Gut, es gibt schlechtere Film als „A Sound of Thunder“, aber dünn ist die Luft schon dort, wo sich dieses weitere Produkt der Abschreibungsgesellschaft Franchise Pictures (Produktionsfirma von so glorreichen Turkeys wie „Battlefield Earth“, „Get Carter“, „Driven“, „Ballistic“, „FearDotCom“ und „Alex and Emma“) eingefunden hat.
Geschunden von zahlreichen Geld- und Produktionsproblemen, wirkt das mehrfach zurückgestellte Projekt von Action-Altmeister Peter Hyams wie ein notdürftig und schludrig zusammengestückeltes Amateurfilmchen, an dem sich die Produktionsazubis versuchen durften.
Das ist um so trauriger, weil die Grundlage, eine Kurzgeschichte von SF-Maestro Ray Bradbury durchaus etwas mehr hergegeben hätte, als dieses ausgelutschte Stück Fernseh-SF.
Von der Vorlage übrig blieb eh nur die Plot-Grundsituation, bei der eine Firma namens „Time Safari“ für betuchte Kunden Zeitreisetrips in die Urzeit organisiert, wo sie sich als Dino-Killer betätigen können, weil der Jagdort kurz darauf von einem Vulkanausbruch zerstört wird. Bis natürlich ein ungeschickter Kunde etwas aus der Vergangenheit mit sich führt, was den Lauf der Zeit und der Evolution ändert.
Das Filmdrehbuch gerät dann auch zur faden Routine; nach der Feststellung der Ausgangssituation, dem Hinweis auf Gefahren und dem fatalen Fehler gerät der Rest des Films (60 Prozent) zu einem Zehn-Negerlein-Spiel des Zeitreiseteams bei dem Versuch, in einer sich immer weiter veränderten Realzeit den Sprung zurück durchzuführen, um alles zu korrigieren, ehe es für alle zu spät ist.
Da darf sich dann Edward Burns mit Kollegen durch diverse Sets schlagen, in denen Saurier-Pavian-Chimären, riesenhafte Seeschlangen und mörderische Dornenvegetation für Aufregung sorgen.
Das wäre ja fast noch solide TV-Kost, würde der Film nicht vor Logikfehlern und furchtbaren Tricks nur so krachen.
In Sachen Logik spoilern wir mal fröhlich, dass der „accidental tourist“ versehentlich auf einen Urzeit-Schmetterling latscht, der demzufolge keine Blüte mehr bestäubt usw….
Wobei uns niemand erklärt, wie ausgerechnet dieser Schmetterling einen alles plattmachenden Vulkanausbruch überleben sollte.
Aber das ist schon der geringste Logikgraben, es wimmelt von solchen Krachern. Da haben z.B. zeitliche Veränderungen, die sich in evolutionärer Wellenform ausbreiten (wie praktisch, da dauert es natürlich, bis sich die agierenden Menschen verändern). Um die Effekte auch schön breit zu gestalten, wirken sich diese Zeitwellen auch noch räumlich aus, laufen also (mit den Zeitzonen, nehmen wir mal an) freundlich rund um die Erde, so dass man sie praktisch kommen hören kann.
Daß man mit der Maschine die Zeitfronten nicht durchbrechen, sie aber komplett überspringen und am Zielpunkt in die andere Richtung vorspringen kann, müssen wir wohl akzeptieren, weil wir sonst einen Knoten im Hirn bekommen.
Wobei uns sowieso nicht einleuchtet, wie so eine Maschine mit freundlicher Unterstützung der Regierung für privat-kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden darf, noch dazu mit Sicherheitsvorkehrungen im Aldi-Standard und für alle Zeit-Touristen mit Hilfsinstruktionen, die je nach aktueller Notlage mal mitgeteilt werden.
Videoaufzeichnungen der Urzeitaufenthalte, die von der Einzelkamera doch tatsächlich aus diversen Blickwinkeln aufgenommen werden (nämlich denen der Filmkamerapositionen) wollen wir da nur widerstrebend ergänzen.
Und gegen die entwaffnende Logik des Protagonisten („Entweder Sie lassen uns rein oder sie müssen uns erschießen!“) ist auch kein Kraut gewachsen.
In diesem haarsträubenden Blödsinn fallen die Tricks erst recht schwach auf.
Die futuristische Zukunft (Jahr 2055) zeigt die Hauptdarsteller auf den Bürgersteigen vor abgrundtief amateurhaften GreenScreen-Projektionen wandeln (bzw. auf der Stelle laufen), die Wolkenkratzer scheinen perspektivisch verzerrt, die Aufenthalte in der Urzeit ebenso, wobei das komplette Set samt Allosaurus in der Animationsphase nicht mal bei Sonntagnachmittagsserien durchgekommen wäre.
Die später im Film auftretenden Viecher sind dann etwas besser gelungen, können aber auch nichts mehr retten, weil da aufgrund der Dauerflucht aller Beteiligten schon Langeweile an allen Fronten herrscht.
Die Darsteller fügen sich ins Gesamtbild ein: Edward Burns spielt das alles dermaßen todernst runter, als wüsste er schon, dass er das als Hauptdarsteller überleben wird – und kommt tatsächlich beinahe damit durch.
Echt knorke Ben Kingsley (den Garanten für Trash seit seinem Ritterschlag), der tatsächlich eine Figur verpasst bekommen hat, die zwischen Doc Brown (Zurück in die Zukunft) und Alien-Chef Exeter (Metaluna IV antwortet nicht) pendelt. Sein schleimig-geldgieriger Firmenchef ist übrigens genauso redundant wie der gesamte Cast an sich.
Am Anfang schauen auch noch Heike Makatsch (als Betthäschen) und Armin Rohde (in den credits als Armin Rhode geführt!!!) als Zeittouristen vorbei, fühlen sich aber sichtlich unwohl – kein Wunder, die Sets bei „Stargate – Die Serie“ sind überzeugender.
Also 95 wunderbar trashige Minuten, die beweisen, wie man am uneffektivsten 52 Mio. USD verpulvern kann.
Aber auch dafür gibt es Abnehmer, Dauerzuschauer von „The Lost World“ und „Xena“ werden sicher einen schönen Nachmittag haben. (2/10)