas anderes machte er schon in seiner "Beverly Hills Cop"-Trilogie nicht - nur das er sich dabei meist selbst aus der Bredouille quatschen musste, was ihm zumindest im ersten Teil ausgezeichnet und witzig gelang.
Da er in "Metro" aber ernsthafter vorgehen muss, hat ihm das Drehbuch eine Menge emotionalen Ballast verschrieben, um damit so etwas wie Tiefgründigkeit zu vermitteln. Murphy als Inspector Scott Roper hat nicht nur mit seiner Spielsucht zu kämpfen, sondern wird von seiner Freundin verlassen und verliert dann auch noch seinen Partner durch den psychopatischen Killer Michael Korda (Michael Wincott). Schon an dieser Ausgangssituation ist zu erkennen, dass Murphy leider nicht der richtige Mann für den Job ist - ein Fakt, den der Film auch selbst bestätigt, denn die vermeintliche Verhandlungs-Thematik wird nach dem Auftreten des Killers sang und klanglos fallengelassen.
Während zu Beginn Roper einmal sein psychologisches Geschick zeigen darf, wird er spätestens mit dem Eintreten der dramatischen Ereignisse zum hirnlosen Action-Heini. Weder ist er in der Lage Trauer wegen seines toten Partners zu zeigen, noch kann er wirklich auf seine Freundin eingehen, die ihn wegen seiner Spielsucht verlassen hatte. Er spielt einfach den noch immer verliebten Süßholzraspler, der mal eine Sportübertragung beiseite lässt und gemeinsam mit ihr kocht - und schon sind alle Probleme vergessen.
Dazu erhält er in Kevin McCall (Michael Rapaport ) einen neuen Partner und ist viel zu sehr damit beschäftigt, dem vermeintlichen Anfänger das Tagesgeschäft beizubringen, als noch einmal an den verstorbenen Freund zurückzudenken. Zwar ist die Szene, in der er McCall das Verhandeln beibringen will, eine der wenigen gelungenen des Films, nur fragt man sich, was damit bezweckt wird, da weder Murphy noch Rapaport danach diese Fähigkeiten in der Praxis beweisen müssen.
Darüber nachzudenken, ob Murphy hier weniger nervt als sonst, sollte kein positives Bewertungskriterium sein, denn den Film zeichnet eine durchgehende Lieblosigkeit aus, die auch durch gut inszenierte Action-Szenen nicht verdeckt werden kann. In diesem Punkt liegt der entscheidende Unterschied zum ersten "Beverly Hills Cop" - Teil, an dessen Erfolg man mit "Metro" wieder anknüfen wollte. Murphy in den frühen 80ern war nicht nur witziger und origineller, sondern man nahm ihm - trotz seiner scheinbar albernen Art - immer die Ernsthaftigkeit ab, mit der er den Fall klären wollte. "Metro" wirkt dagegen völig unauthentisch und verkommt zu einer reinen, immer wieder durch konstruierte Ereignisse verlängerten Jagd auf den Killer Korda.
Die Szene ,in der Roper in den Knast geht, um verbal muskelspielend Korda einzuschüchtern, ist der Tiefpunkt des Films und stellt in seiner Lächerlichkeit auch die anfänglich noch überzeugenderen Momente in Frage. Roper strahlt hier weder Souveränität, Selbstbewusstsein noch jegliches psychologische Einfühlungsvermögen aus, sondern wirkt hier wie der kleine Junge, der laut im dunklen Wald pfeift. Wie das zu einem Verhandlungsführer passen soll, der auch in den stressigsten Momenten seine Nerven im Griff haben sollte, kann auch das Drehbuch nicht beantworten - das daraufhin nur den einfachsten Gefängnisausbruch (eines Polizistenmörders) der Filmgeschichte bietet, um das debile Geschehen weiter zu führen.
Aber immerhin gibt es ja noch eine Menge Action, die einiges zu bieten hat, aber die Konstruiertheit des Film nur zusätzlich bestätigt. Korda wirkt dabei wie ein Stehaufmännchen, dass jedesmal ,nachdem Roper ihn überwältigt hatte, den Ort des Geschehens wechselt, so dass Roper in seiner Jagd nach ihm, immer wieder von vorne anfangen muss. Gut ist das an den spektakulären und langen Szenen mit der Kabelbahn zu erkennen, die zwar von Murphy vollen Einsatz verlangen, aber letztendlich keinerlei Wirkung erzielen. In ihrem Wunsch dem Zuschauer noch eine weitere Jagd durch ein Parkhaus zu bescheren, vergessen die Macher, dass gute Actionszenen auch eine schlüssige Rahmenhandlung benötigen und nicht nur krachend aneinander gereiht werden sollten.
Fazit : "Metro" mag weniger nervend sein, als Murphys vorherige Filme, aber seinen Redefluss etwas einzumünden, ist noch lange kein Verdienst. Der Versuch ihm hier ein ernsthafteres, charakterlich tiefer gehendes Image zu verleihen, scheitert an der unausgegorenen Story, die sich nicht entschliessen kann, ob sie ein psychologisches Kriminalstück, eine Komödie oder ein eindimensionaler Actionfilm sein will.
"Metro" wirkt beinahe wie eine Demontage des Eddie Murphy. Zu Beginn noch ernsthaft und kompetent, wird er im Mittelteil zum rennenden Gute-Laune-Bär, um dann zum Schluss wie ein hilfloser Schuljunge zu wirken, der gegen Korda keine Chance hätte, wenn ihm nicht das Drehbuch irgendeinen konstruierten Zufall zuspielte. Zu dieser Lächerlichmachung passt dann auch sein Geschwätz, dass er am Ende seiner Freundin gegenüber am Urlaubsort absondert. Vielleicht hat das Mitte der 90er Jahre funktioniert, weil Murphy zu diesem Zeitpunkt noch viele Sympathien beim Zuschauer genoss, aber mit größerem zeitlichen Abstand, wirkt das nur noch peinlich (3/10).