Temporeiches und knallhartes Actionfeuerwerk von John Woo und der vielleicht beste Hongkong-Actionfilm.
Inspektor Yuen (Chow Yun-Fat), genannt Tequila, ist ein knallharter Cop, der den Waffenhändlern, die in Hongkong ein florierendes Geschäft betreiben, den Krieg angesagt hat. So nietet er bei einer Schießerei in einem Teehaus alle Gangster um, die aber auch sehr skrupellos vorgehen, das Feuergefecht in dem vollen Gebäude beginnen und nicht davor zurückschrecken, Zivilisten zu erschießen. Bereits der Auftakt ist sehr furios und ist eine der drei großen Actionszenen des Films und nur ein schwerer Fehler trübt die Erzählstruktur: Gerade der Gangster, der am skrupellosesten Zivilisten niedermäht, Tequilas Partner und Freund Lionheart abknallz und dafür auch von Tequila erledigt wird, stellt sich nachher als Undercover-Cop heraus, was sehr unglaubwürdig ist.
Während Tequila sich für das Massaker und die Tötung des Cops ordentlich Schelte einfängt, arbeitet Tony (Tony Leung) für den Hongkong-Paten Mr. Hui (Hoi-Shan Kwan). Tony ist loyal und will ihn nicht verraten, schlägt aber die Freundschaft von Huis Rivalen Johnny Wong (Anthony Wong) nicht aus. Bei einem Treffen fällt er auch Tequila auf, der Ermittlungen anstellt. Tony Leung stellt den Killer mit der geschundenen Seele gut dar und bildet so das Gegenstück zu dem aufbrausenden, aber lebensfrohen Chow Yun-Fat.
Wenig später stellt Tequila fest, dass es sich bei Tony ebenfalls um einen Undercover-Cop handelt. Währenddessen reißt Johnny die Macht in Hongkongs Unterwelt an sich – mit Tony als scheinbarem Gefolgsmann an seiner Seite. Tequila sucht Tony auf und die beiden Männer beginnen bei ihrem Ziel, der Verhaftung Johnnys, zusammenzuarbeiten und es steht eine Woo-typische Männerfreundschaft...
„Hard Boiled“ ist ein wirklich eindrucksvoller Heroic Bloodshed Film, der mit seiner klaren Fixierung auf die Action am meisten meinen Nerv von John Woos Hongkongwerken traf. Dennoch ist „Hard Boiled“ nicht ohne Tiefgang, z.B. in jenen Momenten wenn Tony in der Stille seiner Yacht hockt und Kraniche faltet oder wenn Tequila in seinem Lieblings-Jazzclub abhängt und mit dem von John Woo selbst gespielten Barkeeper Lebensweisheiten austauscht. Dennoch ist der Film im Vergleich zu anderen HK-Woos wie „The Killer“ etwas westlicher und besitzt den ein oder anderen Einfluss amerikanischer Polizeifilme. Z.B. hat das Cop-Gespann etwas von US-Buddy-Movies und die zweite Hälfte ist eine Art „Stirb langsam“-Variante im Krankenhaus.
Dennoch ist „Hard Boiled“ durchgehend spannend und flott erzählt und kann auch den einen oder anderen augenzwinkernden Spruch anbringen (z.B. Tequilas cooles „In meinem Büro schreie nur ich!“). Dabei beziehe ich mich auf die deutsche Synchro, da ich den Film noch nie in einer anderen Sprache gesehen habe. Diese ist aber besser als bei vielen anderen Asiafilmen und eine Figur wird sogar von Til Schweiger gesprochen. Leerlauf gibt es nur minimal, dass es nicht auffällt, nur einige grobe Logiklücken wie z.B. angesprochene Szene mit dem Undercover-Cop im Teehaus nerven schwerer.
Die Action bietet die Woo-typischen Shoot-Out in epischer Ausprägung, wobei es drei besonders große gibt: Die Ballerei im Teehaus, das Aufeinandertreffen in der Lagerhalle und das ca. halbstündige Finale. Diese und ein paar kleinere Schießereien hat Woo absolut fantastisch choreographiert und genial inszeniert, dass jeder Actionfan begeistert sein sollte. Selbst in den deutschen FSK 18 Fassungen in TV und auf Video zeigt „Hard Boiled“ so einiges an Potential, aber die volle Wucht entfaltet der Film erst in der ungekürzten Fassung.
Chow Yun-Fat ist mal wieder gnadenlos cool und überzeugt zudem schauspielerisch, genauso wie Tony Leung, die beide wirklich tolle Leistungen bringen, vor allem für einen HK-Actionfilm. Auch die Nebendarsteller leisten wirklich ganze Arbeit um zum Gelingen des Films beizutragen.
An sich bleibt nur noch eines zu sagen: „Hard Boiled“ ist ein echtes Must Have für jeden Actionfan mit nur minimalen Kritikpunkten.