Review

Das Oeuvre des Edgar Allan Poe bietet sich mit einer Vielzahl an Horrorgeschichten förmlich für Spielfilm-Adaptionen jeglicher Couleur an. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis der Genrefilmer Roger Corman diesen Quell der Inspiration in den 60er Jahren für sich entdeckte und zu nutze machte. „Das Pendel des Todes“ (OT: The Pit and the Pendulum, 1961) ist nach „Der Untergang des Hauses Usher“ die zweite Verfilmung einer Poe- Kurzgeschichte unter Corman, welcher bedingt durch den Erfolg seiner Adaptionen später u.a. noch „Lebendig begraben“, „Der Rabe“ und „Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie“ nachschob.

16. Jahrhundert, Spanien: Kurz nach dem Ableben der Frau bekommt Nicholas Medina auf seinem Schloss Besuch von deren Bruder Francis. Dieser gibt sich misstrauisch bezüglich Elizabeths Tod und beginnt schon bald daraufhin Nachforschungen anzustellen. Mysteriöse Dinge geschehen und Francis sieht sich in seinem Verdacht bestätigt: Nicolas, Sohn des Inquisiteurs Sebastian Medina, weiß mehr, als er zuzugeben bereit ist. Ein Spiel aus Wahnsinn, Bluterbe und Tod nimmt seinen Lauf…

Solch alte Gruselschinken (und ich sage mit Bedacht nicht Horror) sind sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack. Man braucht vielmehr eine stark ausgeprägte Vorliebe für das Gänsehaut- Genre aus jenen Tagen, wird man wahrscheinlich sonst eher mit Langeweile anstatt Filmgenuss konfrontiert. Es sind kleine, aber nichtsdestotrotz feine Genreproduktionen, die mit gesittetem Grusel aufwarten und ihre Effekte eher wohldosiert auffahren, was natürlich auch aus Kostengründen (schließlich ist Corman ein bekannter Name im Low- Budget- Sektor) gar nicht anders denkbare wäre.

Sowohl der Zuschauer als auch der Protagonist Francis werden zu Beginn von „Das Pendel des Todes“ relativ lange im Dunkeln über die mysteriösen Vorgänge auf dem Schloss gelassen. Die Geschichte entfaltet sich langsam- ja beinahe bedächtig- und doch folgt sie merklich einem stringenten Muster des Spannungsaufbaus, wobei schon Francis' Ankunft direkt zu Beginn durch eine minimalistische- aber überaus wirksame- Musikuntermalung eine herrlich irreale Atmosphäre erschaffen kann. Hat die Geschichte im zweiten Akt dann erst richtig Fahrt aufgenommen (sprich: das Übernatürlich-Geheimnisvolle kommt ins Spiel), gelingt es dem Film, seine angespannte Atmosphäre zur Gänze wie einen Mantel über den Zuschauer auszubreiten und diesen somit in unheilvolle Gefangenschaft zu nehmen. Kombiniert wird das Geschehen hinter den Mauern mit ständig wiederkehrenden, äußerst stimmungsvollen Matte-Paintings- Außenaufnahmen des Schlosses, welches düster und wissend auf den Klippen zum Meer hin thront.
Die im Verlauf des Films aufgeworfenen Fragen („Was hat Elizabeth derart zu Tode erschrecken können?“ oder „Wandelt Elizabeths Geist auf Rache sinnend durch das Schloss und verursacht all die merkwürdigen Zwischenfälle?“) vermögen Zuschauer wie Protagonisten gleichermaßen zu fesseln. Und just in dem Moment, als man beginnt nach Antworten zu suchen (man öffnet Elizabeths letzte Ruhestätte, um festzustellen ob sie nicht vielleicht leer ist), knallt der Film dem Zuschauer einen seiner schaurig- schönsten Schockmomente vor den Latz: Elizabeth wurde allem Anschein nach lebendig begraben. Durch Kindheitserinnerungen –Nicholas musste mit ansehen, wie die untreue Mutter vom Vater Sebastian Medina lebendig eingemauert wurde- an den Rand des Wahnsinns getrieben, steuert „Das Pendel des Todes“ auf ein erfrischend fieses Finale zu, in welchem Nicolas Medina vom liebenden Ehemann zum glänzend aufspielenden Racheengel mutieren darf. Im dritten Akt nähert sich der Film dann auch endlich Poes Kurzgeschichte an (Anfang und Mittelteil waren Ausschmückungen von Drehbuchautor Matheson), kommt doch schließlich das Titel gebende Pendel ins (tödliche) Spiel.

Es dürfte niemanden verwundern, wenn ich behaupte, dass der Film schauspielerisch zu einem Großteil von Genredarsteller Vincent Price, welcher über die Jahre so manche Gruselproduktion veredelte, getragen wird. Er drückt „The Pit and the Pendulum“ seinen ureignen Stempel auf und lässt bis auf Barbara Steele (Elizabeth) den Rest des Casts ziemlich blass aussehen. Sicher, man könnte ihm vorwerfen über weite Strecken immer wieder die gleichen Rollen in leichten Variationen zu spielen, was aber schlussendlich auch nichts daran ändert, dass er im selben Atemzug mit Größen wie Christopher Lee und Peter Cushing zu nennen ist.

„Das Pendel des Todes“ ist ein kleines Gruselfilm- Kleinod, welches zwar nur lose auf Poes „The Pit and the Pendulum“ basiert, aber für jeden Interessierten mehr als nur einen Blick wert sein dürfte. Dunkle Gänge, mysteriöse Geschehnisse, ein Folterkeller und Atmosphäre pur werden schon dafür Sorge tragen.

Details
Ähnliche Filme