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BRIDGE OF DRAGONS

Dass der in Israel geborene Isaac Florentine einer der begabtesten B-Action-Regisseure unserer Zeit ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Er treibt sogar längst ins Altersheim abgeschobene B-Action-Heroes zu Höchstleistungen an und darf sich in seinen Filmen auch sonst so einiges erlauben, wofür ein Regisseur wie Mark Roper oder Yossi Wein von den B-Action-Fans auf den Mond geschossen worden wäre. Allerdings ist der hier vorliegende BRIDGE OF DRAGONS (1999) mit dem schwedischen Hackepeter Dolph Lundgren nicht gerade eines seiner Meisterwerke und hätte wohl kaum das Potenzial gehabt, mich zum Isaac Florentine-Fan werden zu lassen…

Und es begab sich … zu einer unbekannten Zeit… in einem unbekannten Königreich: Der König ist tot und der grausame General Roechang (Cary-Hiroyuki Tagawa) ist bloß noch eine Hochzeit davon entfernt, die liebliche Prinzessin Halo (Valerie Chow) und den Thron zu besteigen. Halos Vorfreude ist nicht sonderlich hoch und als sie erfährt, dass Roechang zu allem Übel auch noch der Mörder ihres Vaters ist, büxt sie aus, um sich den Rebellen anzuschließen und den Tod ihres Vaters zu rächen.

Jetzt kommt Warchild (Dolph Lundgren) ins Spiel: Roechang entsendet den Elitesoldaten, um seine Verlobte rechtzeitig zum Ja-Wort zurückzubringen. Ein paar wüste Schießereien und ein paar Gespräche später will Warchild noch immer nicht wahrhaben, dass Roechang ein Tyrann ist und bringt Halo wie befohlen nach Hause zurück. Erst als Roechang gewalttätig gegenüber Halo wird, geht Warchild ein Licht auf: Er schnappt sich die Prinzessin und läuft mit ihr gemeinsam auf die Seite der Rebellen über…

Nachdem sein Kurzfilm FAREWELL TERMINATOR das „Mugrabi Film Festival“ gewann und sogar als israelischer Beitrag zu den „Academy Awards“ nominiert wurde, zog es Isaac Florentine in die Staaten, wo er größtenteils für die B-Movie-Schmiede „Nu Image“ tätig war und mit COLD HARVEST (1998), U.S. SEALS 2 (2001) und UNDISPUTED 2 (2005) seine - meiner Meinung nach - besten Werke ablieferte.
Als seine Markenzeichen sind rasant-spektakuläre Actionszenen mit einem gesunden Härtegrad, eigenwillige Kameraperspektiven und die viel zitierten „Swooosh“-Geräusche anzuführen, welche seinen Filmen oftmals ein comichaftes Flair verleihen. Ebenso stehen seine Filme für Storys, die selbst für B-Action-Verhältnisse noch ziemlich dümmlich sind, überraschen immer wieder mit Anleihen aus asiatischen Filmen und/oder Italowestern und werden schon fast grundsätzlich von den geilen Actionszenen getragen bzw. gerettet.

Bei BRIDGE OF DRAGONS scheinen diverse Epochen der jüngeren Menschheitsgeschichte auf dem Bildschirm zu verschmelzen: Drehort ist wieder einmal Bulgarien, welches uns seine zahlreichen Sehenswürdigkeiten zeigt… kleine Dörfer, große Wälder, ein paar Schlösser und als Kontrast dazu ein paar heruntergekommene Kasernen und Lagerhallen. Kleiden tut man sich mit märchenhaften Theatergewändern, die Soldaten tragen Uniformen aus bekannten und bisher unbekannten Weltkriegen, Warchild sieht aus wie ein Weekend-Söldner und zwischendrin sieht man immer wieder Personen, die scheinbar in denselben Zivilklamotten vor die Kamera treten, mit denen sie kurz zuvor zum Set angereist sind. Neben dem x-mal gesehenen „Nu Image“-Transporthubschrauber stehen ausrangierte Militärfahrzeuge, neben Pferdekutschen parken Motorräder mit Beiwagen und bei akutem Fahrzeugmangel springt man mal eben in den modernen Geländewagen, der eine Straße weiter zu parken scheint.
Haben wir es hier mit Genie oder Wahnsinn zu tun? Ich spare mir meine Einschätzung, sage aber, dass es eine kluge Entscheidung der Verantwortlichen war, weder Ort noch Zeitpunkt des Filmgeschehens bekannt zu geben! Auf der anderen Seite wäre eine Erklärung mitunter ganz unterhaltsam geworden…

Die Story von BRIDGE OF DRAGONS kann man getrost links liegenlassen und auch die Darsteller sind allesamt keine Charaktermimen: Dolph Lundgren und Cary-Hiroyuki Tagawa hatten schon charismatischere Auftritte, Valerie Chow ist einfach nur sehr nett anzuschauen und Gary Hudson ist darüber hinaus der einzige Nebendarsteller, den man „irgendwo“ schon mal zu Gesicht bekommen hat. Die restliche Besetzung besteht - Florentine-typisch - aus Unmengen von Ostblock-Stuntleuten, die zwar die Schnauze kaum aufbekommen, dafür aber umso spektakulärer auf selbige fallen können…

Und damit wären wir beim Thema: Retten muss BRIDGE OF DRAGONS mal wieder die Action und die ist… nun ja… als B-Action gut gelungen… für Isaac Florentine-Verhältnisse hingegen „nur“ solides Mittelmaß! Einen genialen Mix aus knallharter Martial Arts und wilden Shoot-Outs (vgl.: Cold Harvest) bekommen wir ebenso wenig geboten, wie einen rasant-blutigen Martial Arts/Swordplay-Cocktail (vgl.: U.S. Seals 2)!
Es wird viel geschossen, ein wenig gefightet, ein wenig gesprengt, spektakulär durch die Luft geflogen und anschließend schmerzhaft auf Kisten, Möbel oder Fahrzeuge gestürzt. Leider wirkt ein Dolph Lundgren bei seinen Kicks ein wenig klotziger als z.B. ein Gary Daniels und von einem Scott Adkins (Special Forces, Undisputed 2) ist er meilenwert entfernt! Etwas komisch wirkt weiterhin das „up-speeden“ einiger Kampfszenen oder Stürze und viele der Gegner stellen sich doch all zu offensichtlich mitten in die Schusslinie!

Abschließend kann man sagen, dass BRIDGE OF DRAGONS weder in Isaac Florentines, noch in Dolph Lundgrens Filmografie als Highlight hervorsticht und das Actiongenre erst recht nicht „mit einem Mix aus Spitzenklasse-Martial Arts und John Woo-Style-Shoot-Outs in eine neue Dimension katapultiert“… wie auf dem britischen DVD-Cover frech behauptet wird! Schaut Euch dieses hyper-naive B-Action-Märchen genau dann an, wenn selbst typische B-Action-Kost zu anspruchsvoll erscheint und es zu später Stunde noch einmal richtig krachen und scheppern soll! Und damit der Junior nicht zu einem Weichei verkommt, dem man auf dem Schulhof das Pausenbrot klaut, darf er dieses etwas andere „Märchen“ zum Einschlafen einfach mit anschauen! „Heftige Gewaltorgie“ urteilt die TV Spielfilm und ich frage: „Habt Ihr schon mal einen richtigen Isaac Florentine-Film gesehen?“…

6/10 Punkten, diBu!

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