Review

A Clockwork Orange

Kurze Inhaltsangabe:
'A Clockwork Orange' handelt von Alex (Malcolm McDowell), der Anführer einer Straßengang, die auf "ultra violence" und das alte "in-out"-Spielchen steht.
Nach einiger Zeit fängt Alex aber an, die Anführerstellung in seiner Gruppe zu verlieren, wird von seinen "droogs" hintergangen und landet schließlich bei der Polizei, angezeigt wegen Mord. Er landet im Gefängnis, doch an ihm wird ein neues Verfahren ausprobiert, was verspricht, dass er komplett von seiner Gewaltlust geheilt wird...

Bewertung:
Film 8.5/10

DVD: Warner RC2
Bild war ok, dafür das der Film schon etwas älter ist.
Ton kann ich nicht beurteilen, mangels guten Boxen.
Extras sind keine vorhanden.

Review:
'A Clockwork Orange' ist ein sensationeller Film, was man von Stanley Kubrick natürlich auch nicht anders erwartet. Die Story ist extrem kontrovers und kritisiert gegen Ende sehr direkt die Politik.
Die Kontroverse ist klar erkennbar: Alex sollte eigentlich wegen seiner Gewalttätigkeit geheilt werden, ist aber am Ende wieder von seiner Blockade geheilt, welche für ihn persönlich noch viel schlimmere Folgen hatte als die Verurteilung als Mörder. Alle seine alten Taten hohlen ihn ein und er ist, aufgrund der Behandlung, unfähig, sich dagegen zu wehren. Alex ist ein komplettes psychisches Wrack, was mit dem Sprung aus dem Fenster gipfelt, ihn somit aber von seiner Gewaltblockade heilt.

"I was cured, all right."

Kubrick schafft mit diesem Film eine extreme Kritik am ganzen Strafsystem. Er zeigt, das die Methoden, einen Verbrecher wieder zurück auf die richtige Bahn zu hohlen, nur in noch schlimmeren Ereignissen enden; nicht für die Opfer sondern für den Täter. Am Ende ist alles so wie am Anfang, ein ewiger Teufelkreis.

Die Schauspieler sind sensationell. Angefangen vom Hauptdarsteller Malcolm McDowell bis hin zu jeder erdenklichen Nebenrolle (die Eltern, der Anwalt, der Gefängnissaufseher, etc.). Alle spielen perfekt. Aber nicht nur das macht den Film so gut, sondern natürlich auch das Drehbuch: Kubrik schafft einen kompletten Stil für die Droogs, angefangen von den Kostümen bis hin zu der Fantasiesprache. In kaum einem Film wird so ein gutes Bild von den Darstellern gezeichnet, wie hier. Jedes Detail ist interessant und vorallem neu. Die Sprache der "droogs" untereinander passt perfekt zum Gesamtbild der abgefahrenen Schläger. Sie reden in altem Englisch, gepaart mit vielen Fantasiewörtern wie zum Beispiel "tolchocks" für Schläge.

Das komplette Design des Films ist einzigartig. Jedes Haus und jeder Raum hat seinen eigenen, unverkennbaren Stil. Die Farben sind alle total schrill und kitschig. Generell dominiert Kitsch in 'A Clockwork Orange', in Alex Zimmer zum Beispiel stehen vier Jesusfiguren, die wie im Kabarett zusammen tanzen.

Ein weiteres, extrem wichtiges Stilmittel ist der Sex. In jeder Szene, und wirklich ausnahmslos in jeder, ist irgendein sexuelles Bild versteckt, manchmal nur angedeutet, manchmal aber auch so, dass man es überhaupt nicht übersehen kann. In der Wohnung der "Cat-Lady" zum Beispiel sind die ganzen Wände voll gehängt mit Bildern von Geschlechtsteilen und nackten Frauen. Der Höhepunkt ist dann, dass Alex die Frau mit einem riesigen Penis von sich abhält. Gerade wenn man sich im Nachhinein über diese Dinge Gedanken macht, bemerkt man die unterschwellige Ironie und Komik, die während des Schauens eher verborgen bleibt. Ein anderes Beispiel für Sex in 'A Clockwork Orange' sind die Anmachversuche der Häftlinge während des Gottesdienstes. Da wird ein weiteres Motiv in Kubriks Film sichtbar: die Homosexualität. Anfangs noch kaum zugegen (das Wandgemälde in einer Eingangshalle von Alex besteht nur aus nackten Männern, denen auch noch vulgäre Sprüche in Sprechblasen dazu gemalt wurden), so wird dieses Motiv im laufe des Films immer deutlicher. Entweder, wie schon oben erwähnt, im Gefängnis, oder auch der "Diener" des Opfers von Alex, bei dem er am Ende des Films unterkommt. Dieser läuft erst halbnackt herum und anschließend nur in total engen Anzügen.
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Kubrik in 'A Clockwork Orange' den "normalen" heterosexuellen Sex als gut und den homosexuellen als schlecht betrachtet. Denn immer, wenn homosexuelle Andeutungen im Film vorkommen, ist Alex in irgendeiner Notsituation oder genereller Gefahr. Vieleicht ist diese Interpretation aber auch zu weit hergeholt.

Ein weiteres, sehr wichtiges Element in 'A Clockwork Orange' ist die Musik.
Erstens spielt sie eine Schlüsselrolle in der Handlung. Alex ist es seit der Behandlung unmöglich, Beethovens 9. Symphonie zu hören, was ihn ja einerseits zu seinem Selbstmordversuch bringt und zum anderen die Presse auf falsche Ergebnis der Behandlung lenkt. Denn eine scheu gegen Musik sollte ja nicht ausgelöst werden, sondern nur gegen Gewalt.
Zweitens setzt Kubrik die klassische Musik als geniales retro Element ein. Die alten, klassischen Lieder, die total überdreht klingen passen perfekt zum ganzen Stil des Films. Nur durch den Soundtrack wird 'A Clockwork Orange' zu dem, was er jetzt ist: ein Meisterwerk. Mir fällt kein Film ein, in dem klassische Stücke so entfremdet wurden aber trotzdem sinnvoll sind. Das zeigt das wahre Genie von Kubrik.

Alles in allem natürlich eine klare Empfehlung, einer der besten Filme die jeh gedreht wurden.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem Film nicht doch 9/10 geben sollte, aber ich glaube das noch etwas mehr platz nach oben hin frei blieben muss (z.B. für Filme von David Lynch :> ).

Details
Ähnliche Filme