Review

“Gus-tav, Gus-gus-tav, Gus-tav…”

Der Eine oder Andere mag sich noch an diese Acapella-Rap-Nummer aus der Bullyparade erinnern, die so grandios schief ging, mehrfach wegen Gelächter aller Beteiligten neu gestartet werden mußte und auf “Jo-jo-ba-öööööööööl” endete!
Das könnte der Schlachtruf für den neuesten Krokodilreißer „Die Fährte des Grauens“ werden, zumindest unter allen Trashfans, die sich wie üblich auf Seiten der Tiermonstrosität befinden und diese bei ihren brutalen Snack-Attacken immer gern unterstützen.

Alle übrigen werden sich wieder einmal haareraufend fragen, wie es dieser Schlonz bis ins Kino geschafft hat, ein Monsterheuler der Gruppe D, der sogar streckenweise die italienischen Billigprodukte aus den 90ern um Schuppenbreite unterbietet.

Schon der Schriftzug „based on true events“ lässt Böses erwarten und dann rollt sie auch schon los, die garantiert nie gesehene Storylawine von dem karrieregeilen Reporter, der seine Haut nur retten kann, wenn er ein gigantisches Killerkroko in Burundi fängt. Zusammen mit einem blonden Tierdoku-Brötchen, seinem Kamera-Kumpel (Der Quotenschwarze! In Afrika! It rocks!), einem Tierfänger und einem aparten Riesenkäfig, der aussieht, als würde er nicht mal eine marodierende Brotdose aufhalten können, macht man sich auf in die Krisenregion, wo Hutu und Tutsi seit längerem aufeinander einschlachten (oho, politischer Bezug…). Im Busche kokelt der Bürgerkrieg so vor sich hin und dann ist da noch C-Film-Patriarch Jürgen „The Face“ Prochnow, der sein holdes Eheweib an die wandelnde Handtasche verloren hat und jetzt die Ahab-Nummer plant…

Das klingt nicht nur kreuzdoof, das ist es auch.
Was Michael Katleman, seines Zeichens unbekannter TV-Regisseur und sein Schreiberlingsteam hier zusammenwürgen, passt hinten wie vorne nicht.
Mit großartigen Charakterisierungen und Motivationen hält man sich gar nicht groß erst auf, hier geht ein Trüppchen erlesener Pappkameraden auf Tour und stolpert in afrikanische Willkür, filmt dann auch noch eine Hinrichtung im Busch ab und steht plötzlich zwischen Gustave (großer Kiefer, viel Hunger) und Little Gustave (großer Killer, dicke Zigarre) und beide wollen unseren Jungs ans Leben…

Was dann folgt, ist aus dem Bastelheft für Monsterfilmcollagen zusammengewichtelt, wobei man sich in Sachen Tierfang auch noch doof wie Brot anstellt. Dominic Purcell bekommt erst gar nicht Gelegenheit, sich zum Hero zu entwickeln, Brooke Langton ist so tierlieb wie scheiße naiv und Orlando Jones (der schon in „Evolution“ absolute Kacke war) steht wie Pik 7 in der Gegend rum und sondert seine Sprüchlein ab, von denen ca. drei (von 120) ganz gut sind.

Hier und da versucht man sich hilflos an Erste/Dritte-Welt-Kritik mit recht ordentlichen Ansätzen, doch die werden immer wieder fallengelassen, wie man sich überhaupt für keinen Erzählstrang so recht entscheiden kann. Das nennt man dann wohl Alibi.
Sobald aber versucht wird, das Kroki auch noch zur Metapher für die begangenen Verfehlungen umzufunktionieren, wird’s minütlich peinlicher.

Das gilt auch für den wackeren Burundijungen, der unbedingt nach Amerika will (würg!) und sich toastdoof als Köder darbietet. Irgendwo kraucht dann auch noch ein Köter rum, der die Klischeekiste vollmacht. Die Sympathien hat das Reptil.

Was auch kein Wunder ist, wenn man nachhaltigen Angriffen des Giganten aus nicht näher erklärbaren Gründen beschließt, die Nacht ausgerechnet auf einem schwankenden Holzpavillon in einem See zu verbringen, den Gustav natürlich demontiert….ein Klops unter vielen.

Das Einzige, was man diesem Film, der Nu Image wie Dreamworks erscheinen lässt, zugute halten kann, ist die Tatsache, dass so ziemlich alle weggeknuspert werden und die Überlebenden sich zumindest Kugeln einfangen, wenn ihnen nicht gerade die Fresse poliert wird. Das schafft gute Laune, Dummheit muß bestraft werden.

Gustave selbst ist mit seinen neun Meter eindeutig ein Nachkomme eines aufgerüsteten Commodore C-64, bespringt meterhohe Käfige wie ein brünftiger Leopard und galoppiert später wie weilend Fury über die Savanne, als ginge es um die Olympiaqualifikation.
Bisweilen reißt er auch wen in Stücke, was zwar nett gorig daherkommt, aber meistens so hektisch geschnitten ist, dass man ein Schleudertrauma zurück behält.
Daß der eine Gustave den anderen am Ende als Zahnstocher benutzt, ist natürlich Ehrensache.

Ergo: ein Film so doof wie Torf, das macht schon fast wieder Spaß.
Ferner ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass etwas falsch läuft, wenn so was ins Kino kommt und „A Scanner Darkly“ gleich auf DVD veröffentlicht wird.
Trashfreunde werden sich sicher einen lustigen Abend machen, aber die gehen dafür nicht ins Kino. Ergo sollte es der Verleih mal lieber bei 30 Kopien belassen, denn die Halbwertzeit dieses Streifens beträgt etwa vier Tage.
Dann doch noch mal lieber Lewis Teagues All-Time-Kanalisationsklassiker „Der Horror-Alligator“, der noch handmade daherkommt und tatsächlich so etwas wie Spannung produziert. Hier gibt’s allenfalls hämisches Gelächter.
(1/10)

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