Sam Raimi komplettiert seine „Spider Man“-Trilogie – das ist jetzt nicht gerade ein Hort der für Überraschungen bürgt.
Andererseits ist es schon löblich zu sehen, dass er nicht für andere Herausforderungen sein ureigenstes Kind in die Hände eines weniger Talentierten gelegt hat (siehe X-Men-Franchise), der nicht in seine Fußstapfen passt.
Und man weiß als Zuschauer inzwischen, was man bekommt.
Was wiederum auch gut wie schlecht aufgenommen werden kann.
Ergo gibt es nicht sonderlich viel Neues zu berichten aus dem Spinnenland. Die Besetzung wurde erfolgreich zusammengehalten, der menschelnde Ton ist geblieben und was als Erstes am dritten Film auffällt, ist die Verknüpfung zu den vorangegangenen Filmen und das Bemühen, hier einen Höhepunkt der Trilogie zu schaffen.
Das heißt: schneller, höher, weiter, mehr Drive, mehr Tragik, mehr Action und vor allem mehr Gegner!
Gleich drei tummeln sich also nun im Großstadtkosmos, mit dem neuen Green Goblin aka Harry Osborn sind nun auch noch „Sandman“, ein Ausbrecher, der bei einem Molekularunfall zu einem Sandwesen verwandelt wurde, und „Venom“, ein außerirdischer Parasit dabei.
Letzterer befällt erst unseren wackeren Junghero Peter Parker, der sowieso gerade auf dem euphorischen Höhenflug ist und die Probleme seiner Freundin nicht bemerkt, so dass sich alles ins Gegenteil verkehr und der flummi-artige schwarze Schlamm in ihm einen aggressiv-lüsternen Wirt findet. Später, nach der heroischen Loslösung befällt er einen von Parkers Kollegen, der natürlich Rache nehmen will.
Dazwischen turnt noch ein zweites Mägdelein (Gwen Stacy), der schwelende Osbornkonflikt, die Probleme um den Fotografenjob und noch so einiges mehr.
Die hervorstechensten Qualitäten des Films liegen eindeutig im Drehbuch, dass trotz fast 140 Minuten Lauflänge es schafft, nie Langeweile per se zu verbreiten, sondern die Dutzende von Szenen und Handlungselementen in eine so gelungene Abfolge zu stellen, das alles prima zusammenpasst. Superheldenaction folgt immer wieder auf Morallektion, gefolgt von amurösen oder tragischen Einschüben und um die Nebenfiguren wird sich auch noch reichlich gekümmert, zumindest um die meisten.
Diesen Overkill an Handlung zu bändigen, das ist schon eine große Leistung und so ist der Unterhaltungsfaktor an sich auch wirklich sehr hoch.
Aber allem kann auch dieser Spider-Man wieder nicht gerecht werden, tatsächlich muß man sich auf die seltenen Auftritte von Jameson (J.K.Simmons) freuen wie an Weihnachten (sie sind die komödiantischen Highlights des Films), Bryce Dallas Howard als Gwen Stacy und Thomas Haden Church als „Sandman“ bleiben leider etwas unterentwickelt, auch wenn es anfänglich ganz anders aussieht.
Natürlich muß der Schwerpunkt auf Peter Parker und Mary Jane liegen, aber hier wirken die Konflikte irgendwie etwas künstlich aufgeblasen und hausgemacht, natürlich im Dienste der Handlung, aber nicht immer zugunsten des Nervfaktors ausgelegt. Mary Jane ist dabei zu mäuschenhaft (so wird die als Sängerin nie was), während Peter aka Tobey Maguire zwar ausgiebig Gelegenheit hat, mal was anderes rauszulassen als nur ein betrübliches Gesicht, manches davon (besonders die Tanznummer unter Einfluß des Symbionten) sehr stark in Richtung Klamauk geht.
Zwar im Sinne der Comics, dennoch erzählerisch eine Zumutung sind, wie in jedem Film, die Einschübe mit der guten alten Tante May, die als moralische Instanz immer dann einen ihrer salbungsvollen Ratschlagsmonologe vom Stapel lässt, wenn es eh schon der Letzte im Saal verstanden hat.
Darüber hinaus kann Raimi immer noch die sentimentalen Szenen nicht richtig händeln, einen verletzlichen Helden sieht man immer gern, aber wenn Mary Jane Peter (gezwungenermaßen) den Laufpass gibt (warum klärt sie ihn anschließend eigentlich nicht darüber auf?) und Peter mitten im Central Park die Tränen in die Augen schießen, dann fühlt man nicht mit, sondern denkt „Jetzt heult der auch noch!“.
Fremdschämen ist hier angesagt, wie auch in vielen der gestelzt wirkenden Dialogsequenzen, wie etwa die letzte mit dem „Sandman“.
Da spürt man öfters den leichten Würgereflex, wo der Coolnessfaktor regieren sollte.
Auf der Habenseite ist natürlich reihenweise pure Action ohne Punkt und Komma, sehr spektakulär, wenn auch (und ich schreibe das jetzt wohl zum dritten Mal in ein Spidey-Review) wieder mal sehr unübersichtlich gedreht und letzten Ende wieder einmal so künstlich animiert, dass es nie den Realismusanspruch einlösen kann, die der Restfilm hat.
Gerade im Schlußkampf sehen die Figuren aus, als kämen sie aus einem Mittelklasse-PC-Game, das ist ein Verfremdungseffekt, den ich persönlich nicht gutheißen kann.
Zur Sache geht’s aber heftig und da will man auch nicht meckern, optisch hat der Film so seine Qualitäten (auch wenn ich ganz gern gewusst hätte, ob Peter nicht nur Gwen Stacy hätte retten sollen, sondern auch den amokfahrenden Kran abschalten…hmmm….).
So gesehen ist „Spider Man 3“ Unterhaltung auf höchstem Niveau, zumindest was das Konstrukt angeht, aber mein Herz verlieren werde ich an die Trilogie nie, dafür inszeniert Raimi mir zu schlockhaft an meinem persönlichen Geschmack vorbei.
Und die Sülze, die Stan Lee in den Mund gelegt wurde, hinterlässt auch nur einen faden Geschmack. Für 7/10 und den Gegenwert einer Kinokarte reicht es aber reichlich!