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HARD JUSTICE

Warum hackt die ganze Welt eigentlich immer auf David Bradley rum? Michael Dudikoff war zwar der ursprüngliche AMERICAN NINJA, doch hat er außer zwei Fortsetzungen und AVENGING FORCE nichts wirklich Nennenswertes mehr abgeliefert. Bradley hingegen hat neben AMERICAN NINJA 3 und 4 (über Teil 5 schweige ich mal…), den ersten beiden CYBORG COP-Filmen und AMERICAN SAMURAI auch noch HARD JUSTICE hinterlassen, welcher ein Bild von einem B-Action-Kracher ist und einen Großteil ähnlicher Nu Image- oder PM Entertainment-Produktionen locker in die Tasche steckt…

L.A.-Cop Nick Adams (David Bradley) ist schon seit geraumer Zeit auf der Jagd nach dem Waffenhändler Jimmy Wong (Yuji Okumoto). Als sich die beiden endlich gegenüberstehen, kann Nick Jimmy zwar verhaften, doch kommt dabei auch eine unschuldige Geisel ums Leben. Nick macht sich schwere Vorwürfe, hat aber ganz schnell wieder andere Sorgen, da sein bester Freund bei Undercoverermittlungen in einem Gefängnis ermordet wurde.

Von seinem Vorgesetzten Dickerson (Clabe Hartley) lässt sich Nick ebenfalls ins Gefängnis einschleusen, wobei sein einziger Kontakt zur Außenwelt seine Kollegin und Ex-Geliebte Hannah (Benita Andre) ist. Durch seine neugierige Art legt sich Nick schnell mit einer Gang von asiatischen Häftlingen und dem sadistischen Gefängnisleiter Pike (Charles Napier) an.

Nick wird klar, dass in dem Gefängnis so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht: Pike selbst ist in die schmutzigen Waffenschiebergeschäfte verwickelt, hat ein gigantisches Waffenlager im Keller des Gefängnisses angelegt und lässt die Waffen von seinen asiatischen Handlangern verteilen. Zu allem Übel ist Jimmy auch noch der Kopf der asiatischen Gang und als er in das Gefängnis eingeliefert wird, droht Nicks Tarnung aufzufliegen. Also versucht Nick, aus dem Gefängnis zu fliehen und den Waffenschieberring eigenhändig zu zerschlagen…

Schon wenige Sekunden nach dem Titel geht es bei HARD JUSTICE richtig rund: Bradley seilt sich in voller Kampfmontur aus einem Helikopter ab und platzt in den Waffendeal von zwei Gangs, welcher in einer großen Lagerhalle über die Bühne gehen soll. Es bricht eine spektakuläre Schießerei los, in deren Verlauf erschossene Bad Guys von Autos und Gerüsten stürzen, Explosionen Gangmitglieder durch die Luft schleudern und Bradley mit einer Shotgun über ein Förderband gleitet, um die anwesenden Bad Guys gleich reihenweise über den Haufen zu ballern. Als Höhepunkt kickt ein Gegner eine Kiste Handgranaten ins Feuer, worauf diese brennend unter die Autos kullern, auf denen Bradley gerade steht. Während ein explodierender Wagen nach dem anderen in Richtung Hallendecke schießt, kann Bradley gerade noch über die Motorhauben flüchten, um dem tödlichen Inferno zu entgehen. Eine ähnliche Szene gab es kurze Zeit später in PMs CYBER-TRACKER 2 zu sehen, doch hier treibt der komplett gelungene Auftakt dem B-Action-Fan die Freudentränen in die Augen!

Kurz darauf befindet sich Bradley auch schon zu Gast im „coolsten Knast der Welt“: Dieser Knast erinnert rein optisch an ein richtiges Gefängnis, nur scheint es hier weder verschlossene Türen, noch irgendwelche Regeln zu geben. Jeder Gefangene kann sich nach seinem Willen frei bewegen, was bei diesem B-Actioner einfach wichtig ist, damit zu jeder Zeit und an jedem Ort eine Schlägerei losbrechen kann. Bradley bringt seinem Zellengenossen „Mr. Clean“ („Cyber-Tracker“ Jim Maniaci) in Zeitlupe Respekt bei, beharkt sich in Dusch- und Speisesälen mit asiatischen Gangmitgliedern oder gibt sich mit diversen Wärtern kräftig eins auf die Mütze. Fight-Choreograph Alon Stivi spielt den fiesen, mit seinem Schlagstock verheirateten Wärter „Mr. Riggs“ und der Kurzauftritt von Professor Toru Tanaka (The Perfect Weapon) ist absolut genial, weshalb er auch eine besondere Erwähnung verdient hat!

Ich kenne keinen B-Actioner, bei dem es wirklich ununterbrochen zur Sache geht und so nimmt sich auch HARD JUSTICE im Mittelteil eine kurze Auszeit. Bradley darf nun ein wenig ermitteln und spätestens wenn er das verborgene Waffenlager im Gefängniskeller aufgespürt hat, knüpft Regisseur Greg Yaitanes genau dort nahtlos an, wo der grandiose Auftakt geendet hatte. Ob nun Held, Wärter oder revoltierender Insasse: Jeder schnappt sich die Waffen, die er tragen kann und dann wird sich mit Pistolen, MPs und Shotguns durch Waffenlager, Gefängniszellen und Gefängnishof geballert… meistens sogar beidhändig!
Die an- und abschließende Verfolgungsjagd zwischen einem im Hubschrauber sitzenden Bradley und Okumoto, welcher in einem Bus voller schwer bewaffneter Insassen flüchtet, bietet dann sogar Car-Crashes in bester PM-Tradition (mehr als selten für einen Nu Image-Film) und die Gelegenheit für Bradley, seine Ex-Geliebte zu retten und sich bei Okumoto zusätzlich noch für die anfänglich ums Leben gekommene Geisel zu rächen!

Erwähnenswert finde ich noch die vielen in HARD JUSTICE zu findenden John Woo-Zitate: Der Auftakt (Szenario, Kleidung und „Face-to-Face“-Situation) erinnert an die Lagerhausschießerei aus HARD-BOILED (1992) und aus selbigem stammt wohl auch die Idee mit dem im Keller versteckten Waffenlager. Bad Guys, denen ein Benzinkanister entgegengeschleudert und anschließend mit einer Shotgun zur Explosion gebracht wird… das erinnert an HARD TARGET (1993) und eine Situation, in der zwei Kontrahenten Rücken an Rücken in Deckung stehen, ihre Waffen nachladen und sich dabei unterhalten, konnte man in Filmen des „Mozarts der Zerstörung“ schon mehrfach bewundern. Da es sich bei diesen Szenen aber nur um eingestreute Zitate und nicht um essentielle Bestandteile des Films handelt, sehe ich auch keinen Grund, eine Bestrafung in Form von Punktabzug vorzunehmen! Auch ein Isaac Florentine benutzt diese Stilmittel regelmäßig und bei seinen Arbeiten hat schließlich auch niemand etwas zu mosern!

Obwohl Bradley den beinahe unbesiegbaren Actionhelden perfekt verkörpert und auch Napier einen guten Eindruck als sadistischer Gefängnisleiter mit Vietnam-Trauma hinterlassen kann, gewinnt HARD JUSTICE schauspielerisch keinen Blumentopf! Ebenso gibt es storytechnisch keine großen Überraschungen oder Wendungen! Trotzdem macht der bei uns als HARD ATTACK - TATORT: KNAST veröffentlichte Film dem B-Action-Genre alle Ehre und steht damit ganz hoch oben auf der Liste meiner absoluten B-Action-Favoriten! Ich fand David Bradley sowieso schon immer cooler als Michael Dudikoff! Manche werden jetzt „Frevel!“ schreien und ich gebe dann ganz gelassen zurück: „Wer HARD JUSTICE nicht kennt und liebt, hat etwas nachzuholen, um sich den Titel „B-Action-Fan“ aufs Neue zu verdienen!“…

8/10 Punkten, diBu!

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