"Technically and intellectually we are living in an atomic age, emotionally we are still living in the stone age."
War Game ist eine Mockumentary des BBC aus dem Jahre 1965, das die Auswirkungen eines fiktiven Atomkrieges auf Großbritannien beschreibt. Ausgehend von von der Annahme, dass russische und ostdeutsche Truppen Berlin besetzen, werden zunächst einige weltpolitische Ereignisse geschildert, die "unvermeidlich" zum umfassenden Atomkrieg führen, während parallel die Vorbereitungen des britischen Zivilschutzes auf ein solches Ereignis anlaufen. Im weiteren Verlauf kommt es schließlich zum Atomschlag, welcher mit seinen Folgen im zweiten Teil des Filmes dargestellt wird.
Regisseur Peter Watkins bedient sich bei der Inszenierung einer Mischung aus nachgestellten Szenen, Interviews und statistischen und technischen Fakten, die von einem Kommentator präsentiert werden - er kommt also bemerkenswerter weise ohne das Verwenden und Neuarrangieren von Stock Footage aus. Oft werden den Interviews und nüchternen Zahlen und Daten Bilder entgegengesetzt, die das damit verbundene Grauen abzubilden versuchen. Wenn beispielsweise Passanten auf der Straße einen Vergeltungsschlag nach einem russischen Erstschlag bejahen, so folgen Bilder von verbrannten Leichen und traumatisierten Überlebenden, die klarmachen, dass ein Atomkrieg die ultimative Vernichtung ist, auf die es keine (sei sie individuell oder vom Staat organisiert) Vorbereitung gibt und geben kann.
Watkins baut auch immer wieder Seitenhiebe auf die Arbeit der britischen Zivilschutzverwaltung und die Regierung im allgemeinen ein, die sich - zumindest nach dieser Darstellung - nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dabei nimmt der Film insgesamt eine klar pazifistische, im Rahmen des Ost-West-Konflikts aber unideologische, Position ein.
Die gezeigten Effekte (verkohlte Leichen, Brandopfer) sind für das Jahr 1965 äußerst drastisch und wirken auch heute noch sehr realistisch. Insgesamt ist die Inszenierung schonungslos und gerade deswegen sehr bewegend. Wenn die Kamera erst zeigt, wie Polizisten Menschen erschießen, denen die Ärzte nicht mehr helfen können, dann über eine Reihe von auf dem Bürgersteig liegenden Leichen fährt und schließlich eine Gruppe Frauen und Kinder zeigt, die apathisch neben den Toten hocken, dann verfehlen diese Aufnahmen ihre Wirkung nicht. Dabei beschränkt sich der Film für die Zeit nach dem Atomschlag und dessen Folgen auf die ländlichen Gebiete abseits der primären Bombenziele, also jene Gebiete, in denen es den Menschen noch "besser" geht als in der Nähe von London, Manchester und anderen Städten. Wie es dort zugeht wird - man möchte fast dankenswerterweise sagen - nicht gezeigt.
Fazit:
Auch 2010, 20 Jahre nach Ende des kalten Krieges immer noch ein mehr als sehenswerter Film, der neueren Fiktionen, wie der ZDF-Produktion "Der dritte Weltkrieg" in nichts nachsteht und ein bewegendes "Zeitzeugnis".