Der Name Bernhard Wicki dürfte heutzutage den Wenigsten ein Begriff sein. Dies ist insofern sehr schade, zeichnet sich der gebürtige Österreicher doch für einen der eindrucksvollsten Anti- Kriegsfilme der Kinogeschichte verantwortlich, nämlich „Die Brücke“ aus dem Jahre 1959, welcher auf einem Buch von Manfred Gregor basiert.
Der 2. Weltkrieg liegt in den letzten Zügen und die Alliierten rücken immer weiter in deutsche Gefilde vor. Aufgrund dessen werden dort noch einmal alle Kräfte mobilisiert, um dem einfallenden Gegner Paroli zu bieten. Auch vor einer Gruppe von 15- jährigen wird dabei nicht Halt gemacht. Sie bekommen den Einberufungsbefehl und müssen aufgrund der sich verschlechternden Lage bereits nach einem Ausbildungstag in den Kampf. Ihre Aufgabe: die eigentlich als harmlos eingestufte Verteidigung eines Brückenkopfs, die jedoch in einer Katastrophe endet.
Bernhard Wicki gelingt mit „Die Brücke“ ein kleines Kunststück: er führt eindrucksvoll vor, wie es möglich ist, einen packenden Kriegsfilm ohne viel gezeigten Krieg zu drehen. Denn er verzichtet auf die sonst in diesem Genre stark zelebrierte Auswalzung von Kampfhandlungen und stellt stattdessen seinen Figuren den nötigen Raum zur Verfügung, um sich frei zu entfalten. Und schlussendlich genau daraus bezieht das Werk sein Grauen. Nicht aus einer Unzahl von anonymen Opfern, sondern aus Menschen- Kindern-, die wir kennen gelernt haben und die uns Stück für Stück ans Herz gewachsen sind. Unzweifelhaft ein geschickter Zug von Wicki, welcher nur noch durch den gewählten Weg der Subtextvermittlung- schließlich bezieht der Film eine klare Antikriegs- Stellung- übertroffen wird. An diesem Punkt kommt die titelgebende Brücke ins Spiel, die von den frisch Einberufenen und noch nicht kampferprobten Jungs verteidigt werden soll. Was ihnen keiner gesagt hat: diese Brücke ist sowieso von deutscher Seite zur Sprengung vorgesehen- Verteidigung also überhaupt nicht von Nöten, sondern nur ein Vorwand, um die Grünschnäbel von der Front fern zu halten. Als jedoch die Amerikaner immer weiter vordringen und schließlich die Brücke erreichen, reagieren die Jungs gleich einem Ernstfall und versuchen die Stellung mit allen erdenklichen Mitteln zu halten. Einer nach dem anderen lässt dabei sein Leben. Äußerst erschreckend in diesem Zusammenhang: das Zusammenspiel von fraglichen vermittelten Werten und einer beängstigenden Moralvorstellung, die sich tief in den jungen Schülern manifestiert hat. Sie folgen der ihnen eingetrichterten Propaganda (z.B. der Kampf um jeden Quadratmeter deutsches Vaterland sei egal für welchen Preis ehrenhaft) sowie der vermittelten Ideologie ohne sie in Frage zu stellen, was sie schlussendlich ins Verderben reißt.
Die unter den Fingernägeln brennende Frage „Und wofür das alles?“ bekommt eine genauso ernüchternde wie bedrückend- nihilistische Antwort: Im Grunde genommen für gar nichts. Es ist genau diese- von Wicki beabsichtigte- alles erdrückende Sinnlosigkeit am Beispiel einer einzigen Brücke, die sich auf den gesamten Krieg transferieren lässt und uns die Unnötigkeit der von beiden Seiten begangenen Gräueltaten vor Augen führt.
„Die Brücke“ ist schlicht und ergreifend grandioses Kino, das trotz seines Alters nichts an Intensität und Aktualität verloren hat. Uneingeschränkt empfehlenswerte „Geschichtsstunde“, die vollkommen zu Recht eine Oscar- Nominierung als bester fremdsprachiger Film sowie den Deutschen Filmpreis und den Golden Globe Award verliehen bekommen hat. (8,5/ 10 Punkten)!