Wenn die Farelly-Brüder einen neuen Film ins Kino bringen, dann gibt es seitens des Publikums eine klare Erwartungshaltung - irgendein Tabu-Thema, von dem Hollywood normalerweise die Finger lässt, wird mit viel "political Uncorrectness" und netten geschmacklosen Details breit ausgewalzt. Der Sinn oder Unsinn ihrer Komödien erschliesst sich immer in der Konfrontation mit gesellschaftlichen Normen, ohne dass man den Farellies dabei übertriebenen missionarischen Eifer anlasten sollte. Zuerst steht der Spass im Vordergrund, auch wenn ihr respektvoller Umgang mit den sogenannten Aussenseitern der Gesellschaft auch immer einen humanen Hintergrund erkennen lässt. Denn bei den Farelly-Brüdern sind die "Normalen" die eigentlichen Freaks.
Während sie zuletzt immer eine Hauptperson in den Mittelpunkt stellten, die entweder körperlich oder in ihrer Veranlagung extrem aus der Norm fiel, gestalten sie ihren Film zu Beginn gegen jede übliche Erwartungshaltung. Dieser Effekt steigert sich noch durch die Wahl Ben Stillers als Hauptperson, der mit seinen oft stark überdrehten Darstellungen, genau in das gewohnte Schema zu passen scheint, aber Stiller spielt hier als Eddie Cantrow einen völlig normalen Junggesellen. Der wird zwar bei der Hochzeit seiner Ex-Verlobten als einziger unverheirateter Erwachsener mit den üblichen Auswirkungen und Verunglimpfungen amerikanischer Gepflogenheiten konfrontiert, aber das inszenieren die Farelly-Brüder ohne überzogene Stilblüten im Sinne üblicher Boulevard-Komödien.
Und das ist auch nicht überraschend, denn diesmal haben sie sich ein Remake eines Films aus dem Jahr 1972 vorgenommen, der im Original auch den selben Titel "The Heartbreak Kid" trägt. Das Drehbuch geht zurück auf einen der bekanntesten Autoren des Boulevard-Theaters, Neil Simon, dessen Stücke bis heute zum Standardrepertoire auch deutscher Komödienhäuser gehören. Simons "Dramen" waren in den 60er Jahren noch deutlich provokanter in ihrer sexuellen Freizügigkeit, blieben aber immer sehr gemessen in ihrer gesellschaftlichen Kritik, die sich zwar an typischen Neurosen der modernen Gesellschaft rieb, aber echte Konfrontationen oder gar alternative Lebensformen vermied. So entstand unter seiner Feder damals auch die Geschichte um den jung verheirateten Ehemann, der sich ausgerechnet in seinen Flitterwochen in eine andere Frau verliebt - im Original eine Allegorie auf fehlendes Verantwortungsgefühl und mangelnden Entscheidungswillen, natürlich komödiantisch umgesetzt und in der Betonung des "Kid" im Titel erkennbar.
Bei den Farellies entwickelt sich die Story, in der Eddie die hübsche Blondine Lila (Malin Akerman) kennen und lieben lernt, bis auf kurze Gags mit seinem Vater Doc (von seinem echten Vater Jerry Stiller gespielt), scheinbar konventionell, aber diese Szenen wirken merkwürdig unstimmig und sind fast unangenehm in ihrer behaupteten Glätte. Es fehlen die üblichen Gags und Side-Kicks und man atmet als Zuschauer regelrecht auf, als plötzlich bei der Hochzeit Lilas fette Mutter auftaucht. Es ist zu erkennen,dass die Farelly-Brüder, in "Nach 7 Tagen - ausgeflittert" diesmal nicht einen "Freak" in den Mittelpunkt stellen wollten, um dann die Reaktion der Gesellschaft darauf zu beobachten, sondern im Gegenteil einen fast schon langweiligen "Normalo" auf das Publikum loslassen, den Ben Stiller bis auf spätere geringe nachvollziehbare Ausbrüche sehr zurückhaltend spielt.
Während er mit Lila auf Hochzeitsreise geht und an sportliche Betätigungen und einen Eselsritt ins Landesinnere denkt, beginnt sich Lila fast schlagartig in eine abstruse Mischung aus Dummheit, experimenteller Geilheit (nachdem sie zuvor die Jungfrau raushingen liess) und verlogenem Miststück zu verwandeln. Auch der Badeort in Mexiko mit einem ständig dumme Witze reissenden "Onkel Tito" hat wenig folkloristisches und vereinigt eine vergnügungsüchtige, ständig saufende amerikanische Touristengesellschaft in dem "Dritte Welt Land" (Zitat Lila). Als Eddie dann der süssen Miranda (Michelle Monaghan) begegnet, die mit ihrer provinziellen Verwandtschaft dort in Urlaub ist, erstaunt es nur wenig, dass die Beiden sich annähern, denn sie wirken meist wie die einzigen Vernünftigen unter einer Gesellschaft von lauter Bekloppten.
Die Farellies kehren damit Simons Intention komplett um, aber sie wären nicht die Farellies, wenn sie nicht auch ihrem Stil treu blieben. So gibt es natürlich wieder eine Menge unkorrekter Gags, die sich diesmal unter anderem der Sodomie, minderjährigen Drogensüchtigen, Klitorisringen und extrem sonnenverbrannten Körpern widmen. Doch sie behalten dabei immer die Story im Auge und führen diese zu ihrem scheinbar logischen Ende...
Fazit : "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert" ist ein Remake einer Boulevard-Komödie aus dem Jahr 1972, das sich zwar von der Story her an sein Vorbild hält, aber inhaltlich deren Intention veralbert. Die Farellies stellen hier keine ihrer sonst üblichen offensichtlichen Aussenseiter in den Mittelpunkt, sondern lassen scheinbar "Normale" zu Freaks werden.
Ihr Film hat deshalb eher einen satirischen Charakter,der nur hin und wieder von Farelli-Gags unterbrochen wird, und deshalb die übliche Erwartungshaltung an ihre Filme nicht ganz befriedigen wird ,aber in seiner Intention durchaus überzeugen kann (6,5/10).