Ist der Mensch wirklich Herr seines eigenen Willes, oder sind wir nur Spielfiguren auf dem Schachbrett des Schicksals?
Berserk zählt zu den wohl facettenreichsten Erzählungen überhaupt. Mittlerweile gibt es schon 36 Manga und ein Ende ist nicht in Sicht. Die gleichnamige Serie zum Buch ließ natürlich nicht allzu lang auf sich warten und wurde bereits 1997 veröffentlicht. Doch worum geht es eigentlich in Berserk?
Auf den ersten Blick erzählt Berserk vom Leben einer Söldnertruppe im Mittelalter. Der Broterwerb dieser Kaste ist sicherlich kein Zuckerschlecken und auch im Allgemeinen geht es im Mittelalter rau zu. Wie hintergründig, poetisch und auch faszinierend allerdings die Geschichte wirklich ist, entfaltet sich erst nach ein paar Anfangsfolgen. So erfährt man unter anderem wie der schwarze Ritter zu dem wurde was wir in den ersten Folgen zu sehen bekommen und natürlich noch sehr viele weitere interessante Dinge mehr. Sicherlich kann in der Serie nicht so ausführlich auf jedes Detail eingegangen werden, wie es in der Mangavorlage getan wird. Allerdings kann man mit diesem Kompromiss sehr gut leben, denn die epische wie komplexe Handlung kommt trotzdem nie zu kurz. Allein schon die Hauptfiguren von Berserk sind einmalig. Da haben wir zum einen den Krieger Guts, der kein Mann der großen Worte ist. Viel lieber lässt er sein weitaus größeres Schwert für sich sprechen. Und auf dem Schlachtfeld bringt ihn eben nur diese Mentalität nach vorne, womit er sich dann auch in seinem Handeln bestätigt fühlt. Im Gegensatz dazu ist Griffith das elegante bzw. sehr charmante Gegenstück zum groben Schlächter Guts. Er glaubt vielmehr fest an seinen Traum und verfolgt diesen mit eisernen Ambitionen. Dabei sind ihm alle Mittel recht und somit schreckt er auch nicht vor grausamen Methoden zurück, um das zu bekommen was er will. Zwar wirkt Griffith auf den ersten Blick wie der typische Märchenprinz, doch hinter der kühnen Fassade tun sich finstere seelische Abgründe auf. Die Frau zwischen den beiden Kämpfern heißt Cascar und diese Figur braucht sich wirklich nicht hinter den starken Hauptfiguren zu verstecken. Auch wenn sie eine äußert taffe Persönlichkeit ist, sehnt sie sich doch insgeheim nach Geborgenheit. Dann hätten wir noch den klugen Messerspezialisten Jodou, der oft eine schlichtende Rolle in Streitsituationen einnimmt. Eine weitere interessante Figur nimmt Corkus ein, der mit Guts scheinbar nie auf einen grünen Zweig kommt. Außerdem ist noch der bullige Pippin und Rickert - der jüngste von den Falken - zu erwähnen. Dank dieser gut durchdachten Charaktere kommt während der gesamten Serie eine unvergleichliche Spannung auf. Erwähnenswert sind übrigens auch die genialen und sehr glaubwürdigen Charakterentwicklungen. So behandelt die bewegende Geschichte immer wieder Motive wie Treue, Freundschaft, Verrat, Ehre, Stolz und Liebe. Da sich die Lage für Griffith und seine Falken allerdings ab einem gewissen Zeitpunkt extrem verschärft und die Umstände einfach nur noch unerträglich schrecklich sind, kommen dann noch zusätzlich Gefühle wie Trauer und Angst hinzu. Selten habe ich mit Charakteren so mitgefeiert wie hier. Gerade der Schluss geht einem dann mächtig unter die Haut.
Was die Präsentation angeht muss man bei Berserk schon ein paar Abstriche machen.
Die Animationen sind zwar immer noch durchaus charmant und passen auch gut zum düsteren Grundton, allerdings sind sie aus heutiger Sicht stark veraltet. Gleiches gilt auch für die stellenweise detailarmen Hintergründe. Ein großer Pluspunkt aus meiner Sicht ist aber wiederrum das Charakterdesign. Der eher „realistische Zeichenstil“ passt wirklich sehr gut in die schmutzige Welt von Berserk.
Das gleiche gilt übrigens auch für den ausgezeichneten Soundtrack der Serie. Nicht nur die Intro/ Outro Songs sind sehr treffend gewählt, auch die allgemeine Musikuntermalung ist immer wieder von hoher Qualität.
Also, trotz kleinerer Schwächen bei der visuellen Umsetzung muss ich Bererk dennoch die Höchstwertung geben. Die Geschichte ist einfach mitreißend erzählt und absolut nicht vorhersehbar. Wenn man glaubt man hätte einen neuen Höhepunkt ausgemacht, wird dieser kurz darauf wieder getoppt. Bemerkenswert ist auch die Charakterentwicklung die wohl jeden zum Staunen bringen dürfte.
Ist der Mensch wirklich Herr seines eigenen Willes, oder sind wir nur Spielfiguren auf dem Schachbrett des Schicksals?
Mein Schlusswort:
De Animeserie zu Berserk ist nicht ganz so blutrünstig wie der Manga geraten. Das ist aber gar nicht von Nöten, denn man hat die düstere Atmosphäre des Buchs treffend eingefangen. Dabei bekommt man vor allem immer wieder einen Wechsel aus blutigen Schlachtengetümmel und philosophischen Ansätzen geboten. Das rabiate wie auch verstörende Finale, ist sowohl eine Stärke als auch Schwäche der Serie. Wer hier allerdings nicht das Buch zum Weiterlesen zur Hand hat, tut mir echt Leid…