Mit "Delicatessen" lieferte Jean Pierre Jeunet seinen ersten Geniestreich ab, den noch einige mehr folgen sollten. In diesem grotesken, satirischen Werk wird eine dermaßen geniale, düstere Atmosphäre geboten, die eigentlich gar nicht so richtig zu dem Film zu passen scheint, sich aber letztlich voll mit dem dargebotenen zu einer glänzenden Mischung vereint.
Allein das Setting und die Handlung bieten jedem Filmfreak auf der Suche nach Neuem ein gefundenes Fressen:
In einer fiktiven Nachkriegszeit ist die Armut groß und Lebensmittel sind knapp. In einem Haus, daß Schauplatz für den gesamten Film ist, wirbt der Besitzer und hiesige Metzgereibesitzer ständig neue Hausmeister an, um sie heimlich zu schlachten und an seine Mieter zu verfüttern. Doch als ein arbeitsloser Clown den Job annimmt, verheddern sich die Pläne des Hausbesitzers...
Delicatessen ist einer der wenigen unbekannten Filme, die man eigentlich gar keinem bestimmten Genre zuordnen kann. Die groteske Nachkriegszeit erinnert durchaus an Europas 50er Jahre, doch niemals wird wirklich Bezug auf reale Geschichte genommen.
Die Chraktere sind allesamt einzigartig und schillernd, weisen individuelle, meist witzige Züge und Gewohnheiten auf und werden von ihren Darstellern allesamt liebevoll und detailgetreu verkörpert. Diese beiden Worte sind auch die ersten beiden, die diesen Film am passendsden beschreiben.
Der Humor des Films ist anspruchsvoll und hintergründig, was jedoch nicht heißt, das man darüber nicht lachen kann - im Gegenteil. Er ist auch absolut vonnöten, um die bizzaren, eher Düsteren Leitmotive des Films zu begleiten, damit dem Film kein allzu schwarzseherisches Gesamtbild geboten wird. Zudem wird der Film niemals langweilig, unterhält die ganze Zeit über mit kongenialer Situationskomik von Moment zu Moment, und jeder einzelne, noch so unterschiedliche Hausbewohner wird vom Zuschauer unmittelbar ins Herz geschlossen. Die großgeschriebene Symbolkraft des Films drückt sich in jeden auch noch so kleinen Detail aus - nicht nur in Gegenständen und Dialogen, auch schon in den mitunter ulkigen Gewohnheiten der einzelnen Hausbewohner und in deren Beziehungen untereinander.
Sicher handelt es sich bei diesem Film keinesfalls um ein Objekt für die breite Masse. Die Eigenart dieses Films ist genauso groß wie dessen Qualität und Ausdruckskraft. Kino-Surrealisten werden mit diesem superanspruchvollen Werk jedoch voll auf ihre Kosten kommen. Wer "Die fabelhafte Welt der Amelie" mochte und auch einer etwas düstereren, makabereren Variante nicht abgeneigt ist, sollte sich dieses Kunstwerk nicht entgehen lassen! Geheimtipp!