Review

Ich kann die Leute richtiggehend vor mir sehen, wie sie sich an den Kopf gefaßt haben und gedacht: jetzt verschwendet der auch Zeilen an einen solchen Film, die psychotische Episode muß noch andauern...
Ich sage nur: es gibt immer wieder Serien, die sind für Kinder gemacht, aber nur Erwachsene wissen sie wirklich zu schätzen. Weil sie nämlich sowohl abgründig wie hintersinnig sind und ihr bizarres Setting und ihr Camp-Charakter gerade die Ausgeflippten unter uns ein wenig anspricht.
Gut, im Kino war ich nicht, aber ich werde die DVD-Sichtung dieses Knüllers sicher nicht vergessen. Funktioniert natürlich nur bei erhöhter Gackerbereitschaft aller Anwesenden.

Was man dann zu sehen bekommt, ist „Campiness“ in Vollendung, eine simple Story (Spongebob und Patrick müssen Neptuns Krone zurück beschaffen, bevor Mr.Krabs vom König geröstet wird, während Widersacher Plankton die Weltherrschaft übernehmen will.), die aber durch jede Menge abseitigen Quark zwischen liebevollem Humor und brachialer Infantilität in der Waage gehalten wird.
Einige Charaktere der Serie haben deswegen zwar nur Gastauftritte, aber wer Spongebob liebt, will eh meistens Patrick sehen, den grenzdebilen Seestern mit dem latent schwulen Potential.
Die Macher geizen nicht mit beknackten Songs voller Schmiß und Verve und reichlich Action und bescheuerten Sidegags par excellence. Ausgehend von einer Bombenrahmenhandlung (ein Piratenschiff birgt einen Schatz, nämlich Freikarten für den Spongebob-Film und stürmt anschließend das nächste Multiplex) nimmt der Film in Rekordzeit Fahrt auf und läßt den offenen Zuschauer dann nicht mehr zur Ruhe kommen. In seltenen Fällen wirkt die Story etwas gedehnt, aber meistens gibt’s im letzten Moment dann immer wieder die Kehrwendung, wobei auch für Dramatik und Gefühl gesorgt wird (als sie beide unter einer Wärmelampfe austrocknen, dürften einige Tränen im Publikum geflossen sein).

Und ein Film, in dem der topfreinigende Protagonist dann auf dem Rückweg im wahrsten Sinne des Wortes den Hasselhoff reitet, sorgt eh dafür, daß sich erwachsene Publikum naß macht. Und wer immer an der sexuellen Ausrichtung der Serie gezweifelt hat, darf sich beim Showdown ein paar zusätzliche Gedanken machen, wenn Spongebob als eine Art Messias des Glam Rock (mit einem netzbestrumpften Patrick!!!) Planktons Gedankenkontrollhelme mit der Power der Musik den Garaus macht.

Ein fetter Streifen, wenn ich auch im nachhinein bedauere, daß ich mir den nicht angekifft angesehen habe – aber dann wärs zu diesem Review nicht gekommen, dann wäre ich immer noch in der Klinik. (8/10)

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