Enthält Spoiler!!!!
Es bleibt eine Crux mit den DTV Sequels zu Kinofilmen. Eigentlich steckt vernünftiges Geld dahinter (zumindest mehr als bei manch anderer Independent Produktion), der Look ist ordentlich und meist wird das eine oder andere bekannte Gesicht gecastet. Aber dennoch zeigt die Vergangenheit, dass bisher alle Fortsetzungen eher als schwach abgetan werden mussten. Und auch hier bleibt alles beim Alten.
Natürlich hat „Road House 2:Last Call“ nicht wirklich viel gemein mit dem unterhaltsamen Original aus den 80ern. Dennoch haben die Schreiberlinge aufgesetzt wirkende Verbindungen zum Vorgänger in den Film geklatscht. So spielt Jonathan Schaech („8mm 2“, „The Forsaken“) den Sohn von Patrick Swayzes Charakter Dalton, der aber meist bei seinem Onkel aufgewachsen ist weil Dalton viel rumreiste(!!). Na ja, diese Verbindung wirkt alleine durch das Alter von Schaech und der dargestellten Figur des Dalton aus Teil 1 etwas unpassend; um es nett auszudrücken. Und warum trägt Schaech eigentlich den Nachnamen des Bruders? Egal. Damit Dalton auch nicht auftauchen muss, wird dauernd erzählt dass er inzwischen ermordet wurde und natürlich haben die Bösewichter in diesem Film damit zu tun. Gerne wird dann auch noch abgelassen das Dalton ja einer der besten war usw. Und damit auch der letzte versteht das man es hier mit einer Fortsetzung zu tun hat, werden auch noch die bekannten Regeln der Türsteher zitiert und zu guter letzt kommt auch noch „Ich habe gedacht Sie wären größer!“ vor.
Will Patton („Armageddon“, „The Punisher“) spielt also Daltons Bruder und betreibt eine Bar die vom örtlichen Gangsterverein als Angelpunkt ihrer Verkäufe auserkoren wurde. Da der Besitzer aber etwas gegen Drogen hat, muss er aus dem Weg geräumt werden und so landet Patton (warum der hier mitmacht bleibt ein Rätsel, ebenso wie er sämtliche Angriffe überlebt) nach einem steifen Kampf im Krankenhaus und das ruft halt seinen Neffen Shane Tanner (Schaech) auf den Plan. Der ist DEA Agent und hat natürlich auch Probleme mit Drogen und mag auch keine Leute die versuchen seinen Onkel umzubringen. Und da die örtliche Polizei nichts unternimmt, ist es seine Aufgabe aufzuräumen.
Szenen in der Bar kann man an einer Hand abzählen. Tanner verprügelt mal schnell ein paar Gangster, übernimmt die Bar solange sein Onkel im Krankenhaus liegt und kurz darauf wird der Laden schon dem Erboden gleich gemacht. So sind auch die kurzen Einführungen der anderen Rausschmeißer uninteressant und fast überflüssig. Ebenso Tanners Rede um die Bar am laufen zu halten. Aber es ist ja „Road House 2“.
Es sind wirklich einige Lächerlichkeiten die einem hier aufgetischt werden. Alleine die Gangster werden mal wieder als gefährliche Hip Hop Combo dargestellt(und das in dieser Sumpfigen Gegend). Und selbst ich als Hip Hop Fan konnte da nur den Kopf Schütteln. Vor allem wenn Jake Busey („Starship Troopers“, „The Frighteners“) sich als Möchtegern Rapper lächerlich macht. Busey blamiert sich übrigens richtig in diesen Film. In den Kämpfen wirkt er nicht nur sehr ungeschickt, sondern er Overacted ähnlich wie sein Vater wenn dieser bei Dreharbeiten auf Drogen war. Dabei scheint Jake Busey die Rolle als Bösewicht als einzige überhaupt spielen zu können. Aber als Hip Hop Gangster passt er nicht wirklich. Man fragt sich auch die ganze Zeit warum die Bar überhaupt als Verkaufsplatz für die Drogen herhalten soll? Gut, es scheint der einzige Laden in dieser Art zu sein, aber Drogen kann man ja wohl überall verkaufen und muss das nicht in der Küche machen, wie in einer Szene als Tanner mit seinen DEA Freunden versucht eine Falle zu stellen; die nicht mal zuschnappt.
Wäre die Action richtig gut, könnte man ja die ganzen Verfehlungen der 3 Drehbuch Autoren (darunter auch Hauptdarsteller Schaech) ja ad acta legen. Doch leider ist hier viel leer lauf drin. Zwar wird immer mal wieder geprügelt oder geschossen, doch Scott Ziehl („Demon Hunter“, „Cruel Intentions 3“) ist einfach nur ein Handwerker ohne Herz. Die Action mag nicht zu begeistern oder gar etwas Aufregendes bieten. Trotz das J.J. Perry („Undisputed 2“) für die Kämpfe zuständig war (und man auch kurze Augenblicke von Qualität erkennen kann) sind die dargebotenen Fights nichts als Scharmützel. Sie sind einfach zu kurz und unspektakulär. Da ist man einfach besseres gewöhnt. Vor allem wird deutlich das Schaech wirklich in jeder Szene gedoubelt wird, wo mal ein Tritt angesetzt wird. Nicht einmal ist dabei sein Gesicht zu sehen. Nur beim Training am Sandsack, aber da hebt er auch nur das Knie. Da er auch nicht besonders toll schauspielert oder besonders gut aussieht frage ich mich immer warum solche Leute für Martial Arts Filme gecastet werden…
Der einzige der wirklich Kämpfen kann ist Richard Norton und er war letztendlich auch der Grund warum ich mir die DVD doch zugelegt habe. Der Held meiner B-Action Kindheit hat hier glücklicherweise einen größeren Auftritt als ich befürchtet hatte (ich rechnete mit einem 3 Minuten Cameo) und spielt mal wieder den großen Boss der Organisation(kann man das in diesem Film wirklich so nennen?). Mit seinem herrlichen australischen Dialekt spielt er seine Rolle (die er schon so oft dargestellt hat) mit einem Augenzwinkern und darf sich sogar kurz mal Prügeln. Aber wie immer ist auch diese Szene zu kurz und verschenkt, wenn man weiß welche Qualität ein Richard Norton, trotz seiner 56 Jahre, immer noch bieten kann. Aber das scheint er selbst gemerkt zu haben und arbeitet mittlerweile viel hinter den Kulissen großer Produktion als Stunt- oder Fightkoordinator (wie beim aktuellen „Stone Cold“ Steve Austin Film von Scott Wiper).
Das Tempo erhöht sich in den letzten 20 Minuten doch erheblich und bietet dann mehr Action und den wohl besten Kampf, der ausgerechnet zwischen 2 Frauen stattfindet. Sonst gibt es noch eine kurze Autoexplosion die ähnlich inszeniert wurde wie der Angriff im Finale von Teil 1 (aber nicht so aufwendig) und zack sind 86 Minuten um. Die kurze Laufzeit rettet den Film dann auch vor der großen Langeweile, man schaut aber irgendwie uninteressiert zu.
Fazit:
Eigentlich war es zu erwarten. Technisch gibt es nichts zu bemängeln, die Regie bleibt aber auf Distanz einer Auftragsarbeit, die Action ist OK aber nicht gut genug und die Handlung, sowie die ständigen Anspielungen auf Teil 1 fast peinlich. Die wenigen Highlights sind Norton und einige schöne Frauen (eine Liebesgeschichte wurde natürlich auch nicht ausgespart) die immer wieder halbnackt durchs Bild laufen dürfen. Das reicht immerhin zum Mittelmaß. Aber auch hier wäre wieder mehr drin gewesen.