Inside a Skinhead (The Believer)
Gesehene Version: Leih DVD 94: 16 Min
Inhalt:
Der Jude Daniel Balint (Ryan Gosling) kann seinem Glauben nicht mehr folgen und fängt deshalb an sich für Neofaschistische Gruppen zu interessieren. Auf einem Treffen von diesen in New York lernt er Curtis Zampf (Billy Zane) und Lina Moebius (Theresa Russel) sowie deren Tochter Carla (Summer Phoenix) kennen. Die beiden wollen eine neue Rechte Bewegung gründen und erkennen Daniels Redetalent. Sie versuchen ihn für sich zu nutzen um Spenden zu sammeln und die Gruppierung voranzutreiben. In der Zwischenzeit fängt er eine Liaison mit Carla an, die Hebräisch von ihm lernen möchte. Sein Ziel ist es die jüdische Synagoge zu sprengen. Bei diversen Aktionen beginnt er nachzudenken.
Charakteristik:
Der Film beginnt in der New Yorker U-Bahn, in der ein Jude eifrig lernt. Danny beobachtet diesen. Er rückt immer näher und verfolgt ihn schließlich. Auf offener Straße schlägt er ihn nieder. „Hey Streberschüler steh endlich auf (…) tue mir einen gefallen, schau mich an verdammt nochmal, schlag mich (…) scheiß Jude“. Er läuft davon und sucht Unterstützung in einem Haus von Curtis, wo ein Treffen von Faschisten stattfindet. Danny trägt ein rotes T – Shirt mit einem Hakenkreuz auf der Brust. Er signalisiert ganz deutlich welcher Gesinnung er ist. Er unterbricht das Gespräch „(…) Die jüdische Welt ist eine moderne Krankheit.“. Die beiden Veranstalter sind nicht de r Meinung, dass die Rasse in der heutigen Zeit noch eine Rolle spielt, doch dann schwingt Danny eine Rede und auch wenn ihnen der Inhalt nicht unbedingt gefällt erkennen sie sein Talent. Ein Reporter ruft Daniel an und möchte ein Interview mit ihm führen. „In der modernen Welt glauben wir dass es eine Hierarchie gibt.“ Er begründet dies mit einigen Thesen und kommt so zu dem Schluss, dass die Juden versaut, schwach sind. „Sie untergraben die Tradition und entwurzeln die Gesellschaft“ (…) ein richtiges Volk entwickelt seinen Geist aus dem Land (…) aber die Juden haben kein Land.“ (…) der richtige Jude ist ein Nomade, (der) keine Wurzeln, kein Land hat, deshalb verallgemeinert er alles. (…) alles was er kann ist kaufen und verkaufen, Kapitalmärkte manipulieren, alle Sachen die abstrakt sind (…).“ (…) „Was haben uns die größten Juden gebracht? Marx, Freud und Einstein. Den Kommunismus, infantile Sexualität und die Atombombe.“ Der Redner macht dem Reporter unmissverständlich klar, dass er weiß wovon er redet. In einer nüchternen, intelligenten Art beeindruckt er den Reporter und redet sich in einen Rausch. Die Worte zeugen von tiefem Hass, woher weiß man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er bleibt ganz sachlich, ruhig und gelassen. Der Reporter stellt die Entscheidende Frage nach dem Interview. „Wie kannst Du das alles glauben, wenn Du doch selber Jude bist?“. Daniel verleugnet dies. Nach einem Auftritt in einem „koscheren“ Restaurant müssen sie an einer Verhaltenstherapie teilnehmen. Dort treffen die jungen desillusionierten um Daniel auf ältere, die schon einiges mehr an Lebenserfahrung haben. Ein älterer Herr erzählt eine Geschichte, als ein Offizier seinen Sohn aufspießte. Danny stellt sich vor, was er getan hätte und kommt zu dem Schluss, dass er den alten Mann, der nichts getan hat, nicht versteht. Dies ist wohl symbolisch für den Konflikt zwischen der Generation Krieg und der heutigen Jugend und aber auch symbolisch dafür, dass er sich ‚Auflehnen möchte gegen das was ihn nicht passt. Als nächstes bringen sie einen Sprengstoff in der Synagoge an. Als die Gruppe sich über die Reliquien lustig machen klärt er sie auf. Er brilliert mit Wissen und wird seinerseits an seine Kultur erinnert. Als ihn jemand aufgrund dessen kritisch hinterfragt schwingt er wieder eine Rede um zu vertuschen, dass er selbst Jude ist. „Eichmann, er studierte die Thora, die Talmud, die Mischna, einfach alles. Er hat die Juden gehasst.“ Er war verantwortlich für die Verbannung der Juden. Er zeigt damit Wissen und gleichzeitig Überlegenheit. So längt er auf der einen Seite von sich ab, beweist aber gleichzeitig Führungsqualitäten. Die Jungs zerstören die Heilige Schrift, doch Daniel nimmt sie mit nach Hause und repariert sie sorgfältig. Je tiefer er in den Sumpf gerät, umso mehr gerät er in den Gewissenskonflikt was er tut. Doch die Enttäuschungen aus der Kindheit treiben ihn weiter an. Er sucht nach einer Identität. Er scheint verloren, gegangen zwischen Verstand und Gefühl. Er bekommt ein Jobangebot und hält jetzt Seminare für „Antisemiten“, also diejenigen die der Bewegung dienlich sind. In einem Buchladen trifft er auf einen alten Schulkollegen der ihn einlädt. Auf der einen Seite verheimlicht er sein Leben als Nazi, auf der anderen Seite seine Wurzeln als Jude…
Kritik:
„Dieser Film lässt American History X wie eine MTV – Verfilmung aussehen“ werben die Produzenten auf dem Cover. Und in der Tat, brilliert der Film mit in den Bann ziehenden Dialogen, mit einer omnipotenten Präsenz des Hauptdarstellers und seinem Wort. Im Gegensatz zur physischen Gewalt in American History X schleicht sich hier die Gewalt des Wortes ein subtil ein. Die Gewaltszene am Anfang dient hier eher dazu den angestauten Frust zu zeigen und die Enttäuschung, welche er in der Kindheit erlebte zu symbolisieren. Es ist ein schwierig zu verstehender Film, der sicherlich zu recht ab 18 ist. Denn physische Gewalt kann man als Gut und Böse unterscheiden. Jedoch Worte zu differenzieren braucht es einer bestimmten Erfahrung. Nun aber zum Vergleich.Der Film zeigt zwar die Entwicklung, die Entstehung in Rückblenden, die Entwicklung und schließlich den dramatischen Schluss. Jedoch kann dieser Film bei weitem nicht die Emotionen wecken, die American History X weckt. Und da stellt sich die Frage was dieser Film aussagen will und ob er die gleiche Wirkung hat wie des Vorbilds. Der Werdegang von Daniel ist ähnlich, er ist ein intelligenter Junge der vieles in Frage stellt, aber nicht ernst genommen wurde in der Schule. Auch er wird manipuliert, nur ist seine Einstellung krasser, als die von Curtis und Lina. Und so kommt der Moment der Kehrtwende. Eine völlig überflüssige Szene ist die in dem Restaurant. Diese Szene gibt es auch in American History X, wurde aber aus der finalen Fassung herausgeschnitten. Hier sieht man sie aus logischer Konsequenz um den Plot mit dem Treffen der Generationen zu rechtfertigen. Dies ist jedoch wenig Aussagekräftig. Und das ist meines Erachtens auch ein Beispiel für die Schwächen des Films. Henry Bean schafft es nicht den Zuschauer zu zeigen wie ein solches falsches Verhalten entstehen kann und die damit verbundenen Konsequenzen für die Person selbst und sein Umfeld. Zwar gibt es keine logischen Fehler, jedoch die Identifikation ist bei weitem nicht so hoch und somit auch die Wirkung geringer die American History X in mir auslöst. Deshalb bleibt dieser gute Versuch letztlich doch ein Stück weit hinter dem Original zurück. Trotzdem ist er einer der besseren Filme, die sich mit diesem Genre beschäftigen.
Fazit:
Diesen Film kann ich getrost empfehlen