Trotz löblich-mahnender Message: "The Day After" ist in allen Belangen angestaubt. Nicht nur, weil der Kalte Krieg schon längst vorbei ist. Die Technik ist (da der Streifen schon 25 Järchen auf dem Buckel hat, doch etwas verständlich) veraltet; die Regiearbeit allenfalls auf dem Niveau einer mittelmäßigen TV-Produktion. Auch in dramaturgischer Hinsicht wird gerade mal TV-Standard erreicht.
So erzählen die ersten 45 Minuten vom Alltag der in Kansas lebenden Bevölkerung, womit uns die wichtigsten Figuren etwas näher vorgestellt werden - leider in einer drögen Art und Weise, sodass dem Betrachter die späteren Schicksale völlig schnurz sind.
Woran das liegt? Die schauspielerische Leistung schwankt zwischen Licht und Schatten, die Qualität der Dialoge bleibt ebenfalls keineswegs konstant.Wobei noch angemerkt werden sollte, dass die gruselige deutsche Synchro ihren Anteil an der vom Publikum empfundenen Antipathie beiträgt.
Zwar wird uns eine Handvoll Figuren präsentiert, allerdings in verschiedenen und plötzlich wechselnden Handlungssträngen - hier die Übersicht zu behalten, erweist sich oftmals als schwierig. Besonders ärgerlich: Uns werden ein, zwei Charaktere vorgestellt, ohne dass wir letztendlich erfahren, was mit ihnen passiert. Klar, die Explosion wird sie wahrscheinlich pulverisiert haben - aber warum dann gutes FIlmmaterial verschwenden und die Geduld des Betrachters auf die Probe stellen?
Sicherlich hat "The Day After" seine starken Momente, und so ganz unaktuell - trotz Ende des Kalten Krieges - ist das Thema auch nicht. Vor allem die Entwicklung des Dr. Oates (gespielt von einem guten Jason Robards), der zunächst alles dransetzt, um seinen Mitmenschen zu helfen, doch dann selbst der atomaren Strahlung Tribut zollen muss, berührt. Doch die Figur des Dr. Oates ist so ziemlich die einzige Figur, die nicht stiefmütterlich behandelt wird. Denn auch nach den Atomexplosionen - mal authentisch mit Originalaufnahmen, mal etwas hölzern dargestellt - behält der Film seine episodenhafte Struktur bei, sodass wir alles aber auch nichts erfahren.
Vielleicht hätten es ein, zwei Handlungsstränge weniger getan, die Zeit hätte man getrost weiter in der Vorstellung der wichtigsten Charaktere investieren können. Oder aber, man hätte noch eine Stunde Laufzeit draufgelegt, um allen Figuren gerecht zu werden. Angesichts des eher zähen Erzähltempos (trotz episodenhafter Erzählstruktur und Zeitsprüngen!) des Films, weiß ich allerdings nicht, ob ich mir noch eine zusätzliche Stunde antun würde.
Fazit: Interessantes Thema, gute Ideen - aber dürftige Umsetzung. Aus heutiger Sicht technisch veraltet, was an sich jedoch kein endgütliges Kriterium sein dürfte - gute Filme aus den 50er Jahren können ihr Publikum selbst heute noch fesseln. Aber hier passt die altbackene Technik, zusammen mit der schwierigen und schleichenden Erzählstruktur und den Schwächen im Drehbuch sowie in der Charakterdarstellung, voll ins Bild. Damals vielleicht ein aufrüttelnder Film, heute einfach nur anstrengend. 4/10 Punkte