Man nehme eine Prise „Scream“, vermische das Ganze mit einer Portion „Halloween“ und menge schlussendlich noch eine Dosis „Psycho“ unter. Als Ergebnis erhält man ein krudes Machwerk der untersten Schublade mit dem Titel „Sweet Insanity“ (2006), welches nicht mehr als ein billiges Plagiat diverser Stalk ’n’ Slash- Klassiker ist.
Die junge Stacey schmeißt mit ihren Teeniefreunden eine alkoholgetränkte Party. Unter den Gästen ist auch die neu an die Schule gekommene Christina, welche zeitgleich mit einem mysteriösen Fremden in dem Örtchen aufgetaucht ist. Die Feier verläuft zunächst friedlich: es wird gesoffen, gevögelt und geblödelt, bis auf einmal ein Killer anfängt, die fröhliche Runde Teenie um Teenie zu dezimieren. Hat hier der merkwürdige Fremde seine Hände im Spiel? Ein Albtraum aus Blut und Terror nimmt seinen Lauf…
„Sweet Insanity“ besticht durch einen vorhersehbaren und dümmlichen Plot, der keinerlei Überraschungen zu bieten vermag. Besonders ungünstig ist dabei die Wahl des Titels, der dem aufmerksamen Zuschauer schon vor Filmbeginn verrät, in welche Richtung es gehen wird. Nur die Frage „Wer?“ dem „süßen Wahnsinn“ zum Opfer gefallen ist, bleibt zunächst offen, wird aber durch einen aufkeimenden Verdacht schon innerhalb der ersten 10 Minuten zur gähnend langweiligen Auflösung gebracht: Denn es ist schon äußerst verdächtig, dass unsere Protagonistin Stacey immer dann abwesend ist, wenn es ans Eingemachte geht. Sicher, als „anspruchsvoller“ Zuschauer könnte man erwarten, dass der Film schlicht und ergreifend versucht, mit unseren Erwartungshaltungen zu spielen, uns ein Schnippchen schlagen möchte. Jedoch weit gefehlt. Das Machwerk bleibt von Anfang bis Ende auf konstant berechenbarem Kurs.
Der Spannungsbogen des Streifens verläuft wie die Herzschlagkurve eines Verstorbenen: immer konsequent auf Null- Niveau. Wie soll auch so etwas wie Spannung aufkeimen, ist das Machwerk doch eigentlich nur ein Flickenteppich aus dümmlichen und vorhersehbaren Szenen. Wer würde einem jungen, alkoholisierten Teenie schon raten, zu mitternächtlicher Stunde alleine durch den örtlichen Wald zu spazieren? Oder: Warum muss es einem Pärchen ausgerechnet nach Sex im Freien gelüsten, wenn schon mehrfach von einer Gestalt berichtet wurde, die um die Häuser schleicht? Wer darauf eine Antwort weiß, der möge sie mir mitteilen. Ich habe nämlich keine passende parat.
Weiterhin negativ belastend gesellt sich zu der – in zahllosen Filmen bereits durchgekauten- Story die technische Inszenierung, die man mit amateurhaft/ dilettantisch passend charakterisieren könnte. Die Kamera fängt 08/15- Bilder der Extraklasse ein, welche mit einem totalen Mangel an Finesse zu glänzen wissen. Unterstützung erhält das Ganze durch eine schlechte Ausleuchtung, die „Sweet Insanity“ den Charme einer niveaulosen Soap Opera verleiht. Wo sich Möglichkeiten ergeben, etwas falsch zu machen, kann man davon ausgehen, dass diese Chancen bis aufs Letzte ausgeschöpft werden.
Dabei steht die Eröffnungsszene, in der unsere Protagonistin Stacey vollkommen kopflos vor einem unsichtbaren Verfolger flieht, stellvertretend für den weiteren Verlauf des gesamten Streifens. Genauso kopf- und planlos bewegt sich „Sweet Insanity“ auf wackligen Beinen die folgenden 78 Minuten voran.
Das Prädikat „Sweet Insane“ gebührt allen voran den Drehbuchautoren (u.a. Regisseur Hess), die diesen Schund zusammengeschustert haben. Zum einen klauen sie dreist Versatzstücke aus allen möglichen Slasher- Klassikern, zum anderen gelingt es ihnen aber nicht, dies so unauffällig zu tun, dass man nicht unentwegt mit der Nase drauf gestoßen wird. Am offensichtlichsten hat es- wie bereits eingangs erwähnt- „Psycho“, „Halloween“ und „Scream“ erwischt. So wurde aus Hitchcocks Meisterwerk die weltberühmte Duschmord-Szene inklusive abgerissenem Vorhang verwurstet, aus Cravens Teenie- Slasher Anleihen für die Garagenszene (Stichwort: Tatums Tod) genommen und schließlich aus „Halloween“ das Wandschrankversteck fast 1:1 verwendet. Man könnte endlos so weitermachen. Traurig, aber wahr.
Der größte Witz (wenn auch nur mäßig lustig) sind die von den Autoren entworfenen Charaktere und die Beziehungen ebenjener untereinander. Großartiger Tiefgang lässt sich ja sowieso nicht voraussetzen, aber das hier ach so stolz Präsentierte ist mehr als nur 1-dimensional. Die Figuren sind schlicht und ergreifend Kanonenfutter für den Killer, wobei der Zuschauer direkt froh sein sollte, dass den Opfern noch Namen zugestanden wurden. Ein Schritt weiter in Sachen Plattheit und selbst diese wären womöglich wegreduziert worden.
Könnte ich nach der vorangegangenen „Lobeshymne“ noch irgendwas Überraschendes bezüglich der Schauspieler zu virtuellem Papier bringen? Wahrscheinlich eher nicht. Deswegen nur soviel: Die darstellerischen Leistungen fallen erwartungsgemäß wenig überzeugend aus. Selbst Seifenopern wohnt mehr Talent inne als diesem Film. Aber im Endeffekt ist das bei solch einer Produktion total gleichgültig. Zu retten ist sowieso nichts mehr.