Review

Jetzt muß ich glatt mal fragen: Mögen Neger wirklich so was?

Ja, ich weiß, das war jetzt nicht gerade politisch korrekt, aber man kann sich ein paar Gerhard-Polt-ähnliche Kommentare (Sketch: Herr Tschabobo) angesichts von „Stomp the Yard“ wohl kaum verkneifen.
Einem Film, in dem es im Wesentlichen um Tanz als moderne Ausdrucksform geht – allerdings in Form von „Stomping“ oder „Stepping“, wie es hier betitelt wird, eine (aus „weißer“ Sicht?) affentanzähnliche Wirrwarrmixtur aus Verrenkungen, Hiphop-Moves, epileptischen Gezappel, Steptanz, Schuhplattlern und rhythmischer Gruppensportgymnastik - damit spielt der Film glatt sämtlichen blöden Kralabstammungswitzen so galant in die Hände, das es schon als originell zu bezeichnen ist.

Aber von Anfang an: alle paar Monate wieder entblödet sich irgendein US-Produzent, den nächsten Film für die Jugend von heute zu drehen. Meistens sind diese Filme auf weiße College- oder High-School-Kids gemünzt, aber inzwischen wird auch die afro-amerikanische Zielgruppe mit Erfolg an den Kinokassen bedient.
Seit Rapper wie Eminem allerdings dem Harte-Hunde-Hiphop von „50 Cent“ und Konsorten den Rang abgelaufen hat und man so ziemlich alle Shakespeare-Stücke schon in Teeniefilme umgemünzt hat, muß mal wieder das Vorbild des sportlichen Wettkampfs herhalten.

Oder das Klischee des spröden Einzelgängers, der seinen Weg findet.
Oder das Klischee des gepeinigten Ghettokids (Bruder erschossen, Mitschuld), das eine Upperclass-Freundin bekommt, dessen Vater gegen die Verbindung ist.
Oder das Klischee des „das-gemeinsame-Ziel-ist-besser-als-das-Einzelne“.
Oder das Underdogs setzen sich gegen böse Widersacher auf dem Tanzparkett durch-Klischee.
Oder das der doofen Pappdeckel-Dialoge.
Oder das pathetisch-ehrenvolle „Seht-was-unsere-(farbigen)-Vorfahren-schon-alles-erreicht-haben“-Geseiere.

Oder alles auf einmal.

An „Stomp the Yard“ ist nichts neu, nichts originell, sieht man mal vom inflationären Einsatz einer nervtötenden Handkamera ab.
Gut, den neuen „Tanzstil“ (oder was immer die da machen) hat man in dieser Form noch nicht gesehen und verdammt, das verlangte sicherlich viel Körperbeherrschung und Akrobatik, aber letztendlich wird hier auch nur Hiphop-Poserei mit Breakdance und Stepdance vermischt und keines der Elemente wird hier revolutionär neu erfunden.

Stattdessen wird der ganze Kokolores auch noch so in Szene gesetzt, dass sich das mitteleuropäische Publikum (Ausnahme vielleicht: Hiphoper!) eher vor Lachen aus dem Sessel rollt, denn es scheint nicht sicher, ob es jetzt Parodie oder Ernst sein soll, was die Studentenverbindungen da aufführen.
Hier könnte jetzt Herr Polt anführen, dass der „Neger an sich“ das ja im Blut hat – und vielleicht sind wir ja auch einfach nicht die Zielgruppe (sind wir ja für American Football und den Ku-Klux-Klan auch nicht unbedingt), ergo kann ich nicht ganz ergründen, wie das farbige Amerika diesen Film aufgenommen hat. Immerhin hat er 60 Mio. USD an der Kinokasse gemacht, steht aber in den Flop 100 der imdb – eine zwiespältige Angelegenheit.

Eindeutig ist jedoch, dass es dem Film außer in den Tanzszenen an allem fehlt, was vielleicht Interesse erwecken könnte, gute Dialoge, mehr als stoische Darsteller oder auch nur ein paar gute Jokes (der lustige Dicke fehlt übrigens diesmal).
Und ob man in einem fast ausschließlich mit Afroamerikanern besetzten Film (hier tauchen nur ein paar Weiße als Statisten im Restaurant auf) die permanente Reich/Arm-Divergenz als Schwarzmalerei bezeichnen darf, ist ebenfalls unsicher.

Wenn ich jedoch sehe, dass der Regisseur ausgerechnet Sylvain WHITE heißt, kann ich mir ein Schmunzeln doch nicht verkneifen.

Ergo ein Film, der wirklich nur den hiesigen Randgruppen-Hiphoppern einen dollen Abend machen wird, obwohl die auch lieber Filme über die Gangstas sehen und weniger über Sychnron-Uni-Gruppen, die sie wohl eher als „schwul“ einstufen könnten.
Wird wohl binnen zwei Wochen Kino in Richtung DVD verklappt werden. (2/10)

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