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„Alice im Zombieland und das Ende der Endzeit"

Reboot, restart, reset. Zum bereits 6. Mal verpassen Paul W.S. Anderson und Gattin Milla Jovovich der Videospiel-Adaption „Resident Evil" einen neuen Kaltstart. Bei der Zombie-Apocalypse-Serie ist es nämlich schon gute Tradition, ein Gros der Inhalte des jeweiligen Prequels fröhlich zu ignorieren und Kampfamazone Alice wieder ganz von Neuem gegen Untote, künstliche Intelligenzen und ein Killervirus antreten zu lassen. Nun also kommt das „Final Chapter", die unwiderruflich letzte Abrechnung mit der sinistren „Umbrella Corporation".

Und Franchise Mastermind Anderson macht sofort klar, wo die Reise hingeht: Action, Action, Action. Das Problem: schon die fünf Vorgänger kamen in dieser Hinsicht mit extrem breiter Brust daher, da für das große Finale noch mal ein paar Brickets nachzulegen, scheint kaum mehr möglich. Und tatsächlich tut sich Anderson diesmal schwer, das Actioninferno v.a. des direkten Vorgängers ein weiteres Mal zu toppen. Nur, das ist gut so.
Ob aus Budgetgründen (diesmal stand erkennbar weniger zur Verfügung), oder ganz bewusst, die Reduktion auf überschaubarere Set-Pieces mit eingedampftem Kampfpersonal (die Zombiehorden mal ausgenommen) legt den Fokus wieder mehr auf Alice und ihre ganz speziellen Fähigkeiten. Für sie persönlich bedeutet das dann noch weniger Verschnaufpausen, noch mehr Verfolgungsjagden, noch mehr degenerierte Monster, noch mehr fiese Fallen. Gut, nach 15 Jahren Dauergefecht an der Zombie-Front, hat sich eine gewissermaßen routinierte Expertise eingestellt und Milla Jovovich scheint ohnehin alterslos zu sein. Da gibt es wenig zu lachen für Umbrella-Boss Dr. Isaacs (Iain Glen) und seinen Schergen Wessler (Shawn Roberts).

Zunächst einmal versucht Anderson die inhaltlichen Fäden sämtlicher Vorgänger zumindest einigermaßen zusammen zu fügen. Das ist gar nicht so dumm, denn bei den Wenigsten dürfte da viel hängen geblieben sein. Zwar fällt ihm dazu nicht mehr ein, als Alice per Voice Over ein etwas gehetztes Fazit ziehen zu lassen, aber wenigstens ist man nun wieder einigermaßen im Bilde.
Der direkte Anschluss an „Evil 5" findet diesmal sogar statt, nur überspringt Anderson einfach den Existenzkampf zwischen Zombies und den in Washington verschanzten Resten der Menschheit. Das kann man bedauern, aber mal ehrlich, wer will schon zu Beginn eines Films mit einer epischen Endschlacht erschlagen werden? Und noch schlimmer, was soll danach noch kommen? Dann schon lieber den Panoramablick über die apokalyptischen Reste der US-Hauptstadt.

Überhaupt hat Anderson sein Händchen für starke Bilder nicht verloren. Zwar geht es diesmal deutlich monochromer zu und vieles spielt sich im Dunkeln ab, die Endzeitatmosphäre wirkt damit aber auch wieder stimmiger und packender wie in den beiden bunteren Vorgängern. Und kreativ gewitzte Ideen wie brennende Benzin-Ströme entlang der Fassade eines Wolkenkratzers kommen damit viel besser zur Geltung.  
Weniger gelungen sind leider ein Gros der Kämpfe, insbesondere zu Beginn, die unter zu schnellen Schnitten und einer generellen Unübersichtlichkeit leiden. Für Computerspielfreaks mag das noch angehen, der schnöde Filmfan dürfte da weniger nachsichtig sein.

In der zweiten Filmhälfte werden immerhin sämtliche Schwächen zunehmend zurück gedrängt und das wohlige „Resident Evil"-Feeling der (besseren) ersten drei Filme stellt sich ein. Mit einer Handvoll kerniger Freiheitskämpfer kehrt Alice an den Ursprungsort der Katastrophe zurück, nach Rancoon City, und dringt bis ins hermetisch abgeriegelte Hauptquartier des Gegners vor. Wessler macht ihnen das Vordringen in den Hive, also das unterirdische Forschungslabor der Umbrella Corporation, so schwer als möglich und hat ein paar unangenehme Überraschungen parat. Allerdings spielt der Kontrollcomputer „Red Queen" ein doppeltes Spiel, so dass die Karten ständig neu gemischt werden.

Hier fährt Anderson jetzt endlich alles auf, was zumindest Fans der Reihe erwarten. T-Virus und Antivirus, das tödliche Hi-Tech-Labyrinth des Hive, ein gnadenloser Countdown bis zur endgültigen Apocalypse und zwei sardonische Widersacher, die Alice alles abverlangen. Der Film findet hier einen etwas gehetzten, aber einigermaßen runden Abschluss, der sich zudem ein sogar recht cleveres Scheunentor für weitere Abenteuer offen lässt. Ob der momentane „Zombie-Overkill" mit unzähligen „The Walking Dead"-Ablegern in Kino, TV und DTV hier überhaupt noch sinnige Nischen lässt, sei allerdings deutlich in Frage gestellt.

Also Ende gut, alles gut? Im Prinzip ja. „Resident Evil" war nie intelligentes Science Fiction-Kino zum Nachdenken oder gar Philosophieren. Auch versiertes Schauspiel und geistreiche Dialoge standen auf der Agenda nicht unbedingt ganz oben. Vielmehr war das stets eine auf lärmenden Budenzauber ausgerichtete Horror-Action-Party, die auf erfrischend unzimperliche und simpel gestrickte Art den Endzeitfilm hoch beschleunigte. „The Final Chapter" ist dahingehend voll auf Kurs. Data saved.

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