Einfach grandios!
Grandios misslungen!
Ich bin ja immer gewillt, auch das Gute in schlechten Filmen zu sehen und Bemühungen, auch erfolglose, zu honorieren. Und ich glaubte, auch wenn wir erst März haben, würde ich den schlechtesten Film des Jahres schon gesehen haben….dann kam „The Pink Panther“!
Prinzipiell bin ich weder aufgebrachter Verehrer der Sellers-Originale, noch glaube ich, dass Slapstick eine Sache ist, die man heutzutage nicht mehr hinbekommen kann. Und ich bin auch bereit, an einen Film zu glauben, der mehrfach umgeschnitten und dauerhaft verschoben wurde.
Aber ich kann hier leider nichts qualitativ Erträgliches finden…
Dabei scheint, angeführt von einem recht lustigen Trailer, hier genug Potential versammelt zu sein, um endlich mal wieder ein passables Remake oder Re-Do oder Re-Imagination zu produzieren. Die Darstellerliste liest sich ja nun wirklich wie ein Who’s Who brauchbaren Talents: Steve Martin, Kevin Kline, Jean Reno und die nicht ganz untalentierte Beyonce Knowles – das müsste was werden.
Nach Ansicht kann ich lediglich Jason Statham dazu gratulieren, dass er sich binnen zwei Minuten, ohne ein Wort gesagt zu haben (mal von einem schnuckeligen Schmatzer für Beyonce abgesehen) hat erschießen lassen.
Aber das Ergebnis steht: Pink Panther 2006 ist ein komplett mißkonzeptionierter, müder, unendlich bemühter, total alberner Flickenteppich aus unendlich gewollten Slapstick-Nummern, die Leiche noch zusätzlich geschändet von einer deutschen Synchro, die man wegen Nekrophilie anklagen müsste.
Wo soll man da anfangen?
Am besten bei der Hauptfigur.
Okay, ohne das Vorbild geht es nicht. Sellers war brilliant, was daran lag, dass er, wie Alec Guinness, in seinen Rollen aufgehen konnte, ein verkleidungsfähiger Everyman, dessen Inspector Clouseau ein fein ziseliertes Meisterwerk war. Zwar bisweilen unfähig und chaotisch, stets mit dem Händchen dafür ungewollt ein groteskes Durcheinander anzurichten, aber dabei immer jeder Zoll Würde und das Bemühen, die Tolpatschigkeit nicht auffallen zu lassen; zu irritieren, aber immer so, dass ihn seine Gegner unterschätzten.
Steve Martin geht die Sache leider Gottes ganz anders an.
Sein Clouseau ist ein imbeziler Volltrottel, ein hirntoter Depp, der scheinbar zu viele Polizeifilme gesehen hat und den man aus irgendwelchen Gründen, die nicht näher erklärt werden, tatsächlich in eine Uniform gelassen hat. Absolut nicht lernfähig, verfolgt er den Fall durch Untiefen absoluter Sinnlosigkeit, während Sellers prinzipiell ein leistungsfähiger Beamter war, nur durch seine übersteigerte Art und Tolpatschigkeit dem Chaos zugetan.
Aber er hätte niemals als Selbstbeweis Elektroden an seinen eigenen Hoden befestigt, um die Wirksamkeit der Folter an sich selbst zu demonstrieren.
So ist es denn auch im Kontext des Films völlig unverständlich, wenn Clouseau tatsächlich am Ende den Fall löst und dabei so etwas wie Intelligenz beweist, denn das scheint nicht zur Figur zu passen. Stattdessen ist sein Inspektor eine Blaupause für unendlich Orgien entsetzlich bemühten Slapsticks, auch ja in jeder seiner Szenen ein Chaos anzurichten.
Das jedoch inszeniert der rasant mittelmäßige Shawn Levy (der uns schon mit „Voll verheiratet“ und „Im Dutzend billiger“ Familienware auftischte, die als DVD-Premiere ausgereicht hätte) mit der groben Kelle. Wie mit der Zaunlatte vor die Stirn wird immer wieder gewunken: Haaaallooo, jetzt kommt wieder ein Destruktionsgag! Guckt mal, das ist komisch!
Ist es leider nicht!
Weder ist da auch nur eine originelle Destruktionsorgie dabei, noch gibt es wirklich haarsträubende Einfälle, die man noch nicht in jedem anderen Slapstickstreifen (oder eben bei Sellers) gesehen hat. Schlechtes Timing natürlich inclusive.
Dabei ist Steve Martin nun wirklich ein Meister der Comedy, aber sein Clouseau kommt so überspitzt manieriert herüber, dass es wie bloße Pose ausschaut. Zwar kann er in einer Handvoll Szenen (als wahrhaftiges Positivum setze ich mal die Szene, in der er akzentfreies englisch lernen will anhand des Satzes: „I would like to buy a hamburger.“) durchaus mit seiner patentierten Carl-Reiner-Abstrusität glänzen, aber sonst ist sein Provinzpolizist einfach nur affig und nervig, kindisch bis zum Exzess noch dazu.
Da trifft es sich gut, dass der servierte Humor sowieso mehr in Richtung „Police Academy“ bzw. Gross-Out (Furzen in der Aufnahmekabine; sexuelle Zweideutigkeiten, als die Assistentin sich an einem Ei verschluckt; Clouseaus E-Mail-Adresse „DocteurNippel@aol.com).
Daneben bemüht sich Kevin Kline sichtlich, seine patentierte Andersweltlichkeit aus „Ein Fisch namens Wanda“ als Dreyfuss wieder aufleben zu lassen und wann immer er angewidert das Gesicht verzieht, kann er tatsächlich Herbert Lom zärtlich den Arm reichen.
Aber da ist ja noch die Synchro vor…
…ich arbeite das gleich ab: eine beschissenere Synchro hat man schon länger nicht mehr gehört. Leider gibt das Drehbuch diese Akzentgags reihenweise vor, die in der Amerikareise kulminieren. Das führt aber dazu, dass Kline, Mortimer und Martin (dessen dunkles Bärtchen zu seinen sonst platinblonden sowieso nicht passen will) mit einem dick aufgetragenen französischen Akzent sprechen und wenn ich dick meine, dann rede ich in Ausmaßen von John Candy!
Der Film ist noch keine zwei Minuten alt und Kline geht einem mit seinen weichen Endungen und verschliffenen Umlauten schon auf die Nerven.
Um so sinnloser erscheint das Ganze, wenn etwa Jean Reno wie auch alle übrigen Franzosen im Film (und das sind eine Menge) ganz normal und ohne Akzent synchronisiert sind.
Ach ja, Jean Reno! Der Ärmste!
Der spielt Clouseaus fachlich brauchbaren Kollegen und muß so eine Art Kato-Ersatz mimen, den er stoisch über sich ergehen lässt, weil das ja seine Stärke ist.
Oder eben, weil er den Schrott, in dem er hier spielt, genauso albern und blöde findet, denn sein irritiertes, müdes Gesicht wirkt manchmal, als wüsste er, dass er im falschen Film sei.
Einen Kommentar hat sicher auch das Drehbuch verdient, dass immer wieder bequem aus den Augen verliert, dass es ja einen Kriminalfall aufzuklären gilt. Deswegen muß nach gut der Hälfte der Spielzeit Reno uns als Zuschauern das alles, was bisher an Fakten passiert ist, noch einmal aufzählt, weil es uns in einer Kaskade fader Gags und Mini-Zerstörungsorgien fast aus dem Gedächtnis geglitten ist (kann auch sein, dass wir Entscheidendes verschlafen haben).
Es gibt weder eine brauchbare Täterauswahl, noch große Gegner, noch irgendwelche Nebenfiguren, an die man sich zwei Minuten später noch erinnert.
Dafür sorgt der Film, indem er Martins kasperhaften, infantilen Clouseau in fast jeder Szene in den Mittelpunkt rückt.
Mag sein, dass man ein, zweimal tatsächlich schmunzeln kann. Mein persönlicher Favorit ist ausgerechnet eine CGI-Szene, in der sich Clouseau mit dem Ellenbogen in ein Aquarium lehnt (ohne es zu merken) und die darin befindlichen Piranhas sich in Angriffsformation ausrichten. Daß er dann angenagt wird, ohne es zu merken…nur eine Bestätigung der Fahrlässigkeit, mit der hier mit einem großen Slapstickerbe umgegangen wird.
Sellers provozierte Gefühle und hatte Schmerzen – Martin ist nur eine überbordende Kunstfigur für nicht ausgelastete Infantile.
Bitte nicht fortsetzen! (2/10)