Man kann von der “Masters of Horror”- Serie halten, was man möchte, fest steht, einige Regisseure haben sich mit ihren Beiträgen absolut keinen Gefallen getan. In diese Kategorie fällt zweifelsohne das Giallo- Urgestein Dario Argento, welcher in beiden Staffeln des Projekts mit jeweils einer Episode vertreten ist. „Jenifer“, basierend auf einer Comic- Geschichte des Amerikaners Bruce Jones, macht den Anfang vom Ende.
„Jenifer“
Der Polizist Frank Spivey rettet ein massiv entstelltes Mädchen vor einem scheinbar Verrückten, der sie umzubringen versucht. Anschließend nimmt er sich des schwer verstörten Mädchens an, ohne jedoch zu ahnen, welche Konsequenzen für ihn und seine Umwelt daraus resultieren…
Möchte man „Jenifer“ charakterisieren, schleichen sich Wörter wie x-beliebig, uninspiriert oder holprig unweigerlich ins Bewusstsein. Dies mag zum Großteil an den hohen Erwartungen liegen, die man beinahe automatisch stellt, wenn man in der Regiespalte den Namen Dario Argento liest. Jener Regisseur, der sich wie kein anderer des Horror- Genres durch eine eigene prägnante Handschrift auszeichnet(e).Von dieser spürt der Zuschauer hier leider nicht einmal mehr Ansätze, was stattdessen ins Auge springt, ist seelenlose Fließbandware, die genauso von jedem anderen Regisseur hätte stammen können.
Im Zentrum der Geschichte steht, wie eingangs erwähnt, die junge Jenifer- ein im Gesicht stark deformiertes Mädchen, welches sich als dämonische Verführerin, ein sogenannter Succubus, entpuppt. Eine Heimsuchung, die sich wie ein dunkler Schatten über das Leben des Polizisten Spivey legt und trotz zahlreicher Versuche nicht mehr zum Weichen bewegt werden kann. Das Hauptproblem bei der prinzipiell interessant erscheinenden Geschichte ist, dass dem Film trotz relativ kurzer Laufzeit schnell die Puste ausgeht. Zudem gestaltet sich „Jenifer“ als durch und durch vorhersehbar. Man ahnt den Ausgang der Versuche, das Mädchen loszuwerden, genauso wie das Finale leider schon lange im Voraus. Erschwerend kommt hinzu, dass es Argento nicht gelingt, auch nur ansatzweise einen vernünftigen Spannungsbogen zu etablieren. Eigentlich liegt in der Figur von Jenifer ein nicht unbeträchtliches Potential, dem Zuschauer ordentlich Feuer unter dem Hintern zu machen, der Film nutzt dieses jedoch höchstens, um auf Sparflamme eine wenig schmackhafte Suppe von vorgestern aufzuwärmen.
Man merkt deutlich, dass „Jenifer“ Argento keinerlei Entfaltungsmöglichkeiten lässt. Das Ergebnis ist unterdurchschnittliche, spannungsarme Horrorkost, die weder durch die Goreeffekte, die zahlreichen Sexszenen noch durch den bescheidenen Rest gerettet werden kann. Die Botschaft: „Auch hinter der vermeintlichen Unschuld kann das Böse lauern“ bzw. „ Das Augenscheinliche entspricht nicht immer der Wirklichkeit“ wurde jedenfalls schon deutlich attraktiver verpackt. (3/10 Punkten)
„Pelts“
Der Pelzhändler Jake Feldman (Meat Loaf) will aus illegal gefangenen Waschbärfellen einen extravaganten Mantel schneidern, um an einer Modenschau teilzunehmen. Schlecht nur, dass die Felle einen äußerst destruktiven Einfluss auf alle haben, die mit ihnen in Berührung kommen..
Was von „Pelts“ am wahrscheinlichsten im Gedächtnis haften bleiben wird, sind die ziemlich radikalen und äußerst kreativen Gewaltausbrüche. Ein durch eine Bärenfalle abgetrenntes Gesicht, zugenähte Körperöffnungen und Selbsthäutung- das sind die Ingredienzien, über die sich „Pelts“ definiert. Über vielmehr leider auch nicht, denn der Rest des Films besteht aus einer zusammenhanglosen, nur bedingt spannenden Geschichte, die lückenhaft wie ein Käse aus unserem bergigen Nachbarland daherkommt. Warum haben die Waschbären solch eine fatale Wirkung auf die Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen? Ist es Rache für die Morde an ihnen, welche nur für die Befriedigung der menschlichen Eitelkeit begangen werden? Welche Rolle spielt die alte Hexe, die versucht die Waschbären hinter Zäunen unter Verschluss zu halten? All diese Fragen stellen sich dem Zuschauer unweigerlich, ohne dass der Film auch nur im Entferntesten daran denkt, sie zu beantworten. Das Einzige, was dem Argento- Fan noch ein kleines Lächeln auf das Gesicht zaubern kann, ist der kurze Auftritt von John Saxon („Tenebre“), welcher hier als Waschbärjäger Jameson auftritt.
Falls Argento mit „Pelts“ wirklich eine Botschaft verbreiten wollte, hat er sie ordentlich tief unter blutigen Effekten verbuddelt. Mir als Fan der süßen Waschbären dreht sich jedenfalls noch jetzt der Magen um, wenn ich an bestimmte Szenen zurückdenke. In diesem Zusammenhang sei allen Akteuren ihr schmerzliches Ende von Herzen gegönnt. Alles in allem ist „Pelts“ gegenüber „Jenifer“ ein kleiner Schritt nach vorn, bleibt jedoch nicht mehr als Durchschnittsware, die man einmal guckt und dann ebenso schnell wieder vergisst. (5/10 Punkten)