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Eigentlich hatte Sylvester Stallone den Stoff für einen fünften "Rambo"-Film entwickelt. Als er das Script seinem "Expendables"-Kompagnon Jason Statham zu lesen gab, war der so begeistert, dass Stallone ihm die Hauptrolle überlies und auf seine Zwecke umschrieb. Mit dem Genre-erprobten Gary Fleder auf dem Regiestuhl (u.a. „The Shield", „Das Urteil", „Sag´ kein Wort") konnte dann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Ist es auch nicht, denn „Homefront" ist ein geradliniger Action-Thriller der guten alten Schule. Qualitativ ist das den unzähligen, direkt für den Heimkinomarkt produzierten Rentenversicherungen von Lundgren, Van Damme, Seagal und co. turmhoch überlegen. Fleder ist kein Dilettant, der irgendwelche osteuropäischen Hinterhöfe unbeholfen ausleuchtet und seine unterdurchschnittlichen Darsteller darin beim Aufsagen von Groschenheft-Dialogen amateurhaft abfilmt. Er hat sowohl ein Gespür für die Stärken seiner Schauspieler wie auch für die Besonderheiten der jeweiligen Locations.
So sorgen die feuchte Schwüle Louisianas, die durch sumpfige Umgebung schnell verrottenden Farmen sowie der durch diverse Bars- und Diners wabernde Kleinstadtmief für eine stimmige Atmosphäre, in der sich ein harmlos beginnender Konflikt schleichend, aber unaufhaltsam zu einer tödlichen Auseinandersetzung hochschraubt. Mit dem modernen ADS-Actionpublikum, das alle 5 Minuten mit einem neuen CGI-Knalleffekt bei Laune gehalten werden muss, hat Fleder nur wenig Mitleid. Er lässt sich zunächst bewusst Zeit die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu entwickeln und erzeugt damit geschickt eine bedrohlich-angespannte Grundstimmung.

Dass dies so gut funktioniert ist auch ein Verdienst der clever gecasteten Darsteller. Während Jason Statham gewohnt souverän den abgebrühten, wortkargen Einzelgänger mimt, sind es v.a. Kate Bosworth und James Franco als Meth-umnebeltes Geschwisterpaar die hier Akzente setzen.  Von beiden geht eine latente Gefährlichkeit aus, die letztlich zur Eskalation führt. Dabei beginnt zunächst alles ganz harmlos mit einem profanen Schulhofstreit:
Die 9-jährige Maddy verpasst ihrem Mitschüler Teddy eine blutige Nase, weil er sie gemobbt hat. Teddys Mutter Cassie (Bosworth) stachelt darauf ihren Mann an, Maddy Vater Phil Broker(Statham) zur Rechenschaft zu ziehen, was in einer unrühmlichen Bauchhandlung endet. Also setzt Maddie ihren wesentlich weniger zimperlichen Bruder Gator (Franco) auf Phil an. Der örtliche Drogenbaron kämpft dann auch mit härteren und effektiveren Bandagen, indem er Phil und Maddy mit einer Mischung aus Psychoterror und gezielten Brutalitäten immer mehr zusetzt. Als er herausfindet, dass es sich bei Broker um einen ehemaligen Undercoveragenten der Drogenfahndung handelt, sieht er seine große Chance. Denn der einsitzende Bikerboss Danny Turrie (Chuck Zito) hat noch eine ganz spezielle Rechnung mit Broker offen. Nicht nur hat dieser seine Gang infiltriert, sondern auch den Zugriff organisiert, bei dem sein Sohn erschossen wurde. Gator wiederum hofft auf ein großflächigeres Verteilersystem seiner Drogen. Also eine klassische Win-Win-Situation, wären da nicht die speziellen Fertigkeiten Brokers ...

Stallone und Fleder kitzeln aus diesem zugegebenermaßen simplen Szenario eine erstaunliches Maß an Spannung und atmosphärischer Dichte heraus. Die sich anstauende Aggressivität bei Broker überträgt sich auf das Publikum. Von seinen Gegnern trotz mehrfacher Beruhigungsversuche und Warnungen immer weiter gereizt, bleibt dem sich eigentlich nur nach einem ruhigen und beschaulichen Landleben sehnenden Ex-Cop nichts anderes übrig als wieder zur Kampfmaschine zu mutieren. Natürlich ist das klassische Schwarz-Weiß-Malerei, aber der Hang zur Fehde und zu Vorbehalten gegenüber Neuankömmlingen gehört in vielen Redneck-Staaten der USA durchaus zu den Dingen auf die man stolz ist, oder die man zumindest nicht abstreitet. Darüber hinaus gibt es in „Homefront" auch eine Reihe anderer Charaktere, die keineswegs das Bild vom tumben und boshaften Landei bedienen. Und sogar für Grauzonen hat es gereicht, die von Wynona Rider in einer zwar kleinen, aber durchaus relevanten Rolle ausgelotet werden.
Wie dem auch sei, ihm Rahmen eines sich auf das Wesentliche konzentrierenden Actionthrillers sind die teilweise schablonenhaften Figuren kein ärgerliches Manko, sondern ein antreibender Motor der Handlung. Vieles erinnert dabei an „Road House" und „Rambo 1", sicherlich nicht die schlechtesten Genre-Visitenkarten. Statham zeigt dabei einmal mehr seine unwiderstehlichen „Fels-in-der-Brandung"-Qualitäten und schafft es auch in den ruhigeren Momenten mit seiner Filmtochter authentisch und glaubwürdig zu bleiben.

Ein wenig schade ist es, dass Fleder nicht auch in den Actionsequenzen dem unaufgeregten und schnörkellosen Stil treu bleibt, den er inszenatorisch und erzählerisch ansonsten schnurgerade durchzieht. Die doch recht flotte Schnitttechnik trübt ein ums andere Mal den Genuss der sauber choreographierten Kampfszenen und ist - wie so oft - eine völlig unnötige Anbiederung an moderne Gepflogenheiten.

Fazit:
„Homefront" ist ein stringent erzählter Actionthriller der guten alten Schule, bei dem neben dem teilweise namhaften Cast (James Franco, Wynona Rider, Kate Bosworth) v.a. die stimmige Atmosphäre des ländlichen Louisiana sowie die behutsam aufgebaute Spannung überzeugt. Wem das zu wenig knackig oder zu oberflächlich ist, dem könnte auch folgendes reichen: Star: Jason Statham. Drehbuch: Sylvester Stallone. Vorbilder: „Road House" und „Rambo - First Blood". Noch Fragen? Dann also nichts wie rein.

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