Neuseeland ist ja nicht gerade bekannt für seine gigantische Filmindustrie und hat – mit Ausnahme Peter Jacksons („King Kong“) – kaum international renommierte Namen in der Branche aufzuweisen. Dennoch schaffen von Zeit zu Zeit ein paar Filme den Sprung hinüber in die USA oder nach Europa. „The Ugly“ ist ein Beispiel dafür. Mäßig spannend liefert dieses Serienkillerfilmchen den Beweis dafür, dass mediokre Filmemacher auch nur mediokre Filme hervorbringen – seien sie auch noch so ambitioniert.
Die Story: Psychologin Karen Schumaker (Rebecca Hobbs) soll ein unabhängiges psychologisches Gutachten von dem Serienkiller Simon Cartwright (Paolo Rotondo), genannt „Der Hässliche“ erstellen. In der Psychiatrie angekommen, erzählt Simon von seiner Kindheit, seiner ersten Freundin und den Morden, wobei die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zusehends verschwimmen. Karen wird immer tiefer in die kranke Welt des „Hässlichen“ hineingezogen…
Was sich zunächst wie ein konventioneller Serienkillerstreifen anhört, ist jedoch mehr als das. Die außergewöhnliche Erzählstruktur, mit der Idee, dass sich Protagonistin Karen sich immer wieder in die Welt von Simon hineinversetzt, wurde später mit Willem Dafoe in „Der blutige Pfad Gottes“ kopiert. Auch die auffällige Farb-Dominanz von Blau und Rot lässt sich interpretieren bzgl. der externalisierten, symbolisierten Stimmungslagen der Charaktere und des gesamten Films. Allgemein ist „The Ugly“ ungewöhnlich farbenfroh, herrschen doch in anderen Serienkillerfilmen aufgrund des Aufbaus einer düsteren Atmosphäre – die hier erfrischend anders generiert wird – eher dunkle Farbtöne vor. Auch die Morde werden eher marginal und nicht effekthascherisch abgehandelt und das Blut ist unkonventioneller Weise – warum auch immer – schwarz. Doch diese Originalität wird durch die eher platte Motivsuche nach dem Grund des Mordens sowie ein paar stereotype und überflüssige Nebenfiguren (die merkwürdigen Pfleger) überwölbt. Eine dominante, übermäßig strenge Mutter, schüchterner Außenseiter als Kind sowie Stimmen, welche das Töten befehlen sind zu platt und einfallslos, um wirklich überzeugen zu können. Auch gewinnt die ohnehin etwas wirre und Erzählstruktur mit zahlreichen Rückblenden um Schein und Sein mit zunehmender Filmlänge an Konfusität bis hin zum eher enttäuschenden Finale. Die bei uns durch die Bank unbekannten Darsteller machen ihre Sache routiniert, allerdings wirkt Schönling Paolo Rotondo in seiner Rolle als Psychopath zu harmlos und fehlbesetzt. Man kauft der neuseeländischen Antwort auf Orlando Bloom trotz sichtlichen Bemühens den geistesgestörten Killer nun einmal nicht ab.
Fazit: Überdurchschnittlicher, im Ansatz origineller und unkonventioneller Beitrag zum Serienkiller-Thriller aus Neuseeland mit interessanter Farbsprache. Allerdings hat „The Ugly“ auch einige Schwächen: Das eher substanzlose, stellenweise platte Drehbuch mit enttäuschender Pointe ist die größte davon. Düster, zuweilen beklemmend und atmosphärisch dicht weiß der Film über weite Strecken nicht, seine Originalität fortzuführen. Letztlich auch für den Normalzuschauer ein interessanter, wenn auch recht mediokrer Film aus einer im internationalen Vergleich mediokren Filmindustrie.