Review

Das Übernatürliche bildet immer wieder den Aufhänger für seine Geschichten. In „The Sixth Sense“ waren es die Geister; in „Unbreakable“ war es ein Superheld; und in „Signs-Zeichen“ sind es die Kornkreise, denen sich Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Manoj Night Shyamalan für seinen Film annimmt. Durch seine ruhige, melancholische Inszenierung, welche oftmals an Hitchcock erinnert, entwickelte Shyamalan seinen ganz eigenen Stil. Meistens steht eine Familie mit tragischem Hintergrund im Mittelpunkt der Geschichte, welche sich mit dem Phänomen des Übernatürlichen auseinandersetzen muss. So auch in „Signs-Zeichen“.

Graham Hess (Mel Gibson) ist Pfarrer gewesen, hat jedoch nach dem grausamen Tod seiner Frau den Glauben verloren. Seitdem lebt er mit seinem Bruder (Joaquin Phenix) und seinen beiden Kindern auf einer Farm, bis eines Tages mysteriöse Kornkreise auftauchen. Auch im Rest der Welt erscheinen immer mehr dieser Zeichen. Ein Wunder? Mitnichten, denn schon einige Tage später werden Außerirdische gesichtet und es gibt unerklärliche Lichter am Himmel. Die Familie Hess verbarrikadiert sich im Haus und versucht zu überleben. Die Invasion der Aliens naht…

Hört sich nach „Independence Day“ an? Ja, auch hier gibt es Außerirdische, und dennoch hat dieser Film mit „ID4“ so viel zu tun, wie Pam Anderson mit dem Papst. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen hier nämlich nicht furchtlose Militärs, die versuchen die Aliens mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen, sondern Shyamalan konzentriert sich voll und ganz auf die Familie Hess und lässt uns die Invasion aus ihren Augen erleben.
Diese Grundkonstellation des Filmes würde so natürlich nicht funktionieren, wenn die Schauspieler nicht gut gewählt wären, so sind es doch sie, mit denen man sich als Zuschauer über den ganzen Film identifizieren muss. Doch wie auch sonst besitzt Shyamalan einen genialen Riecher für die Wahl der Darsteller und lässt sie zu brillanten Höchstleistungen aufspielen.

Im Grunde lässt sich sein Film als bedrückendes Familiendrama mit der Würznote eines klassischen Horrorfilms beschreiben. Die (glaubwürdige) Hintergrundgeschichte der Familie dient dabei als vordergründige Botschaft des Streifens: Glaube.
Gehört man zu jenen Menschen, die an Wunder und Schicksal und an Gott glauben? Oder doch eher zu denen, die stets rational handeln und urteilen und letztendlich nur an Zufälle glauben?
Graham Hess hat in der Nacht, als seine Frau starb, seinen Glauben verloren. Er glaubt nicht an Wunder oder Fügung…
Sein Bruder Merrill hingegen erzählt in einer tollen Szene davon, dass er zu jenen Menschen gehört, die an Schicksal glauben. Und er kann nicht akzeptieren, dass sein Bruder – der ehemalige Pfarrer – nun seinen Glauben verloren haben soll.

Die gesamte Grundkonstellation des Filmes ist auf diesen Aspekt angelegt. Nichts auf der Welt passiert ohne Bedeutung. Alles was passiert, passiert nicht ohne Grund. Ob man sich als Zuschauer damit anfreunden kann, sei dahingestellt; aber so ist doch der Glaube an sich das Elixier des Lebens. Wie sollte man ein sinnvolles Leben führen, wenn das alles nur auf einer Reihe von Zufällen basieren sollte…?
Es sind Fragen wie diese, die Shyamalans Alien-Film auf eine ganz andere Meta-Ebene hieven.

Doch auch wenn man sich als Zuschauer auf diese Botschaft nicht einlassen möchte, so übt der Film auch abseits aller moralisierenden Intentionen eine faszinierende Sogwirkung aus: Shyamalan lässt die Spannung allmählich steigen und entlädt sie in einem grandiosen Finale im Keller, welche schlichtweg genial umgesetzt wurde. Die Außerirdischen bekommen wir dabei nur bruchstückhaft zu sehen. Shyamalan hält sich an die Regeln des alten Meisters Hitchcock und lässt das Grauen lieber im Kopf des Zuschauers abspielen, als mit der Kamera direkt drauf zu halten. Dass dies immer noch der beste Weg ist, um Spannung zu erzeugen beweist Shyamalan hier einmal mehr.

Die aber wohl größte und schauspielerisch grandioseste Szene des Filmes erleben wir kurz vor der Invasion, als die Familie ein letztes Mahl zu Abendbrot isst. Hier wird die ganze Geschichte des Filmes auf einen kurzen Zeitpunkt zentriert. Es entladen sich die Gefühle und Emotionen der Charaktere. Ein Augenblick der Wahrheit und des Zusammenhalts, welche authentischer nicht hätte gespielt werden können. Der Zusammenhalt der Familie im Angesicht der Bedrohung wird hier mehr als glaubwürdig transportiert.
Ohnehin ist „Signs-Zeichen“ ein Film der Emotionen. Shyamalan spricht alle Erregungen des Menschen an: Humor, Spannung, Traurigkeit… Dadurch transportiert er auch eine gewisse Glaubwürdigkeit, die in Anbetracht des Fantastischen der Geschichte einen krassen Gegensatz erfährt. Und dennoch funktioniert dieses Konglomerat hervorragend…

Untermalt werden die tollen Bilder von dem genialen Score von Shyamalans Stammkomponisten James Newton Howard. Er versteht es wie kein anderer in jeder Szene den richtigen Ton zu treffen und beweist einmal mehr, dass er zur ersten Garde der Komponisten in Hollywood gehört.

Ein ungewöhnlicher Film, der nicht viel verkehrt macht. Zwar mag die Lösung des Ganzen für jene Menschen, die sich nicht mit dem Part des „Glaubens“ anfreunden konnten, etwas an den Haaren herbei gezogen vorkommen, doch so ist es die einzig logische Lösung des Filmes (Hier sei auch noch einmal erwähnt, dass Shyamalan in vielen Szenen versteckte Kruzifixe unterbrachte. Straßenanordnungen aus der Vogelperspektive, Bilder, etc…). Somit ein Film der polarisiert… und vielleicht deswegen so unterschätzt wurde.
Zwar erreicht Shyamalan auch hier nicht die Genialität eines „Sixth Sense“, doch besser als ihn viele Kritiker machen, ist der Film allemal.

Gute 8/10

Details
Ähnliche Filme