Was wie ein Film über die Faszination mysteriöser Weiblichkeit und Ornella Mutis Schönheit beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Studie über die Unfähigkeit einer psychischen Kranken an die Welt und die Liebe anzupassen. Ein älterer Cartoonzeichner (Ben Gazzara) verliebt sich in ein junges Mädchen (Ornella Muti), die gerade nach einem Selbstmordversuch aus dem Meer gezogen wird. Ornella Muti ist in dieser Rolle tatsächlich so schön daß es einem körperlich weh tut. Zunächst erscheint sie nur ein wenig exzentrisch, wie sie sich immer wieder dem Zugriff des Mannes entzieht ("um ihn auf die Probe zu stellen"), und sich dann unerwartet wieder anzubieten. Sie erfindet Geschichten um ihre Identität, denen der Zeichner nachzugehen versucht, nur um sich noch tiefer in seine Abhängigkeit zu ihr zu verstricken. Er beobachtet sie, wie sie auf einer Piazza ihre Pussy fremden Männern zur Schau stellt, um ihr Einsamkeitsgefühl zu vertreiben. Schließlich entdeckt er ihr Geheimnis, er erfährt daß sie in psychiatrischer Behandlung ist und öfters auch schwerwiegendere Anfälle hat, in der sie jeden Bezug zur Realität verliert. Trotzdem, nach einigem Zögern entschließt er sich, beraten von ihrem Arzt, sie zu sich zu nehmen und plant auch sie zu heiraten. Statt besser, wird es jedoch nur schlimmer, sie hat Insektenhalluzinationen im Badezimmer, und ihre exhibitionistische Seite tritt auch immer wieder zu Tage. Schließlich schneidet sie ihr wunderbares langes Haar völlig ab und als er ihre Glatze nicht sofort goutiert, treibt sie es am Strand mit einem Fremden. Als er sich wieder einigermaßen damit abfindet, aber die gewachsene DIstanz oder Befremdung aber nicht mehr zu übersehen ist, geht sie vor seinen Augen ins Meer, wirft ihm einen letzten Blick zu und ertränkt sich, indem sie den Kopf untertaucht und einfach nicht mehr auftaucht.
Neben der unübertroffenen Schönheit Ornella Mutis, die auch vollständig nackt zu sehen ist (das Szenenbild war Anfang der Achtziger in allen Medien verbreitet), ist es ihr auch gegeben, die Rätselhaftigkeit des Charakters, der sich selbst auch nicht versteht, darzustellen. Auch Ben Gazzara überzeugt als suchender, befremdeter und verstehendwollener Mann. Die Erotikszenen sind als Liebesszenen behutsam ins Bild gesetzt. Generell hat der Film ein langsames Tempo und erinnert an manchen Stellen an den 70er-Jahre Autorenfilm, was nicht jeden ansprechen wird. Aber wer sich darauf einläßt, wird einen sehr faszinierenden Film erleben. Es ist erstaunlich daß Pasquale Festa Campanile, der mehrere - belanglose - Filme mit Ornella Muti gedreht hat und dessen generell bekanntester Film vermutlich "Das nackte Cello", eine gut gemachte Sexkomödie mit Laura Antonelli ist, diesen ernsthaften und doch erotischen Film gegen Ende seiner Karriere verwirklicht hat. Ornella Mutis Rolle kann mit ihrem Part in der - damals kontrovers aufgenommenen - Charles Bukowski-Verfilmung "Ganz normal verrückt" aus etwa der gleichen Zeit verglichen werden.
Der Musikscore stammt von niemand anderem als Riz Ortolani stammt (bekannt durch "Holocaust Cannibal" und die Jacopetti-FIlme). In der ersten Hälfte geht die Musik über solide Qualität nicht hinaus, im verstörenden Finale kommen die Stärken des Komponisten aber zu tragen.
Es ist schade, daß dieser Film heute nicht den Kultstatus besitzt, denn er sich verdienen würde.