Jau, wenn Prügelmeister Chuck Norris für das Cannon-Studio loszog, um für Recht und Ordnung zu sorgen, kommt Leben in die Bude. Seine besten Jahre hatte der bärtige Mime mit den sparsamen Gesichtsausdrücken ganz eindeutig unter dem damaligen Actionlabel. Für „Delta Force 2: The Colombian Connection” lief Chuck Norris ein letztes Mal zur Höchstform auf, denn lange sollte es Cannon dann leider nicht mehr geben. Bruder Aaron macht im Grunde genau dort weiter, wo er aufgehört hat – nämlich bei „Braddock: Missing in Action III“ und der ist bekanntlich alles andere als schlecht inszeniert.
Die zweite Zusammenarbeit der Gebrüder Norris ist herrlich altmodisches, schwer reaktionäres und übermäßig patriotisches Entertainment – also genau das, wofür der Name Cannon in den Achtzigern stand. Die Probleme mit südamerikanischen Drogenbaronen, die Amerika mit ihren Lieferungen überschwemmten und sich damit dumm und duselig verdienten, waren seinerzeit kein Geheimnis und man hatte sich so einem Problem ja bereits in „The Delta Force“ angenommen. Hier legt man jedoch noch eine Schippe drauf.
Chuck Norris ist als Colonel Scott McCoy wieder back in action. Der gutherzige Martial-Arts-Experte kann nicht mit ansehen wie Klischeenazis einen armen chinesischen Restaurantbesitzer den Drömel einschlagen, also bringt man ihnen Manieren bei. Nach der exotischen Karnevalseinführung gibt es dann auch sogleich den obligatorischen Machoauftritt von Norris, wie man ihn liebt – oder auch nicht.
Was hier sofort auffällt, ist die Tatsache, dass in „Delta Force 2: The Colombian Connection” Chuck Norris, der sonst kein Wort zuviel durch seine Barthaare hindurchnuschelt, sehr angenehm mit ein paar lockeren Sprüchen glänzt. Uha, Wortwitz beim Chuck, das ist selten und ich hätte mir gewünscht, er hätte es öfters getan. Denn auch in Folge funktioniert ein trockener Kommentar an der richtigen Stelle ganz hervorragend.
Doch der beste Gutmensch ist nichts ohne den besten Schurken und da hat man sich einen der seinerzeit Besten an Land gezogen – Billy Drago („The Untouchables“, „Tremors 4: The Legend Begins“). Man kann von ihm halten was man will, ein hervorragender Schauspieler ist er nicht, aber diese gnadenlosen over the top Schurkenrollen mit leichtem Hang zu Sadismus und Psychose hat er vollends drauf. Drago quirlen die Antisympathien quasi aus jeder Körperöffnung und das macht ihn hier so wertvoll, weil bald jeder einen Riesenhass auf ihn entwickelt. Als Drogenverticker mit Dutzenden von Plantagen darf er dann schon zu Beginn auch gleich eine Familientrennung durchführen: Frau wird vergewaltigt, Mann getötet und Baby umgebracht, um in seinem Leichnam Drogen zu schmuggeln – wirklich kein angenehmer Zeitgenosse.
Klar, dass die Amis die Geißel der Menschheit möglichst fix in die Finger bekommen wollen, um ihr den Prozess zu machen. Weil aber das FBI nun mal nur im Inland tätig sein darf und Ramon Cota (Drago) sich hütet amerikanischen Grund und Boden zu betreten, wird Colonel Scott McCoy nebst Partner Major Bobby Chavez um Hilfe gebeten. Die beiden sollen als Außenseiter, da es wohl innerhalb des FBI einen Maulwurf gibt, Cota entführen, weil der sich in seinem Flugzeug demnächst für ein paar Minuten über amerikanischem Hoheitsgebiet aufhält. Ideal, um ihn aus der Maschine zu kicken und festzunehmen. Gesagt, getan, der U.S. – Präsident sagt auch zu allem Ja und Amen (sein Außenminister dürfte sich freuen) und schon hat man den bösen Buben vor Gericht. Aber nur kurz, denn er lacht über die Kaution und reist wieder zurück ins traute Heim, wo man ihm nichts mehr kann, weil er den Zwergenstaat San Carlos komplett unter Kontrolle hat.
Vom fiesen Cota, der sich erst mal genüsslich an Chavez Familie rächt, bis zum baldigen Miniinvasion der U.S. Soldaten in San Carlos, ist das hier natürlich inhaltlich ein komplett schräges B-Movie, dass sich alles sehr einfach macht. Lässt man sich darauf ein, macht „Delta Force 2: The Colombian Connection” verdammt viel Laune.
Ein besonders putziges Exemplar ist dabei General Taylor. John P. Ryan („Dillinger“, „Runaway Train“) überzieht seine Rolle gleich so, dass sie zu einer Karikatur wird. Der ergraute, überdrehte Kriegstreiber ist komplett auf Krawall aus, schert sich einen Dreck um die unfähige Regierung und startet auch bald seinen persönlichen Kleinkrieg vor Ort – ohne Genehmigung, ohne Befehl, ohne alles. Zweifellos amüsant ihn dann jeweils dreist und offensichtlich lügend in Aktion zu erleben.
Zusammen mit Stammkameramann João Fernandes hat Aaron Norris das Geschehen voll unter Kontrolle. Komponist Frederic Talgorn („Fortress“, „Heavy Metal 2000“) drischt immer wieder mit seinen arg patriotischen Tönen dazwischen und so zieht das Geschehen auch gar nicht mal so sehr, obwohl dem Film in der Mitte etwas die Puste ausgeht.
Für den großen Rambazamba zum Schluss will trainiert werden und obwohl der rachesüchtige McCoy quasi zum Sparring seine ganzen Delta-Jungs übel verdrischt, sind die Jungs noch gewillt mit ihm gen Cotas Villa zu ziehen.
Das Finale ist dann überlang. Chuck seilt sich zwischendurch an einem Felsen entlang, stürzt fast auf einer wackeligen Brücke und darf sich dann in der Villa ordentlich batteln. Übrigens nicht von schlechten Eltern, was er da mit 50 noch für Hangeleien abzieht. Kurzfristig in Gefangenschaft (Toll, dass diese Drogenheinis sogar eine Minivergasungszelle im Wohnzimmer eingebaut haben), darf er sich dann nicht nur eine Verfolgungsjagd liefern, sondern auch unzählige Schergen über den Jordan schicken.
Die Nachhut, also der gesamte Rest vom Team (*gg*) sorgt dann für die Aufräumarbeiten, legt in imposanten Feuerbällen und Explosionen per Helikopter alles in Schutt und Asche oder verteilt Gnadenschüsse. Ich weiß zwar nicht, wo die ganzen Lastwagen mit freiwilligen Schlachtvieh hergedübelt kommen, aber der Bodycount erreicht hier famose Höhen –allerliebst von Aaron in Zeitlupe festgehalten.
Fazit:
Fraglos richtet sich „Delta Force 2: The Colombian Connection” an die Actionpuristen, die sich auch gern mal politisch unkorrekten und durchschnittlich budgetierten Filmen anfreunden können. Der Film ist saumäßig blöd, hat einen Plot zum Haare raufen, ist aber top inszeniert. Die Darsteller sind nicht erlesen, gehen in ihre Rollen aber voll auf. Für den Rest sorgen dann Schießereien, Martial-Arts, imposante Explosionen und ein hier mal wirklich enorm cooler Chuck Norris. Schade, dass die Zeit Cannons danach vorbei war. Der wohl letzte wirklich gute Chuck Norris-Film...