Fröhliche Weihnacht – Der Film, der Sie das Gruseln lehrt!
So steht es auf dem Cover und oh ja, das tut er…wenn auch anders als es die Macher im Sinn gehabt haben mögen…
Wir befinden uns in der Heimat alberner Monarchie, des Rinderwahns und der Tapeten, die man sich vor dreißig Jahren an die Wand gehängt hat: England. Ein Mann im Santa-Kostüm vergnügt sich auf der Rückbank eines Autos in einer Seitenstrasse mit einer Maid. Doch die Zweisamkeit wird schnell zur Dreisamkeit, als sie gestört werden und ein böser Watz die Tauglichkeit seines Messers an Santa ausprobiert. Die davon nicht wirklich begeisterte Dame weicht an eine Wand zurück und schreit (wer käme hier auch schon auf die Idee, wegrennen zu wollen?)…und lässt dem Messermann ausgiebig Zeit, in aller Ruhe zu ihr zu kommen und sie in den Genuss kalten Metalls in der Magengegend kommen zu lassen. Und nun erklingt „Jingle Bells“ und der Vorspann (in dem eine Santa-Puppe abfackelt) läuft.
Eine Weihnachtsparty in einer kleinen Disco. Trägt man zu Weihnachten Masken in England? Hier schon. Anders könnte sich der Mörder wohl auch nicht unters Inselvolk mischen. Auf der Buhne erscheint ein Mann im Santa-Kostüm (davon erscheinen im Film noch 'ne Menge), um die Gäste zu unterhalten. Die Speerspitze, die gleich darauf aus seinem Mund ragt, gehört offenbar nicht zu seinem Programm, macht aber 'nen schlanken Hals. Stört nur etwas beim Sprechen, aber das muss er ja nun nicht mehr.
New Scottland Yard. Zumindest von außen. Innen sind nämlich immer die Rollos unten und das Licht an. Das Yard kann sich’s offenbar leisten. Ich will ja nicht unterstellen, dass man durch die Fenster irgendeine Kleingartenanlage oder so hätte sehen können. Sergeant Powell und Inspektor Harris, die Ermittler des Grauens. Harris schlägt die Zeitung auf, in der vom Mord berichtet wird, und bricht gleich zu Kate auf, der Tochter des toten Bühnen-Santas. Wenn die Jungs immer ihre Infos aus der Zeitung bekommen, dann wundert mich nichts mehr…Und warum der Täter als „Schrumpfkopf“ bezeichnet wird bleibt irgendwie auch ein Rätsel, zumal die Bezeichnung doch eher auf den Regisseur zutrifft.
England ist voller Seitenstrassen. Und da dort so wenig los ist bietet es sich ja geradezu an, DORT als Kastanienverkäufer im Santa-Kostüm am heimeligen Feuer zu stehen. Denkt sich auch Los Schrumpfkopfos und würgt den Guten etwas von hinten, um ihn anschließend etwas ins Feuer zu halten. Gesicht schön schwarz, aber noch nicht ganz durch, also noch mal rein ins Feuer das Antlitz.
New Scottland Yard. Mal wieder. Sergeant Powell ist eine Leuchte vor dem Herrn.
„Glauben Sie, Sir, dass wir es hier mit einem Psychopathen zu tun haben?“
Aber nicht doch, wer kommt den auf SO Ideen? Aber Powell hat noch weitere Ideen:
„Jeder der das Kostüm anhat und als Weihnachtsmann verkleidet ist wird zu einer Art Märtyrer, nicht wahr? Zumindest für die Kinder.“
Jawoll, ein Santa-Jihad! Ich würde ja zusammenbrechen, aber ich bin hier noch lange nicht fertig…
Als Harris mal wieder unterwegs ist bekommt Powell einen Anruf von einem Reporter. So rein Informativ kommt dabei nichts rüber, aber so kann der zumindest eingeführt werden. Und Füllszenen brauchen wir auch, soll ja anderthalb Stunden gehen dat Dingen. Und schon darf auch der nächste Santa das zeitliche Segnen: Er bekommt eine Kugel durch die Kauleiste gebuttert. Das Setting sah mir übrigens verdächtig nach Seitenstraße aus…
Kate, die Tochter des Bühnen-Santas, und ihr Freund Cliff stehen musizierenderweise in einer Einkaufspassage. Hinzu kommt Jerry, seines Zeichens Fotograf. Er tritt übelst in das Fettnäpfchen, da er noch nicht weiß dass Kates Vater tot ist. Jerry ist noch wichtig für den Film, aber dazu später mehr. Jedenfalls besuchen Cliff und Kate ihn später. Jerry lichtet gerade Sharon ab, und da er ein seriöser Fotograf ist hat sie entsprechend wenig an (Hupen-Alarm). Cliff ist ein schlauer Bursche und denkt sich:
„Wo wir schon da sind…“
Ja, man könne doch ein paar Fotos mit Sharon und Kate machen. Geschmackvoll, der Herr. Und als Jerry noch ein Santa-Kostüm für Kate rausholt verschwindet sie. Ja, in diesem Film ist ein Kerl dämlicher als der andere.
„Ich muss sie einholen.“ sinniert Cliff.
„Wieso?“ entgegnet Jerry, „Du wirst heute Abend keine Freude mehr mit ihr haben!“
Der Mann ist Realist.
Cliff verbringt also den Nachmittag lieber bei Jerry, und abends verlässt er das Haus mit Sharon, die noch das Santa-Kostüm an hat. Dummerweise sperrt man sich aus, und drunter hat sie nicht wirklich viel an. Das hat seine Gründe, denn sonst hätte man das reißerische Covermotiv nicht nehmen können. Als schließlich Polizei des Weges kommt hauen beide ab. Getrennt. Und ja, klar, Sharon begegnet dem Killer. Diesmal hat er ein nettes Rasiermesser dabei, aber als er die blanken Hupen erblickt lässt er ab. Gerade rechtzeitig, denn die zwei Streifenpolizisten tauchen nun auf.
„Es ist eine Frau!“
„Sie kommen jetzt mit!“
„Und außerdem hören Sie auf zu weinen!“
Ich habe so die Theorie, dass in England zuviel rohes Fleisch gegessen wird…
Komischerweise wird sie nicht aufs Revier gebracht sondern von Powell und Harris Zuhause besucht. Harris geht allerdings gleich wieder.
„Wieso muss er denn so eilig weg?“
„Oh, das macht er immer mal so.“
Schauplatzwechsel: Eine Peepshow. Wobei diese nur aus zwei Settings besteht: Einer gewundenen Holztreppe und einem dunklen Raum, der von einer Glasscheibe getrennt wird. Und der Bereich, in dem das Peep-Girl sitzt ist mit Laken verhangen. Wohl der Hobbykeller des Drehbuchautoren. Über Telefon plaudert die leichte Dame mit einem Kunden im Santa-Kostüm. Dann tanzt sie etwas rum und er bekommt stechende Halsprobleme.
Kates Wohnung ist übrigens ganz schön groß, wenn man bedenkt dass sie mit Cliff für ein paar Pounds auf der Strasse musiziert. Muss gut Kohle bringen, der Job. Und Powell sitzt wieder allein im Büro rum. Dort bekommt er von dem Reporter Besuch, Giles schimpft er sich. Er sagt ihm, er solle Harris mal folgen.
„Informiert er sie über seine Schachzüge?“
Schachzüge. Da lag ich erst mal einige Minuten weinend unterm Wohnzimmertisch.
Derweil wird ein Santa (angetrunkenerweise) von einigen Punks (pöbelnderweise) durch die Gassen gejagt. Da es sich besoffen nicht gut Rad fährt flieht er schließlich zu Fuß. Und wir wissen alle, was nun kommt. Gut, er flieht in die London Dungeons, ein grusliges Wachsfigurenkabinett. Der einzige Ort, wo zumindest mal ansatzweise so was wie Atmosphäre aufkommt. Und das auch nur mit viel gutem Willen. Doch schließlich wird auch er erstochen.
Die Ermittler haben nun eine grandiose Idee: Undercover-Santas! Diese tummeln sich dann auf einem Jahrmarkt, um den bösen Butzemann aus der Reserve zu locken. Das klappt ganz gut. Einer bekommt eine ausfahrbare Klinge (fußtretenderweise) ins Gemächt und anschließend Spikes (boxenderweise) innen Hals. Ein anderer macht Bekanntschaft mit einem Flaschenhals (augenstechenderweise).
Wieder sind die Chefermittler am Zug: Das Peep-Girl wird aufs Revier gebeten.
„Er war so ein netter Junge.“
Na ja, so jung war der Santa auch nicht mehr…
„Es war schrecklich.“
„Ja, kann sein.“
Powell, der Jedi-Ritter der Feinfühligkeit…
Ob sie jemanden erkannt habe wird sie gefragt. Das fällt den Töffeln jetzt erst ein? Jedenfalls kann sie dann auch gleich wieder gehen, aber entgegen Powells Rat ohne Begleitschutz. Und so wird sie auch prompt vom Killer entführt.
Und jetzt der Hammer: Powell lässt Cliff ins Büro bringen, nur um ihm zu sagen dass er wieder gehen kann. Mir sind da fast die Regale von der Wand gefallen…
Derweil macht der Killer weiter mit der lustigen Santa-Jagd. Ein angetrunkener Rotmantel wird in den Backstage-Bereich einer Band gescheucht, die gerade einen Auftritt hinlegt. Das Publikum ist nur zu hören, Statisten kosten ja auch Geld…
Santa kriegt das Gesicht mit einer Klinge verschönt, und Powell begreift: „Bei uns geht’s ganz schön hektisch zu!“
Na sicher dat…
Der nächste Santa steht schon in den Startlöchern des Todes und kriegt beim Pinkeln den Piephahn (offscreen) abgesäbelt. Als die Putzfrau das WC betritt sagt sie:
„Das hältst du ja nicht im Kopf aus!“
DA hat sie allerdings Recht…
Kate besucht Harris, der mittlerweile gefeuert wurde. Warum auch immer. Unfähig ist ja offenbar die GESAMTE Abteilung.
„Ich freue mich sehr dass Sie es geschafft haben, mich zu besuchen, denn Sie gefallen mir.“
Whow, ein Charmeur erster Güte, der Hund! Gemeinsam gehen sie essen. Kate fragt ihn nach seinem Vornamen.
„Ian. Er hört sich sehr interessant und romantisch an.“
Ich hatte ernsthaft Schwierigkeiten, danach meine Zähne wieder aus dem Wohnzimmertisch zu kriegen…
Als Kate Heim kommt wird sie auch schon von Giles erwartet. Wie sie herausbekommen hat, saß er mal in der Klapse. Er Ians Bruder. Hossa die Waldfee, mir fliegt grad das Blech weg.
„Sie haben meinen Vater ermordet!“
„Es ist sehr schade, aber er erinnerte mich so an die Weihnachtszeit.“
Und das zu Weihnachten, schau an.
Kate wird schließlich erstochen und war bestimmt nicht weiter bös drum.
Powell ist kurz darauf am Tatort, setzt sich leger auf den Stuhl neben der Leiche und telefoniert dort mit dem Yard. Von Spurensicherung hat er mit Sicherheit noch nichts gehört, aber das interessiert zu diesem Zeitpunkt niemanden mehr ernstlich.
Back on the street ist man dem Killer dann offenbar auf der Spur. Ein Streifencop flüstert Powell:
„Sir, ich glaube unser Mann ist im alten Reifendepot gesichtet worden!“
Er glaubt? Wer? Wie? Und vor allem: Wieso? Fragen über Fragen…
Powell wird es nie herausfinden, denn als er in einem Auto nach dem Killer schaut wird er geröstet. Der Schelm hat die Karosse unter Strom gesetzt, und das sieht dann in etwa so aus wie Wunderkerzen zu Silvester.
Die entführte Peep-Maus will aus ihrem Kellergefängnis ausbrechen, schlägt den Killer nieder und fragt:
„Der Schlüssel? Wo ist er?“
Erwartet sie darauf echt eine Antwort?
Irgendwie entkommt sie dann tatsächlich, flieht in ein Treppenhaus, bis nach ganz oben. Guter Ausweg. Klasse! Der Killer hinterher. Schließlich schlägt er mit einer Kette nach ihr, die sich unglücklich ums Geländer wickelt, und als sie daran zieht stürzt er natürlich in die Tiefe. Ein Stunt, wow. Hätte man gar nicht mehr erwartet.
Flashback. Kinners unnerm Tannebaum. Klein Ian und klein Giles. Giles kriegt ein Schweizer Offiziersmesser und spielt fasziniert damit herum. Wirkt etwas gestört dabei, erinnert glatt an einen jungen Kinski. Als er zu Bette will, macht gerade ein Santa mit einer Frau auf dem bett rum und ist äußerst grantig. Als Muttern dazu kommt wird sie vom Santa die Treppe runter gestürzt. Aha! Ein Motiv! Jubelt und frohlocket! Wer hätte das gedacht?
Harris sitzt wieder Zuhause. Er hat ein Weihnachtspaket bekommen. Von seinem Bruder. Na was da wohl feines drin sein wird? Er öffnet es, und wir sehen eine Weihnachtsmann-Spieluhr. Diese dudelt ein wenig, dann tut es einen Schlag und das Ding explodiert. Ende.
Ja, Ende. Das war’s Leute, geht weiter, es gibt hier nichts mehr zu sehen!
Die DVD von XT bietet das Filmchen in annehmbaren 4:3-Bild und mit dt. und (entgegen der Angabe auf dem Cover) engl. Ton. Gerade letzterer ermöglicht es dem Zuschauer, die groben Übersetzungsfehler auszumachen. So was wie z.B.:
„Today’ s the day he goes to…“
„Heute ist der Tag. Er geht zu…“
Das Making-Of hat was Amateurhaftes an sich, und das so genannte „Horror-Special“ skippt den Betrachter einfach nur in drei relativ beliebige Szenen des Films. Was der Sinn DAHINTER ist mag sich mir nicht wirklich erschließen…
Ich ess jetzt mal ein paar Spaghetti Carbonara, die haben mehr Nährwert.