Review

Das Letzte, was ich in einem richtig schönen Spukfilm sehen möchte, ist nun mal „Ally McBeal“/Calista Flockhart – aber wenn Jaume Balaguero mal wieder einen Gruselfilm fertig hat, kann ich ja doch nicht widerstehen.
Und siehe da, die Dame ist dann auch tatsächlich der Schwachpunkt des gesamten Films, was aber hauptsächlich an ihrer darstellerischen Unfähigkeit liegt. Naja, als Mrs.Harrison Ford nimmt man auch alles, was man noch kriegt…

Ansonsten erwartet den Zuschauer hier aber ein schönes Stück Geisterkino, wobei die Tatsache, dass das alles in einem Krankenhaus spielt, niemanden abhalten sollte, der glaubt, das hätten die Ring-Epigonen aus Asien alles schon totgeritten.

Handlungsort ist die Isle of Wright (der Spanier dreht hier im vollen Merry-old-England-Modus), wo eine Kinderklinik in den letzten Zügen liegt.
Man räumt aus, man baut ab und aus irgendeinem Grund sind noch acht lungenkranke Kinder vor Ort – von denen eines gleichmal aus dem Nichts einen doppelten Beinbruch erleiden muß.
Auftritt Miss Flockhart, als vom Leben und Job und Schuldgefühlen gebeutelte Nachtschwester, der natürlich alsbald die unheimlichen Phänomene nur so um die Ohren fliegen. Da gibt es komische Geräusche, Alphabetbauklötze bewegen sich von selbst, unter der Bettdecke zeichnen sich menschliche Züge ab – und jeder ahnt, dass das seit über 30 Jahren leer stehende zweite Stockwerk es tierisch in sich hat.

Wofür man Balaguero gar nicht genug loben kann, ist das Vermeiden total ausgelutschter Klischees. Zwar sieht sich unsere Hauptakteurin x-mal in einem Nachtschrankspiegel an, aber beim Zuklappen ist nicht einmal ein Geist zu sehen – und dafür gibt es sogar eine gute Erklärung.
Wie überhaupt die Geistererscheinungen hier in ein neues paranormales Gewand geknüpft werden, das mit Todesahnungen und postmortaler Anhänglichkeit zusammen hängt.

Und gerade als man glaubt, die Mechanismen rausgefisselt zu haben, schlägt der mörderische Geist in dem altertümlichen Knochverwachsungsgestell bösartigst zu und meuchelt drauflos.
Balaguero schreibt Atmo ganz groß und schafft es tatsächlich das Maximum an Gruselatmosphäre aus der Story rauszupressen, bringt nach zwei Dritteln noch einen schönen Twist unter und präsentiert eine Sequenz im „haunted second floor“ schön haarsträubend und enervierend.
Darüber hinaus gibt’s wenig von dem „Ich-glaub-ihnen-nicht“-Geklüngel und das alles wäre noch schöner, wenn Madame Flockhart mal mehr machen würde, als traurig die Augen niederzuschlagen oder furchtsam durch die Gegend zu schauen.

Wer also mal wieder einen richtig schummrigen Geisterfilm ohne eckig krabbelnde Mädchen sehen möchte (obwohl Synopsis und der Beginn so etwas suggerieren), der kann sich hier einen relativ blutfreien, aber spannenden Abend machen.
Ich war jedenfalls positiv überrascht. (8/10)

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