Als „Cruel Intentions“, eine moderne Variante der Choderlos de Laclos Novelle „Les Liaisons Dangereuses“, im Jahre 1999 veröffentlicht wurde, stellte sich der Film als freudige Überraschung und wahre Perle heraus: Perfekt besetzt und clever konzipiert, konnte Roger Kumbles Werk zudem mit einer stilvollen Optik sowie einem stimmigen Soundtrack auftrumpfen.
Die ein Jahr später entstandene Fortsetzung, ebenfalls wieder unter Kumbles Regie, enttäuschte jedoch auf ganzer Linie in Form eines Pilotfilms zu einer nie ausgestrahlten Serie, welcher die Vorgeschichte der bekannten Charaktere mit zweit- und drittklassigen Darstellern uninspiriert nachreichte.
Nun haben wir es also mit dem dritten Teil zutun – direkt für den Videothekenmarkt produziert und (fast) vollkommen unabhängig seiner Vorgänger, erzählt der Film eine x-beliebige Geschichte von den durchtriebenen Spielchen reicher College-Kids…
An einem Elitecollege in Santa Barbara versuchen sich die drei Kommilitonen Jason Argyle (Kerr Smith – „the Forsaken“), Cassidy Merteuil (Kristina Anapau – „Cursed“) und Patrick Bales (Nathan Wetherington – „Baadasssss“) gegenseitig in Sachen „unmoralische Intrigen“ zu überbieten. Obwohl sich Cassidy und Jason lieben, würde das keiner von ihnen offen zugeben – und so ist ihre Beziehung eine ständige Gradwanderung zwischen Nähe und Distanz, die sich meist in neckischen Reibereien oder Bemerkungen äußert.
Um der Langeweile des Campuslebens zu entfliehen, schlägt Cassidy irgendwann eine Wette vor: Die beiden Freunde sollen sich in Konkurrenz zueinander üben – wer als erstes eine für ihn ausgesuchte Frau (die sich derzeitig in festen Händen befindet) „rumkriegt“, gewinnt ihr kleines Spielchen. Sogleich machen sich beide ans Werk, doch während sich bei Jason zunehmend die Gefühle für Cassidy herauszukristallisieren beginnen, tritt Patricks dunklere Charakterseite immer stärker in den Vordergrund…
Was soll ich nur über diesen Film schreiben? Er beginnt gar nicht mal schlecht: Die Verbindung zwischen Jason und Cassidy wird in der Anfangsszene gekonnt im Unklaren gelassen, so dass man ihren neckisch-spielerischen Umgang erst nach der Offenbarung erkennen und nachvollziehen kann. Ein wirklich guter Twist hat zudem mit Patrick zutun – als dieser schließlich nach rund einem Viertel des Films aufgelöst wird, fasst man eigentlich beinahe Hoffnung, doch noch ein gutes Produkt geboten zu bekommen, denn jene Wendung sieht man keinesfalls kommen und vermag tatsächlich zu überzeugen. Von dort an verläuft alles jedoch nur noch bergab – der Film hat seinen einsamen Höhepunkt hinter sich gelassen…
Der folgende Handlungsanteil ist minimal, denn es geht nur noch um die Wette und dessen Umsetzung, wobei Überraschungen ausbleiben und zu keiner Zeit Spannung aufkommt. Die Charaktere sind allesamt ziemlich unglaubwürdig und oberflächlich gezeichnet worden – Patricks Persönlichkeitswandlung ist zwar die einzige Abweichung von der totalen Vorhersehbarkeit, wurde dafür aber nicht sonderlich stimmig konzipiert.
Passend dazu leisten die Darsteller kaum mehr als nur gut auszusehen sowie ihren Text und / oder Körper zu präsentieren. Kerr Smith (TVs „Dawson´s Creek“) bleibt in der Hauptrolle blass und Kristina Anapau („100 Girls“) eifert zu sehr Sarah Michelle Gellar aus dem Original nach. Nathan Wetherington holt immerhin ansatzweise etwas aus seiner Rolle heraus, während Melissa Yvonne Lewis („Hymens Parable“) und Natalie Ramsey („Cherry Falls“) als Ziel der Begierde bloßes Augenfutter abgeben.
Der Sex-Anteil des Films ist nicht sonderlich hoch, lässt aber die Vorgänger in dieser Beziehung hinter sich. Das ist dann auch der einzige Bereich, in welchem dieser Teil gegenüber den anderen punkten kann – ansonsten hält er einem Vergleich zum Original in keiner Weise stand, zur Fortsetzung bestenfalls auf unterstem Niveau. Es gibt einfach kein dekadentes Flair mehr, nicht einmal ansatzweise entsteht eine Verbindung zu den Charakteren, das Produktionsdesign ist simpel, unspektakulär und langweilig (alles spielt sich fast ausschließlich auf dem Campus ab). Es reicht nicht, Cassidy in einem Nebensatz als Cousine von Catherine (S.M.Gellars Rolle) einzuführen, um eine Verbindung zwischen den Filmen vorzugaukeln und den Titel zu rechtfertigen. Im Endeffekt handelt es sich hierbei nämlich um reinen Etikettenschwindel – die einzige Gemeinsamkeit besteht im Verhalten der Kids.
Anspruch? Dramatik? Spannung? Gewitzte Dialoge? Sympathische Figuren? Gute Musikuntermalung? Interessante, originelle Handlung? … das alles sucht man leider vergebens.
Regisseur Scott Ziehl, der den wesentlich besseren „3-Way“ in einem ähnlichen Stil inszenierte (dafür aber eine deutlich bessere Besetzung und Drehbuchvorlage zur Verfügung hatte), verpackte alles in nett anzusehende Bilder und sorgte für ein routiniertes Ergebnis (es hängen keine Mikros im Bild und die Optik ist okay), welches sich aber dem Vergleich mit den Vorgängern stellen muss – und dabei hoffnungslos untergeht. Dann doch lieber noch einmal das Original oder artverwandte Filme (wie etwa „Wild Things“) ansehen – selbst relativ schwache Genrevertreter wie „Wild Things 2“ oder „the In Crowd“ machen mehr Spaß…
Fazit: „Cruel Intentions 3“ ist ein uninspirierter, unspannender und vor allem absolut überflüssiger Nachfolger, bei dem man interessante Charaktere, dekadente Stimmung sowie gute Schauspieler schmerzlich vermisst … 2 von 10.