Review

Jeder Mensch sucht nach einer festen Bestimmung in seinem Leben. Wenn er diese im Diesseits nicht finden kann, zweifelt er an der Bedeutung seiner Existenz. So auch die junge Hitomi…


Was hat man sich eigentlich dabei gedacht, die extrem umfangreiche Geschichte von Escaflowne, doch tatsächlich ins Spielfilmformat zu zwängen? Genau diese Frage beschäftigte wohl 99% der Zuschauer des Serienklassikers. Doch eigentlich, das muss wohl jeder zugeben, ist der Film dann gar nicht so schlecht wie manch einer tut. Ich gebe übrigens offen zu, dass auch ich den Film sehr viel schlechter in Erinnerung hatte als er dann wirklich war. Klar, die Geschichte wurde schon stark zu Gunsten kurzweiliger Sci-Fi Action abgewandelt und auch die Figuren sind im Vergleich zu früher eher nur noch Schatten ihrer selbst. Dennoch bietet der Film selbst in dieser „verstümmelten“ Form noch sehr viel mehr Substanz als so mancher Hollywood Blockbuster, das sei mal gesagt. Die Erkundungstour durch das „neue Gaia“ ist nämlich trotzdem noch genauso aufregend und fantasievoll wie früher. Also fühlt man sich sogar wieder heimisch auf diesem geheimnisvollen Planeten. Es wirkt fast so, als würde man alte Bekannte nach einer furchtbar langen Zeit wiedersehen. Doch Achtung, denn schon auf den ersten Blick dürfte auffallen, dass viele der einst bekannten Charaktere nicht mehr ganz die alten sind. Hier und da wurde nämlich kräftig im Drehbuch umgeschrieben, wodurch sich einige Charaktere  stark von ihrem Verhalten als auch von ihrer Vergangenheit im Vergleich zum Original unterscheiden. Unter anderem wurde z.B. aus der liebenswerten und fröhlichen Schülerin Hitomi eine hochdepressive Schlaftablette. Und auch die eigentlich piekfeine Prinzessin Millerna mutiert hier im Film zu einer echten Kampfamazone. Wenn jetzt Fans des Originals aufschreien kann ich das sogar in gewisser Hinsicht verstehen. Ich hab das früher ja schließlich genauso gesehen. Aber sind wir doch ehrlich, wer braucht schon eine müde 1:1 Kopie der Geschichte? Und da bin ich schon beim größten Vorteil von Escaflowne – The Movie angelangt, denn der Film kann auch problemlos ohne jegliche Geschichtsvorkenntnisse geschaut werden. Der stark vereinfachten Geschichte sei natürlich Dank.
Die Animations- und Zeichnungsqualität, dürften selbst Anime-Muffel einfach nur zum Staunen bringen. Ich tippe mal, dass das Budget des Films einfach nur riesig gewesen sein musste, so fabelhaft sieht Escaflowne – The Movie aus. Die Kämpfe sind äußerst brutal und dynamisch in Szene gesetzt. Kurz gesagt macht es einfach nur Laune, den rasanten Bildern zuzuschauen.
Zuhören lohnt sich übrigens, dank dem genialen Soundtrack auch. Yoko Kanno zitiert sich hier zwar eher selbst, als etwas gänzlich Neues auf die Beine zu stellen, das ist aber auch angesichts des grandiosen Soundtracks der Vorlage gar nicht erst nötig. Hier und da gibt es z.B. nur leichte  Variationen älterer Titel, das war’s dann aber auch schon.
Und jetzt noch mal ein paar wenige Worte zur Handlung selbst, denn die ist, auch wenn sie natürlich nur ein Bruchteil der Serie beinhaltet, stellenweise sogar immer noch sehr komplex ausgefallen. Unter anderem werden z.B. ein paar existenzielle Fragen in den Raum aufgeworfen. Doch trotz dieser positiven Ansätze ist die Geschichte wie gesagt zwar gut, bleibt aber natürlich im Vergleich zum Original weitestgehend oberflächlich. Der Fairness halber sollte man also den Film am besten nur für sich sehen.
Jeder Mensch sucht nach einer festen Bestimmung in seinem Leben. Wenn er diese im Diesseits nicht finden kann, zweifelt er an der Bedeutung seiner Existenz. So auch die junge Hitomi…

 
Mein Schlusswort:
Escaflowne – The Movie ist ein viel, aber eben zu Unrecht verschmähter Titel. Trotz seiner offensichtlich vorhandenen Qualitäten, fristet er doch nur ein Schattendasein im direkten Vergleich zur zugegeben unerreichbaren Serie. Warum das so ist liegt natürlich auf der Hand, denn der Kultserie kann dieser Film nicht zu einer Sekunde das Wasser reichen. Doch warum stellt sich immer wieder die Frage des Vergleichs? Denn lässt man den außen vor schneidet Escaflowne – The Movie wesentlich besser ab. Gebt dem Film also wie ich, ruhig noch mal eine zweite Change. Bei mir hat es jedenfalls gewirkt.

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