Selten sind kulturelle Differenzen dermaßen auffällig unterschiedlich aufgenommen worden, wie im Falle von „Wächter der Nacht“, dem ersten spezialeffektschweren Blockbuster (im geplanten Trilogieformat), der je in Russland als Gegenstück zu westlichen Vorbildern entstanden ist.
Extrem stark promotet, in der stillen Hoffnung, der Film würde hier auch finanziell so einiges reißen, kam das Ostprodukt doch nie so recht aus den Startlöchern und wurde mehr oder minder mit Unverständnis aufgenommen.
Denn was den Moskoviten schmeckt, ist bei uns eben doch bisweilen so unverdaulich wie flaschenweise Wodka, Borschtsch oder Blinis viiiiel saure Sahne (die waren grauenhaft!).
Als Leistungsschau des russischen Films kann „Nochnoi Dozor“ durchaus einiges vorweisen, gerade die nicht mal sonderlich ausgefeilten FX sind recht einfallsreich geraten, wenn auch stets irgendwie selbstzweckhaft eingesetzt. Hie und da gerät es aber dennoch amateurhaft, der Einsatz der Taschenlampe in der abgedunkelten U-Bahn, um die fluchbeladene Frau zu erkennen, könnte auch in jedem Schülerstreifen so vorkommen.
Auf den recht wirren Inhalt will ich an dieser Stelle gar nicht mehr großartig eingehen. Zwar wird dem Kampf zwischen Gut und Böse hier ein monumentaler Rahmen zugrunde gelegt (die große Schlacht auf der Brücke, herrlich), doch der Plot des Films ist bis in die Unerträglichkeit gedehnt, hat eigentlich lediglich Stoff für eine passable 45-Minuten-Episode jeder x-beliebigen Fernsehserie.
Dazu kommt eben noch, dass der Film reichlich erzählerische Enden für zwei weitere Filme zurücklassen muß und ziemlich offen und unspektakulär endet.
Das wäre dennoch Anreiz genug gewesen, würde das Skript uns wenigstens eine Figur mit auf den Weg geben, um die wir uns einen Dreck scheren, aber sogar der „Wächter“ Anton, der hier in etwa so etwas wie einen Protagonisten darstellen soll, ist ein missmutiger, verquerer Totalverweigerer – und Figuren, die man sowieso nicht mag, kümmern einen auch kaum, vor allem wenn es positive sind.
Natürlich gibt es in all dem ein paar halbgare Plot-Twists bezüglich der Beziehungen der handelnden Figuren untereinander und der Verbindung zwischen Prolog und Haupthandlung, aber die kann sich jedes fixe Kerlchen aus so zusammen reimen.
Ein schleppendes und umständliches Erzähltempo erledigt dann den Rest, wobei kleinere Highlights, wie ein eigentlich interessanter Kampf mit einem unsichtbaren Vampir und die Effekte um die fluchbeladene Frau recht knackig wirken und die Moskauer Tableaus und Drehorte Atmosphäre aufweisen.
Am Ende fragt man sich aber dann doch, was das nun alles sollte; ob man das nicht locker um ein Viertelstündchen hätte kürzen können und ob die Russen wirklich so glücklich mit diesen sperrigen Figuren sind.
Eine interessante Kuriosität, macht aber wenig Appetit auf den zweiten Teil. (4/10)