"Weißt du, es ist so: Ich fühl mich wie eine Stoffpuppe, irgendwie
zusammengenäht, mein Inneres und mein Äußeres. Wenn du nur sehen
könntest, wie ich mich innerlich fühle. Ich hab mich geschämt. Ich
hatte Angst."
Liam Neeson spielt einen Wissenschaftler, der an der Herstellung künstlicher Haut arbeitet. Da seine Freundin Beweise gegen einen großen Baulöwen findet, schickt dieser brutale Schläger, die sein Labor in die Luft sprengen, wodurch sein Gesichtkomplett entstellt wird. Nach einer speziellen Behandlung kommt er aber wieder auf die Beine und kann durch eine Maske seine Verletzungen verbergen. Erst erobert er seine Freundin zurück und dann startet er einen brutalen Rachefeldzug.
Die Story ist relativ stereotyp, da sie im Großen und Ganzen der Handlung einer jeden Comic-Verfilmung entspricht. Diesmal hat der Rächer jedoch keine Superkräfte, er ist lediglich ein wenig stärker als normale Menschen, da bei der Behandlung irgendwelche Nervenstränge gekappt wurden. Der Rachefeldzug verläuft durchschnittlich und vorhersehbar, es gibt wirklich keine einzige überraschende Wendung. Immerhin gibt man sich Mühe die Hauptfigur, Neeson, ordentlich zu konstruieren und versucht wenigstens die Auswirkungen des Verlustes seines Gesichts darzustellen. Vor allem die Idee, dass dieser morgens bis abens an seiner künstlichen Haut weiterforscht, um sein Gesicht zu retten und dabei mehr und mehr durchdreht, ist gut. Die Bösewichte und die Freundin sind natürlich frei nach dem Klischee gestrickt, Tiefe kann der Film natürlich kaum bieten, was bei einem gelungenen Actionfilm aber auch nicht zwangsläufig nötig ist.
Der Film läuft relativ schnell an, da Neeson sein Gesicht direkt am Anfang verliert. Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der Neesons Behandlung gezeigt wird geht es dann unterhaltsam weiter. Wirklich spannend wird der Film aufgrund seiner großen Vorhersehbarkeit leider nicht, dafür wird er teilweise sogar ein wenig emotional, vor allem wenn Neeson seine Freundin wieder sieht. Zum Ende hin besteht der Film dann größtenteils aus Action-Sequenzen und kann seinen soliden Unterhaltungswert so beibehalten. Das Finale ist dann furios und trotz der Vorhersehbarkeit ein bisschen spannend. Alles in allem bietet der Film von Anfang bis Ende ordentliche Unterhaltung.
Die Hintergrundmusik ist solide gemacht und kann vor allem die Action-Sequenzen mit lauter Spannungsmusik sehr gut unterstreichen. Die Kulisse ist meist gut, vor allem für die Action-Szenen hat man sich gute Drehorte ausgesucht. Besonders die Szenen auf der Autobahn und das Finale auf einem hohen Gerüst sind wirklich sehenswert. Der Schnitt ist relativ schnell, genauso wie das Erzähltempo. Dadurch ist "Darkman" zwar kurzweilig, wird aber nicht langweilig. Die Action-Sequenzen sind ein wenig veraltet, zumal sie von 1990 sind, können aber immer noch gut unterhalten. Die Action besteht größtenteils aus Explosionen. Auch die Maske leistet bei dem entstellten Gesicht des Darkmans hervorragende Arbeit. Die Atmosphäre ist meist düster und bedrohlich und ist damit maßgeblich am hohen Unterhaltungswert beteiligt. Alles in allem ist die Umsetzung wirklich gut.
Nachdem er "Tanz der Teufel" hervorragend inszenierte zeigt Regisseur Sam Raimi, was in ihm steckt. Vor allem bei den Action-Szenen zeigt er sich stark, zumal er mit der "Spider-Man Trilogie" weitere Maßstäbe setzen konnte. Auch das Drehbuch stammt teilweise aus seiner Hand. Rami ist definitiv der beste Regisseur für Comic-Verfilmungen und mit Michael Bay und John McTiernan sicherlich einer der besten Action-Regisseure der letzten Jahre.
Liam Neeson spielt die Hauptrolle gut und glaubwürdig. Er kann die Rolle des brutalen Darkmans exzellent auf die Leinwand bringen. Dennoch halte ich ihn für eine Fehlbesetzung, da es irgendwie seltsam ist, den liebenswerten Neeson, den barmherzigen Helden Oskar Schindler in der Rolle eines brutalen Rächers zu sehen. Da der Darkman aber vor "Schindlers Liste" gedreht wurde, kann man dem Film schlecht einen Vorwurf daraus machen. Die übrigen Nebendarsteller sind gut.
Fazit:
Regisseur Sam Raimi setzt hier eine überaus unterhaltsame Comic-Verfilmung in Szene. Die Story ist zwar klischeehaft und überaus flach, aber wen stört das schon bei den guten Action-Sequenzen und dem hohen Unterhaltungswert. Vor allem die Umsetzung des Films ist nahezu perfekt gelungen: Maske, Schnitt, Action-Szenen, Musik und Kulisse sind gut. Besonders das furiose Finale garantiert letztlich einen unterhaltsamen Kino-Abend mit dem "Darkman". Nur die hohe Vorhersehbarkeit, die aus dem stereotypen Muster resultiert, verhindert, dass der Film richtig spannend wird. Für Action-Fans empfehlenswert.