Review

Mann, wann verschont man uns endlich mit B-Stars aufgeforsteten SF-Vehikeln Marke "Menschengruppe kämpft gegen Böses"?
"Virus" ist einer dieser Filme, von dem der Regisseur später in Interviews faselt, wie gut ihm das Thema gefallen hätte, weil es ja mal interessant ist, den Spieß umzudrehen und die Menschen als Virus zu betrachten, der die umgebende Technik befallen hat.
Bullshit, nichts weiter! Zwar wird das hier tatsächlich in Szene gesetzt, aber hat für den restlichen Verlauf des Films überhaupt keine Bedeutung mehr. Der besteht nach der anfänglichen Mystery-Hälfte in einer planlosen Verfolgungsjagd von Menschen und Maschinen quer durchs Schiff mit der üblichen Dezimierungsquote.

Das hatten wir zwar gerade, und zwar in "Octalus", nur geriet es hier noch ein wenig blöder.
Ist der Start noch einigermaßen akzeptabel und das verlassene Schiff im Auge des Sturms tatsächlich atmosphärisch anständig, verwandelt sich alles in einen Haufen Mist, wenn der elektronische Schrott an Bord erst mal zum Leben erwacht. Der wird uns einfach so präsentiert, halt die neugeschöpften (Mord-)Maschinen, der zum Teil eine Symbiose mit organischen Elementen (also Menschenersatzteile) eingegangen sind.

Wo hier geklaut wird, ist offensichtlich. Da laufen spinnenähnliche Viecher spannungslos durch die Gänge (siehe "Runaway- Spinnen des Todes") und der große Mörderroboter sieht aus wie "Nummer 5", leicht aufgemotzt mit den Ersatzteilen aus "Lost in Space" und "Robocop". Ach ja, "Alien" dürfen wir wie immer nicht vergessen, wenn durch dunkle Gänge und Korridore geturnt wird.

Damit der Müll überhaupt funktioniert, begrenzte man natürlich den Raum, in dem er sein Unwesen treiben konnte, so daß die Zerstörung des Schiffes zum guten Schluß obligatorisch ist, damit nicht gleich die ganze Menschheit in den Arsch gekniffen ist. Trotzdem feiert die Logik fröhlichen Ausstand, wenn tote Körperteile wie Gehirne von den Maschinen teilweise wiederbelebt werden oder als besonders schlechte Idee, die Maschinen überhaupt Symbiosen mit den ach so virusähnlichen Menschen eingehen. Also, eigentlich wollte ich ja die Beulenpest ausrotten, aber so in Ko-Existenz unter meiner Achsel geht's doch uns beiden gut...
Was mit der Raumstation MIR dagegen ist, die von diesem Energieorganismus ja auch durchgeruckelt wurde, verschweigt man uns mal stille, bloß nicht fragen...

Kein Wunder also, wenn hier einige namhafte Mimen anscheinend ihre Abschiedsvorstellung geben. Jamie Leigh Curtis weiß wohl nur allein, was sie in diesem Film als Ripley-Verschnitt wollte, aber außer Hetzerei ist für sie da nichts drin. Wiliam Baldwin steht auch ab der ersten Szene als zweiter Überlebender fest und beweist, daß die Rollenangebote bei so vielen Baldwins hat schmal gesät sind. Joanna Pacula konnte eh nie besonders spielen, aber am absoluten Tiefpunkt ist hier sicherlich Donald Sutherland angekommen, der hier einen abgewrackten Hirni-Kapitän gibt, einen Klischee-Seebären, der aus drehbuchgegebener Geldgier den blödesten Scheiß redet und den größten Schwachsinn fabriziert, wie aus nicht näher geklärten Gründen in die Höhle des Löwen zu marschieren, weil er sich für die dominante Lebensform hält, um dort dann den Kopf umgesetzt zu bekommen. Auch vorher ist die Figur schon nervig genug, um ihr einen frühen Tod zu wünschen, weil sie D-Qualitäten in einen B-Film bringt.

Der Rest der Besatzung ist das übliche Fischfutter und wenn nicht gerade die stählernen Jungs durch die Gänge turnen, gibt's reichlich Firepower (ohne sichtbare Wirkung) und ein paar schmale Gore-Szenen.
Trotzdem ist der Grundtenor blöde und damit reiht sich der Film in die Traditon uninspirierter, aber relativ teurer SF- und Horrorflops ein. Und Kreativität hängt nicht von der Höhe des Budgets ab, eher von der Tiefe. (3/10)

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