Genghis Khan: To The Ends Of The Sea And Earth
Der Mann, welcher sieben Jahrhunderte nach Atilla dessen prestigeträchtigen Titel „Geißel der Menschheit“ übernahm, steht im Mittelpunkt eines aufwändigen japanischen Monumentalfilms, welcher von Produzentenlegende Haruki Kadokawa nach dessen Comeback mit dem 2005er YAMATO für schmale 30 Millionen US Dollar produziert wurde. Gedreht wurde an mongolischen Originalschauplätzen, als Darsteller verpflichtete man aber so gut wie ausschließlich Japaner, allen voran YAMATO- und GTO-Star Takashi Sorimachi als titelgebender Dschinghis Khan.
Trotz Riesenbudgets und Starbesetzung floppte der Streifen in den japanischen Kinos, auch von der Kritik wurde Aoki Ôkami: chi hate umi tsukiru made, so der japanische Originaltitel, verhalten bis negativ aufgenommen.
Nach Sichtung des Filmes wird auch schnell klar, warum:
Zunächst wirkt diese japanische Dschinghis Khan-Interpretation nicht im Ansatz authentisch: Dazu tragen die Darsteller bei, die weder wie Mongolen aussehen, noch sich wie Nomaden benehmen, sondern wie in einem durchschnittlichen Samurai-Epos a la HEAVEN & EARTH, an den der Film ohnehin erinnert, agieren, woran natürlich auch das gesprochene Japanisch seinen Anteil hat. Die Klamotten sind ebenso wie die Gesichter stets schön sauber, der Chef dieser Persil-Krieger, der gute Dschinghis Khan in spe, verhält sich wie ein aufgeklärter europäischer Fürst des 18.Jahrhunderts und präsentiert sich zudem als bester Freund der Frauen. Gewalt mag er nicht sooo gern, und wenn, dann wird das vom Film auch eher beschönigt und wenig blutig gezeigt. Die Welt erobern will er ebenso wie der olle Chinesenkaiser Qin Shi Huang vor ihm natürlich auch nur, damit sich alle Menschen unter seiner segensreichen Herrschaft gernhaben, wohlfühlen, und damit Wohlstand und Kultur das Land (bzw.die Welt) erfüllen.
Die Darstellung der fremden Kultur erinnert in ihrer Ignoranz ein wenig an diverse Hollywood-Monumentalschinken wie DIE 55 TAGE VON PEKING, in dem die Chinesen von geschminkten Kaukasiern gemimt wurden. Leider verfügt AOKI OKAMI längst nicht über die Schauwerte entsprechender Hollywood-Pendants, denn viel zu sehen gibt es für angeblich 30 Mill.US Dollar nicht. Das immer gleiche Prärie-Setting, auf dem sich jede Menge Statisten tummeln, welche aber dann häufig doch noch mehr schlecht als recht mit dem Computer vervielfacht wurden, wird schnell langweilig. Bauten gibt es nicht, da der Film nur den Aufstieg Dschinghis Khans beschreibt, und dann wenn´s interessant wird (der Einmarsch in China) abbricht. Von der großen Mauer gibt´s nur ein offensichtliches Matte Painting zu sehen.
Weiterhin fehlt es Regisseur Shinichirô Sawai an visuellem Gespür, anstelle von großen Bildern gibt es nette, statt die angeblich gigantische Zahl an Statisten für gewaltige Kamerafahrten zu nutzen, gibt´s von ihnen hauptsächlich wuselige Totalen zu sehen.
Die Schlachtszenen sind ebenso unbefriedigend, sie sind kurz, eher unblutig und ergehen sich meist in der Darstellung von Pfeilhagel und diverser Pferdestunts, was zunächst nett ist, aber schon bald langweilt.
Die Handlung dagegen wird durch eine ganze Reihe von erlesen dümmlichen Dialogen sabotiert, bei deren Gestaltung die Schreiber offenbar das historische Umfeld konsequent ignoriert haben.
Die Krone bekommt der Film aufgesetzt von seinem unglaublich schmierigen Soundtrack, für den AZUMI-Komponist Taro Iwashiro verantwortlich ist, unmemorables Streicher-Geseier, welches in den Schlachtszenen von einem grauenhaften, Synthie-unterstützten Heldenthema akzentuiert wird.
Zählt man diese negativen Faktoren zusammen, dann überrascht es, dass AOKI OKAMI zumindest einigermaßen unterhält. Allerdings wird die vergleichweise straffe Inszenierung durch Oberflächlichkeit und sprunghafte Erzählweise erkauft, der Aufstieg Dschinghis Khans vom ausgestoßenen Häuptlingssohn zum Einiger aller Mongolen bleibt auch nach der Sichtung des Films kaum nachvollziehbar.
Traurigerweise setzt dieses filmische Windei also die Reihe höchst unbefriedigender japanischer Big-Budget-Epen fort. 30 Millionen US$ sind für einen Streifen, der in jeder Hinsicht jedem amerikanischen Monumentalfilm der letzten Jahre hoffnungslos unterlegen ist, eine fast empörende Verschwendung, ein schlechter Film ist AOKI OKAMI aber auch unabhängig vom Budget.