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Einer der Überraschungshits des Jahres 1990, der Demi Moore endgültig zum Star machte und Patrick Swayze seinen zweiten Erfolg im Romantikfach nach „Dirty Dancing“ bescherte.
Sam Wheat (Patrick Swayze) ist erfolgreicher Banker, seine Freundin Molly Jensen (Demi Moore) betätigt sich im Bereich der Töpferkunst und die beiden gehören zur Yuppieklasse, die in den 1980ern gerne mal kritisch untersucht wurde, hier aber in netten Farben gezeichnet wird. Trotz seines Anzugjobs ist Sam ein sympathischer Bruder Leichtfuß, der auch mal waghalsige Aktionen unternimmt, Molly ist aufrichtig kunstinteressiert und die Liebe der beiden ist natürlich auch der real deal, wie Zucker in der berühmt-berüchtigen Töpfer-Liebessequenz zeigt, die er später selber in „Die nackte Kanone 2 ½“ auf die Schippe nahm.
Doch dann ziehen dunkle Wolken auf: Bei der Rückkehr aus dem Theater lauert ein Straßenräuber den beiden auf, versucht sie zu überfallen und erschießt Sam. Doch für diesen ist das nicht das Ende. Stattdessen bleibt er als Geist in Mollys Nähe, kann sich jedoch nicht wirklich bemerkbar machen, sieht man vom Erschrecken der Katze mal ab. Soweit also das High-Concept-Szenario des Films, das Zucker genüsslich ausspielt, ehe Sam einen besseren Weg zur Kommunikation findet.

Besagter Weg zur Kommunikation heißt Oda Mae Brown (Whoopi Goldberg), die als Medium arbeitet, aber eigentlich nur Hinterbliebene abzockt. Doch mit Sam kann sie tatsächlich Kontakt aufnehmen, was sie zuerst in Rage bringt. Doch gezwungenermaßen hilft sie dabei Molly zu beschützen, denn hinter dem Raub steckt mehr und der Mörder läuft frei herum…
Eine Mischung aus Krimi, Romanze und Thriller, wobei man fast jeder Figur ein Genre zuordnen kann. Oda Mae als Schlitzohr mit Herz aus Gold ist da für die Gags zuständig, welche die manchmal reichlich schmalzige Jenseitsromanze erfrischend auflockern und für amüsante Wortgefechte sowie netten Slapstick sorgen. Gerade wenn Sam ihr gegenüber im wahrsten Sinne des Wortes zum Quälgeist wird (durch wiederholtes Singe von „Henry the Eighth“), dann ist das ein schöner Schadenfreudemoment, wenn die sonstige Abzockerin dazu gezwungen wird einmal das zu tun, was sie bisher nur angeblich tat.
Natürlich auch sie in den Krimiplot verwickelt, der sich vor allem um Sams Figur dreht. Dabei kommt das Bankenwesen und Yuppietum schon schlechter weg als bei der Zeichnung der Hauptfiguren, wenn sich der nie besonders verwinkelte, teilweise sogar deutlich zu durchschauende Krimipart weiter entwickelt, der aber die Geschichte am Laufen hält und für veritable Spannungsmomente sowie einen okayen Showdown sorgt. Ein mürrischer, später aber hilfreicher Poltergeist (Vincent Schiavelli) sowie Schattenkreaturen, die böse Seelen holen, sorgen für ein wenig Düsternis.

Das ist auch gar nicht so verkehrt, denn die Sams Nachrichten an die holde Molly mögen zwar durchaus eine brauchbare Romanze abgeben, doch Jerry Zucker macht seinem Nachnamen alle Ehre, wenn er hier mit dem ganz dicken Pinsel den zuckersüßen Kitsch aufträgt, die romantische Schmachtmusik auspackt und von der Liebe über den Tod hinaus erzählt. Das verfehlt nicht komplett sein Ziel, keineswegs, ist aber immer eine Spur zu dick aufgetragen, immer etwas zu schmalzig, weshalb die Auflockerung und gelegentliche Ironisierung durch Comedy sowie die Thrillerpassagen dann auch durchaus nötig sind, damit „Ghost“ als Gesamtprodukt funktioniert.
Patrick Swayze schlägt sich dabei achtbar, ist aber auch (wie eigentlich in seiner gesamten Karriere) kein Ausnahmedarsteller, während Demi Moore als dauerschmachtende Hinterbliebene sich ebenfalls brauchbar aus der Affäre zieht, aber auch mit ihrer etwas eindimensionalen Rolle zu kämpfen hat, welche die besten Szenen an ihre Mitstreiter verteilt. Whoopi Goldberg spielt angenehm komisch und nie zu albern, Tony Goldwyn kann in einer Nebenrolle punkten und Vincent Schiavelli klaut seine Szenen förmlich, wenn er auftritt.

Besonders feinfühlig geht Zucker also nicht vor, wenn er manchmal mächtig auf die Kitschtube drückt, andrerseits kann er mit der talentierten Whoopi Goldberg für genug auflockernde Witzeleien sorgen, während der Krimiplot den Film am Laufen hält. Und romantisch ist das Ganze tatsächlich, wenn auch viel zu dick aufgetragen. Alles andere als perfekt, aber schon ziemlich sympathisch.

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