Mit "Rikidozan" kam im Dezember 2004 wohl die letzte Grossproduktion des Jahres in die koreanischen Kinos. Für ca. 12 Millionen Dollar wurde der Streifen als koreanisch-japanische Coproduktion hergestellt. Auch hier geht es wieder um einen Koreaner der im Nachkriegsjapan zuerst leidet und später seinen erfolgreichen Weg geht. Die Story ist nah an "Fighter in the Wind" doch "Rikidozan" ist klar der kommerziellere Film.
Mit schönen Bildern und toller Ausstattung erzählt Regisseur Song Hae-sung ( auch für "Calla" und "Failan" verantwortlich ) die tragische Geschichte des ersten japanischen Wrestling-Stars Rikidozan. Er zeigt uns den mühsamen Aufstieg und die glorreichen Jahre ebenso, wie das tragische Ende eines Mannes, der über den immensen Erfolg seine eigentlichen Wurzeln verliert.
Der eigentlich aus Nordkorea stammende Kim Sin-rak ( gespielt von Sol Kyung-gu ) kommt schon vor Ende des zweiten Weltkriegs nach Japan. Dort schlägt er sich mühsam durchs Leben und wird sogar als er Sumo-Ringen lernen will, von den Japanern regelmässig misshandelt. Dennoch beisst er sich tapfer und auch stur durch. Durch einen Trick ( er täuscht sogar eine eigene Straftat vor um Aufmerksamkeit zu erlangen ) kommt er tatsächlich an einen für das Sumo-Ringen notwendigen Sponsor. Der reiche Takeyo Kano ( gespielt von Fuji Tatsuya ) nimmt ihn unter Vertrag und nennt ihn fortan Rikidozan.
Rikidozan scheint endlich am Ziel und darf kämpfen. Zeitgleich bekommt er auch auf eigenen Wunsch die hübsche Aya ( gespielt von Miki Nakatani ) als seine Frau zugesprochen. Sie arbeitete vorher für Kano als Geisha und entwickelt eine tiefe Liebe für Rikidozan. Der allerdings bekommt als Koreaner in Japan auch als anerkannter Sumo-Ringer kein Bein auf den Boden und fühlt sich ständig zurückgestellt. Diese Situation gipfelt in seinen Respektlosigkeiten der Obrigkeit gegenüber und endet in einer Suspendierung.
Rikidozan beginnt zu trinken und entwickelt aggressive Züge. Die tiefe Liebe und Zuversicht seiner Frau erwiedert er nicht, vielmehr prügelt er sich eines Tages in einer Bar mit einem gewissen Harold Sakata ( gespielt von Keiji Mutoh ). Besagter Sakata betreibt eine Wrestlingschule und Rikidozan ist sofort Feuer und Flamme. Er will Wrestling erlernen und bittet seinen Mentor Kano ihn nach Amerika in die Ausbildung zu schicken. Kano willigt ein und Rikidozan geht für knappe zwei Jahre ohne Aya nach Amerika. Er kommt als gefeierter Wrestlingstar nach Japan zurück und will auch dort das Wrestling populär machen. Sein unaufhaltsamer Aufstieg beginnt auch in Japan und Rikidozan wird als Wrestler zum gefeierten Volkshelden. Doch sowohl die Liebe zu Aya als auch seine eigenen Wurzeln wirft Rikidozan für seinen Sport einfach weg und scheitert am Ende tragisch.
Also ein weiteres nostalgisches Sportlerdrama aus Südkorea. Diesmal mit den Japanern zusammen produziert und auch mit vielen Japanern besetzt. Dies ist für beide Länder mit Sicherheit bemerkenswert. Man zeigt offene Misshandlungen an Koreanern in Japan, die tägliche Schickane und das schwere Leben für diese Bevölkerungsgruppe während der Zeit der Besetzung durch Japan. Als koreanische Produktion wäre es erwartet gewesen, als koreanisch-japanische Coproduktion ist es überraschend.
Allerdings macht der Film nicht den Fehler und beschränkt sich auf politische bzw.ethnische Problematiken. Er geht vielmehr sehr schnell dazu über, eine Charakterisierung eines bemerkenswerten Sportlers zu liefern. Es geht um den Menschen Rikidozan, um seine Passion und um seine Fehler. Das tut dem Film ungemein gut und bewahrt ihn davor zum politischen Werkzeug zu werden. Dieser Punkt gefiel mir z.Bsp. bei "Fighter in the Wind" überhaupt nicht ; hier wurde der Sportler viel zu politisch dargestellt.
Bei "Rikidozan" geht es um die Person und um seinen Werdegang. Der ist allerdings so typisch wie so oft im Sportbusiness. Am Ende findet der Star den Absprung nicht und verglüht praktisch in seiner eigenen Popularität.
Die Darsteller wissen allesamt zu gefallen. Der Koreaner Sol Kyung-gu hat schon mehrfach bewiesen, dass er spielen kann. In dieser schwergewichtigen Rolle ( er hat einige Kilos für die Rolle zunehmen müssen ) macht er einen souveränen Eindruck. Vielleicht hätte man seine Entwicklung vom erfolgshungrigen jungen Mann zum besessenen Superstar noch etwas persönlicher gestalten sollen, es dominieren die manchmal recht brutalen Kampfszenen und es fehlen die eigentlichen Studien zur Charakterentwicklung. Letztendlich ist seine Performance trotz allem aber glaubhaft.
Seine leidensfähige und sanfte Frau wird viel zu selten in den Mittelpunkt gestellt. Miki Nakatani ist der gelungene Gegenpol zum rauhen und brutalen Rikidozan. Nur selten hat sie die Gelegenheit, dies auch im Film zu zeigen. Sie bietet ihm ein Zuhause als sie merkt, dass er es zu verlieren droht und kann doch nichts machen. Von diesen Szenen hätte ich mir mehr gewünscht.
Fuji Tatsuya als Kano gibt sich den gesamten Film über keine Blöse. Sein Verhältnis zu Rikidozan ist seltsam, man könnte meinen er bewundert ihn, doch dann wieder glaubt man er behandele ihn wie einen Sohn. Tatsache bleibt allerdings, dass ohne seine Hilfe der sportliche Weg des Rikidozan niemals möglich gewesen wäre.
Obwohl ich diese Kampfsportfilme einfach nicht mag, fand ich "Rikidozan" etwas besser als "Fighter in the Wind" und diese Abstufung macht sich durch den einen Punkt mehr bemerkbar. "Rikidozan" war mit gut über zwei Stunden vielleicht etwas zu lang und mir von der Personenzeichnung der Hauptperson etwas zu beliebig, doch der Film ist eine koreanisch-japanische Majorproduktion bei der man guten Gewissens einen Blick riskieren kann.
7 Punkte